Mordfall Daniel D.: Vater des Opfers appelliert an Angeklagten

Sie wuchsen wie Brüder auf und wohnten „Garten an Garten“: Ein angehender Sportlehrer (28) soll seinen sieben Jahre älteren Cousin erschlagen haben. Dessen Vater richtete im Düsseldorfer Landgericht einen bewegenden Appell an den Angeklagten.

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Kaarst/Düsseldorf (dpa). Nach der mysteriösen Tötung ihres einzigen Sohnes haben die Eltern an den Verdächtigen appelliert, sein Schweigen zu brechen. Er wolle wissen, warum sein Sohn sterben musste, sagte der 68-jährige Vater des Getöteten am Dienstag beim Prozessbeginn vor dem Düsseldorfer Landgericht als Zeuge und fragte den Angeklagten - seinen Neffen: „Warum?“. Der 28-Jährige und sein Sohn (35) seien als Cousins eher wie Brüder aufgewachsen, „Garten an Garten“. Die Familien seien eng befreundet.

Die Mutter des Opfers richtete sich ebenfalls an ihren Neffen auf der Anklagebank: „Warum hast du den Daniel umgebracht? Sage es mir doch!“ Doch dessen Verteidiger sagte, sein Mandant werde weiter schweigen. Er bestreite, der Täter zu sein. Es gebe keine Tatwaffe und kein Tatmotiv. Wochenlang habe der 28-Jährige „dabei gesessen, als wir rätselten, was passiert sein könnte“, sagte der Vater. Inzwischen sei er überzeugt, dass sein Neffe seinen Sohn erschlagen habe. Vor der Tat habe der sich noch Horrorfilme angeschaut, sein Studium habe sich inzwischen als Fassade erwiesen.

Er habe auch nach der Tat lange nicht damit gerechnet, dass der 28-Jährige der Täter sei, selbst als dieser bereits unter Verdacht gestanden habe, sagte der Vater des Opfers. Als sein Neffe aber nach der Tat erzählt habe, Jugendliche hätten seinen Autoschlüssel gestohlen, Benzin im Wagen vergossen, den Gurt herausgeschnitten und den Wagen wieder verschlossen, habe er dies keinen Moment geglaubt. Der Angeklagte habe sexuelle Kontakte zu minderjährigen Schülerinnen unterhalten und stehe im Verdacht, bei Prüfungsleistungen an der Universität getäuscht zu haben, sagte der Anwalt der Eltern, die als Nebenkläger im Verfahren auftreten.

Möglicherweise habe der ältere Cousin davon gewusst und den Angeklagten unter Druck gesetzt. Die Ermittler gehen davon aus, dass der 28-Jährige seinen Wagen selbst manipuliert hat und damit Spuren vernichten wollte. Dennoch hatten Spezialisten winzige Blutspuren des Opfers im Wagen des Aushilfslehrers entdeckt. Der ist wegen Totschlags angeklagt. Die Ermittler rätseln nach wie vor über sein Motiv. An der Beerdigung des Opfers hatte er noch teilgenommen. Als sich danach die Indizien gegen ihn verdichteten, war er festgenommen worden.

Die Auswertung von Telefondaten ergab, dass beide am Tattag mehrfach miteinander gesprochen hatten. Der Vater sagte aus, fünf Tage vor der Tat habe sein Sohn bei einer Familienfeier nicht mehr neben seinem Cousin sitzen wollen. Was der Grund dafür gewesen sei, wisse er „leider“ bis heute nicht. Die Mutter des Opfers berichtete, am Tag nach dem Tod ihres Sohnes habe der Cousin gesagt, seine Waschmaschine sei defekt. Heute sei sie überzeugt, er habe die Maschine schnell verschwinden lassen - und mit ihr Spuren der Tat. Das Düsseldorfer Landgericht hat für den Fall zunächst 22 Verhandlungstage angesetzt.

Die Leiche war im vergangenen Dezember an einer Landstraße in Kaarst bei Düsseldorf entdeckt worden. Der Tote lag neben seinem Wagen. Er war mit einem langen, schweren Gegenstand erschlagen worden. Die Rechtsmediziner fanden Spuren für mindestens zwei Hiebe ins Gesicht und eine Vielzahl von Schlägen auf den Hinterkopf. Die Tatwaffe blieb trotz aufwendiger Suche verschwunden. Die Ermittler hatten sogar den Sarg des Opfers wieder ausgraben lassen, weil sie vermuteten, der Verdächtige könnte die Tatwaffe darin versteckt haben. Bei dem Lehrer wurden auch Fotos von halbnackten Schülerinnen entdeckt. Deswegen läuft ein weiteres Verfahren gegen den Aushilfslehrer.