Kommunalwahl: CDU-Fraktionschefin Zillmer verliert Kampfabstimmung
Dorothea Zillmer (53) verliert knapp gegen den JU-Vorsitzenden Sven Ladeck (23).
Kaarst. Es war ein langer Abend in der Aula des Georg-Büchner-Gymnasiums: Bis nach 1 Uhr fand in Vorst die entscheidende CDU-Mitgliederversammlung statt, in der die Kandidaten für die 22 Wahlkreise der Kommunalwahl im Mai aufgestellt wurden.
Besondere Brisanz hatte die Abstimmung, da die CDU-Fraktionschefin Dorothea Zillmer von ihrem Ortsverband nicht erneut nominiert worden war. Sie verlor ihren Wahlkreis, den sie seit 25 Jahren direkt gewonnen hatte, an JU-Chef Sven Ladeck (23). Ein Ergebnis, das am Mittwochabend knapp mit 124 zu 117 Stimmen bestätigt wurde.
Das Interesse an der Wahl war groß, schon am Eingang der Schulaula bildeten sich Schlangen. Von 490 Parteimitgliedern waren 246 nach Vorst gekommen. Stadtverbandsvorsitzender Lars Christoph stellte zu Beginn den für die aus dem Stadtrat ausgetretene Uschi Baum (WZ berichtete) nachgerückten Carl-Wilhelm Bienefeld vor.
Im Wahlkreis 1 trat die 32-jährige Nadine Graber gegen die erfahrene Elisabeth Füßgen, Vorsitzende der Frauen-Union, an. Füßgen nutzte die Gelegenheit, um ihren Unmut über die Vorgehensweise des Vorstands bei der Kandidatennominierung zu erklären: „Es ist mir ein Rätsel, warum mich der Vorstand nicht aufgestellt hat und warum schon im Oktober unrichtig verkündet wurde, dass ich nicht mehr zur Wahl antreten würde.“ Nadine Graber: „Ich wünsche mir ein ausgewogenes Verhältnis der Generationen.“
Beide Kandidatinnen fanden Fürsprecher, die eine lebhafte Diskussion um die Altersfrage entfachten. Die Ehefrau von Bürgermeister Franz-Josef Moormann, Maria, beendete die Diskussion: Das Ausspielen von Jung und Alt sei unsinnig, meinte sie. Das gewählte Nominierungsverfahren sei unschön und ungeeignet und habe den nicht vorgeschlagenen Kandidaten nicht genügend Zeit zur Vorbereitung gelassen, auch sei die Ausgewogenheit der Kandidatenliste nicht gegeben. Das Wahlergebnis fiel dann mit 124 zu 118 Stimmen zugunsten von Nadine Graber aus.
Im entscheidenden Wahlkreis 6 nutzte Dorothea Zillmer ihre letzte Chance und erinnerte an den Ursprung der innerparteilichen Probleme, die zum Kommunikationsbruch zwischen Partei und Fraktion geführt hätten. Der inneren Zerrissenheit der Fraktion zum Trotz habe sie die Fraktion geeint und zu einer guten Arbeitsgemeinschaft geführt.
Der Versuch, den Stadtverbandsvorsitzenden Lars Christoph zu einer persönlichen Stellungnahme zu bringen, scheiterte. „Warum haben Sie Frau Zillmer nicht, wie es üblich ist, als sichere Kandidatin gesetzt?“, wurde aus dem Plenum gefragt. Christoph verwies auf die demokratische Wahl der Kandidatenliste, bei der er nur eine Stimme von zwölf gehabt habe, das Ergebnis für Sven Ladeck (kleines Foto links) jedoch letztlich deutlich ausgefallen sei. „Viele Gespräche in den vergangenen Wochen ergaben, dass wir ein zukunftsfähiges Kandidatenteam haben, das die Unterstützung des jeweiligen Ortsverbandes haben sollte“, so Christoph. Bestrebungen, Ladeck zur Rücknahme seiner Kandidatur zu bewegen, wurden als unverschämt gewertet.
In Büttgen wird der erst 17-jährige Schüler Daniel Schröder aufgestellt. Für Elisabeth Füßgen und Dorothea Zillmer gibt es keinen Listenplatz. Auf Platz 1 der Liste wurde Ulrich Orlinski gesetzt.
Einen Tag nach ihrer Niederlage hält die amtierende Fraktionschefin ihren Verbleib im Rat und ihren Posten als Fraktionsvorstand offen: „Ich bedauere, dass das Votum so ausgegangen ist, da ich mich gern mit meiner Arbeit und Erfahrung weiter eingebracht hätte. Aber das ist Demokratie. Davon unabhängig bin ich menschlich enttäuscht. Persönlich bin ich froh, dass ich mir in 25 Jahren Kommunalpolitik den Politikstil von Lars Christoph und Franjo Rademacher nicht zu eigen gemacht und mir meine Unabhängigkeit bewahrt habe. Gut getan hat, wie viele Menschen aus den unterschiedlichen Bereichen mir nicht nur gestern, sondern auch in den vergangenen zwei Wochen ihre Wertschätzung gezeigt haben.“
„Wir sind mit der nun gefundenen Kandidatenliste sehr zufrieden, denn wir haben eine gute Mischung von erfahrenen und jungen Menschen aufgestellt“, erklärt Lars Christoph gestern abschließend.