Verein „Kaarster gegen Fluglärm“ Immer mehr Flüge nach 23 Uhr
Kaarst. · Fluglärmgegner Werner Kindsmüller hat Politikern überraschende Fakten berichtet.
Dass der Fluglärm stört, braucht man den Kaarstern nicht zu sagen. Aber wie kommt es zu diesem Lärm, vor allem nachts? Im Bau- und Umweltausschuss sprach jetzt der Vorsitzende des Vereins „Kaarster gegen Fluglärm“, Werner Kindsmüller, über ein Problem, dass vielen Bürgern die Wohnqualität vermiest. Und er hatte zum Teil Überraschendes zu berichten.
Eine Überraschung war die Information, dass die Zahl der Flugbewegungen nicht stetig steigt: „Im vergangenen Jahr hat es 206 000 Starts und Landungen gegeben, 2011 waren es noch 220 000 gewesen“, erfuhren die Ausschussmitglieder. Und wie kommt es, dass der Lärm trotzdem als immer störender empfunden wird? „Die Zahl der Flugbewegungen in den sensiblen Zeiten hat zugenommen“, erklärte Kindsmüller. Er meinte damit die Starts und Landungen zwischen 22 und 23 Uhr. Aber es ist nicht so, dass Punkt 23 hr Ruhe einkehrt: In 2018 hat es 2436 lugbewegungen nach 23 Uhr gegeben – das waren 400 mehr als im Jahre 2017. Das sei nicht mehr in Einklang zu bringen mit der Betriebsgenehmigung von 2005. Im Juni 2018 sei die Zahl der Starts und Landungen nach 23 Uhr durchschnittlich von 25,5 auf 41,6 gestiegen – kein Wunder also, dass der Ärger über Fluglärm zugenommen hat.
„Düsseldorf ist Deutscher Meister – leider nicht im Fußball, sondern in Bezug auf Verspätungen der Maschinen auf dem Düsseldorfer Flughafen“, sagte Werner Kindsmüller. Worauf er aufmerksam machte: „Wenn die Maschinen reinkommen, sind die Verspätungen nicht so extrem – zu Verspätungen kommt es vor allem bei den Starts.“
Er geht davon aus, dass die Kapazitäten heute schon überschritten sind und meint damit nicht die auf den Start- und Landebahnen, sondern Kapazitäten, die für eine reibungslose Abwicklung erforderlich sind. In den Sommermonaten ist zum Teil nur jede zweite Maschine pünktlich. „Das liegt nicht am Wetter, an den Fluglotsen oder an irgendwelchen Streiks, wie vom Flughafen gern behauptet wird“, erklärte Kindsmüller. Das Dilemma: Fluggesellschaften planen teilweise zwischen Landung und Start nur 35 Minuten oder weniger ein.
„Damit ist programmiert, dass Maschinen erst nach 23 Uhr landen“, so Kindsmüller. Der Home-Carrier-Status werde ausgenutzt, der es erlaubt, bis Mitternacht ohne Sondergenehmigung zu landen. Düsseldorf setze immer mehr auf Quantität als auf Qualität. Der Anteil am Geschäftsreiseverkehr und an Interkontinentalflügen nehme ab, stattdessen starten immer mehr Urlaubs-, darunter viele Billigflieger.
„Zu unserem Leidwesen gräbt Düsseldorf vielen anderen Flughäfen das Wasser ab – wie Dortmund, Münster oder Osnabrück, die von den Städten subventioniert werden“, beklagte Kindsmüller. Dass nur noch elf Prozent der Flüge Geschäftsflüge sind, untermauert nicht gerade das Argument des Flughafens, dass Kapazitätsausweitungen im Sinne der Unternehmen in der Region sind.
„Was kann die Kaarster Politik machen?“, wollte Heiner Hannen (Die Grünen) wissen. „Wir fühlen uns schon gut unterstützt“, erklärte Werner Kindsmüller. Eurowings, die Gesellschaft mit den meisten Verspätungen, habe Besserung zugesagt – jetzt müsse geschaut werden, ob auch Taten folgen werden.