Berufsorientierungsmarkt an Martinusschule Förderschülern werden Zukunftsperspektiven aufgezeigt
Kaarst · Auf dem Berufsorientierungsmarkt in der Martinusschule an der Halestraße haben sich Arbeitgeber präsentiert, bei denen die Förderschüler später unterkommen können. Die Teilnehmer zeigten reges Interesse.
Der Arbeitskräftemangel ist enorm. Für Absolventen von Förderschulen bedeutet das, dass auch sie von möglichen Arbeitgebern umworben werden. Ihnen stehen viele Türen offen. Am Dienstag wurde die Turnhalle der Martinusschule an der Halestraße zum Berufsorientierungsmarkt. Die Schüler mussten Anbieter von Jobs kontaktieren und diese Kontakte auf einem Formular dokumentieren.
Arbeits- und perspektivlos, ein Leben als Hartz IV-Empfänger: Das ist kein zwingendes Schicksal für alle, die eine Förderschule besuchen. Das wurde am Dienstag unter anderem am Infostand der Malteser deutlich. Pflegefachassistenz heißt das Zauberwort für eine berufliche Perspektive, die besser ist als allgemein bekannt. Ilka Stichelbach und Patrick Murawski warben für eine einjährige Ausbildung und nannten konkrete Zahlen: Die Ausbildung umfasst 800 Stunden Theorie und 860 Stunden Praxis in einem Seniorenheim. Während der Ausbildung werden 1114 Euro brutto bezahlt, das ist in etwa der doppelte Sozialhilfesatz. Wer das Jahr erfolgreich durchläuft, kann sich auf 2473 Euro brutto pro Monat freuen. Wer aufsteigen möchte, kann sich anschließend zur Pflegekraft ausbilden lassen.
Tanja Malter ist stellvertretende Pflegedienstleitung im Vinzenzhaus. „Wir haben eine examinierte Kraft, mit der wir sehr zufrieden sind und die mit einem Förderschulabschluss bei uns angefangen hat“, erklärte sie. Eileen Holz ist bei einer Kapellener Spedition für das Personal zuständig: „Wir suchen unter anderem Fachkräfte für Lagerlogistik und Berufskraftfahrer.“ Ihr Fazit der Veranstaltung: „Viele der Schülerinnen und Schüler waren sehr interessiert.“ Fabian Brendel ist stellvertretender Marktleiter bei Rewe Röttcher – und auf der Suche nach neuen Azubis. „Wir hatten bereits viele Praktikanten von dieser Schule“, sagte er. Im Angebot hat Brendel Ausbildungsplätze zum Verkäufer, zum Einzelhandelskaufmann und zum Fleischereifachverkäufer.
Jugendliche könnten
mit einem Praktikum anfangen
Gina Joika von der Diakonie im Rhein-Kreis Neuss kommt aus der Abteilung „Recruting“. Sie empfahl, ganz klein anzufangen, zunächst ein Freiwilliges Soziales Jahr zu absolvieren und dann eine Ausbildung anzuschließen. Absolventen von Förderschulen seien möglicherweise als Erzieher im Bereich Büromanagement überfordert, aber das Berufsziel „Kinderpflegekraft“ sei realistisch.
Andrea Nöthgen lebt an der Martinusschule ihren Traum: „Ich wollte immer Lehrerin werden.“ Sie betreut die Schülerfirma, die sich am Dienstag um das leibliche Wohl kümmerte. Die Schüler, die die Köstlichkeiten zubereitet hatten, waren glücklich und dankbar für jedes Lob. Pauline, die bereits bei „Paul kocht“ ein Praktikum absolvierte, würde aber lieber in einem Kindergarten arbeiten als in der Gastronomie. Ein Anfang für die 16-Jährige wäre eine Lehre zur Kinderpflegeassistentin. Für Thomas Schwarz vom Berufsorientierungsbüro sind, für welchen Beruf auch immer, Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit und Teamfähigkeit unverzichtbar. Julien (16) wird jetzt die Schule mit dem Hauptschulabschluss verlassen. Ihn zieht es in die Pflege, während Vanessa (16) nur vage Vorstellungen hat. Die Hauptsache ist, dass sie „etwas mit Kunst“ machen kann.