NRW Schulen machen weiter Fenster auf
Kaarst · Ein Sachverständiger hat am Donnerstag die Mitglieder des Schulausschusses über die Wirksamkeit von Luftreinigungsgeräten in Schulen aufgeklärt. Ergebnis: Sie sind kein geeigneter Ersatz für das Stoßlüften.
Im jüngsten Schulausschuss ist beschlossen worden, dass in den Sommerferien ein Sachverständiger über die Wirksamkeit von Luftreinigungsgeräten in den Schulen referiert. Bernd Espeter, staatlich anerkannter Prüfsachverständiger, hat am Donnerstag den Mitgliedern des Schulausschusses erklärt, dass Luftreinigungsgeräte eine gute Ergänzung sind, an Stoßlüften und Maske tragen führe aber weiterhin kein Weg vorbei. „Das ist übrigens auch Vorgabe des Schulministeriums“, sagt Sebastian Semmler, Erster Beigeordneter und Schuldezernent der Stadt: „Egal, ob ein Gerät vorhanden ist oder nicht, es muss gelüftet werden.“
Die Wirkung der Luftreinigungsgeräte werde nach Angaben Semmlers aus fachlicher Sicht überbewertet. Zwar würden sie 99,9 Prozent der Viren herausfiltern – allerdings nur aus der angesaugten Luft. „Aufgrund des Strömungs- und Ansaugverhaltens der Geräte wird nur ein sehr kleiner Prozentsatz Luft in einem Raum gereinigt“, so Semmler und weiter: „Es ist eine Begleitmaßnahme, die aber im Hinblick auf den tatsächlichen Nutzen hinterfragt werden kann.“ Viel wichtiger sei, CO2-Ampeln zu beschaffen und in gewissen Abständen durch Lüften für kompletten Luftwechsel zu sorgen.
Laut Semmler kosten rund 150 Geräte knapp 500 000 Euro
In den Kaarster Schulen sind solche CO2-Ampeln bereits im Einsatz. „Sie funktionieren aus unserer Sicht gut, gerade in Grundschulen achten vor allem die Kinder darauf, dass sie immer auf grün stehen“, erklärt Semmler. Alle 20 Minuten wird in den Klassen gelüftet. Die Anschaffung von Luftreinigungsfiltern sei zudem ein großer Kostenfaktor. Die Stadtverwaltung habe entsprechende Geräte angefragt, die Kosten lägen für rund 150 Geräte bei knapp 500 000 Euro.
Nach Aussage des Sachverständigen sei der Bau einer echten Lüftungsanlage der richtige Weg. „Die Frage ist nur, ob wir das in allen Schulen und Kitas machen können und in welchem Zeitraum“, so Semmler. Die Stadt werde sich eher mit dezentralen Lüftungsanlagen befassen – also kühlschrankgroße Anlagen, die in jedem Raum und nicht über ein großes Röhrensystem gesteuert werden können. Diese Geräte saugen Frischluft an und geben verschmutzte Luft nach außen ab. Dazu gibt es mittlerweile auch Förderprogramme. „Diese Maßnahme können wir ber nicht im kommenden Herbst oder Winter umsetzen“, so Semmler.
Für den Schulausschussvorsitzenden Jan Günther (FDP) ist es beruhigend zu wissen, dass das Stoßlüften einen positiven Effekt hat. Auch die Einführung der CO2-Ampeln stellt er als wichtige Ergänzung dar. „Das war eine sehr sinnvolle Maßnahme“, sagt er. Allerdings hätte er sich gewünscht, dass die Situation in den Schulen schnell verbessert werden könne. „Wir hätten uns gefreut, wenn uns ein Instrument an die Hand gegeben worden wäre, damit das gelingt. Leider war die Quintessenz, dass mobile Luftfilter nicht das richtige sind und es luftraumtechnische Anlagen bräuchte“, so Günther weiter. In absehbarer Zeit wird die Verwaltung mit dem Sachverständigen und der Politik einen Rundgang durch alle Schul- und Kitaräume vornehmen und prüfen, wie der Stand der Dinge ist und wo dezentrale Luftanlagen überhaupt notwendig sind.