Spurt in den Mai – eine Erfolgsstory seit gut 60 Jahren Hinter dem Radsport-Boom steckt viel Arbeit

Büttgen · Mit viel ehrenamtlichem Engagement bereitet der VfR Büttgen nicht nur die beiden Radsport-Tage in der kommenden Woche vor, auch die sportlichen Erfolge wären ohne diesen Einsatz nicht möglich.

Zum „Race-Bike-Kids“, das früher „Erste-Schritte-Rennen“ hieß, für die ganz kleinen Radsportler in Büttgen lagen bis zum Wochenbeginn bereits 70 Anmeldungen vor.

Zum „Race-Bike-Kids“, das früher „Erste-Schritte-Rennen“ hieß, für die ganz kleinen Radsportler in Büttgen lagen bis zum Wochenbeginn bereits 70 Anmeldungen vor.

Foto: Wolfgang Walter

Manchmal kann zu viel Erfolg auch hinderlich sein. So wie im Fall von Moritz Mauss. Das Radsport-Talent des VfR Büttgen sollte eigentlich beim „Spurt in den Mai“, dem traditionsreichen Bahnrennen, das sein Verein seit 1981 immer am 30. April im Sportforum an der Olympiastraße ausrichtet, erste Erfahrungen im Vergleich mit den großen Namen der Radsportszene wie den amtierenden Europameistern Theo Reinhardt und Roger Kluge sammeln. Dafür sollte er mit dem erfahrenen Lucas Liss, der auch schon Welt- und Europameister war, ein Duo im Zweier-Mannschaftswettbewerb bilden. Doch weil der 17-Jährige bei Rennen in diesem kurzen und kalten Frühjahr schon nachdrücklich auf sich aufmerksam machte, nicht zuletzt bei der Bundessichtung am vergangenen Wochenende in Frankfurt/Oder, flatterte ihm jetzt eine Einladung des Bund Deutscher Radfahrer ins Haus, am 1. Mai im Trikot der deutschen Junioren-Nationalmannschaft an den Start zu gehen. „Und das hat mit Blick auf seine weitere Entwicklung natürlich Vorrang“, sagt VfR-Radsportchef Lars Witte.

Diese kleine Geschichte ist das neueste Kapitel in der gut 60-jährigen Erfolgsstory des Büttgener Radsports Und auch wenn sie (noch) nicht mit den Olympiasiegen von Udo Hempel und Günther Schumacher oder dem Europameistertitel von Andreas Beikirch konkurrieren kann, zeigt sie, dass es den Büttgenern gelungen ist, einer vor Jahren totgesagten Sportart neues Leben einzuhauchen. „Wir erleben gerade einen kleinen Radsport-Boom,“ sagt Friedhelm Kirchhartz. Die „graue Eminenz“ hinter allem, was beim VfR mit Radsport zu tun hat, hat auch schon andere Tage erlebt. Deshalb macht es ihm besonders viel Spaß, den neuen Trend zu beobachten, der sich nicht nur in Erfolgen, sondern auch in steigenden Mitgliederzahlen bemerkbar macht. „So viele Kinder und Jugendliche hatten wir schon lange nicht mehr,“ stellt Kirchhartz fest.

Was auch mit den beiden Radsport-Tagen am 30. April und 1. Mai zu tun hat. Seit beim erstmals 1963 ausgetragenen Straßenrennen der Charakter „eines Volks- und Ortsfestes“ im Vordergrund steht, sagt Lars Witte, hat die einstmals nur für Radsport-Insider interessante Veranstaltung einen neuen Stellenwert im „Dorf“ bekommen. Das liegt vor allem an den vier nach Jahrgängen gestaffelten Wettbewerben für Kinder zwischen zwei und zehn Jahren, die früher „Erste-Schritt-Rennen“ hießen, jetzt aber die „Race-Bike-Kids“ ansprechen. Von denen hatten sich bis zum Wochenbeginn bereits 70 angemeldet, Witte rechnet mit bestimmt noch mal so vielen. Die talentiertesten werde dann zum „Probetraining“ mit anschließendem Sommerfest am 5. Juli eingeladen, „und einige davon sind inzwischen schon in unseren Trainingsgruppen aktiv.“

Das funktioniert freilich nicht von allein. Zum einen hat Radsport-Senior Hans Becker allen Kitas und Grundschulen in Kaarst, Korschenbroich und teilweise auch in Neuss einen Besuch abgestattet, um für die „Rennen“ zu werben. Zum anderen greifen der VfR, Sponsoren und Gönner wie Friedhelm Kirchhartz, der allen Teilnehmern Gutscheine fürs Eiscafé spendiert, tief in die Tasche, um die „Race-Bike-Kids“ im Ziel mit Medaillen, Pokalen, T-Shirts und Überraschungspaketen zu empfangen, „damit der Tag unvergesslich bleibt,“ sagt Witte.

Dass das alles nicht ohne viel ehrenamtliches Engagement bewältigt werden kann, weiß auch Ursula Baum. „Und das ist heute leider nicht mehr selbstverständlich,“ sagt die Kaarster Bürgermeisterin, die selbst beim „Rennen“ der Tandem-Stiftung Burkhard Zülow in die Pedale treten wollte. Doch weil die beteiligten Förderschulen zu wenig Lehrer haben, fällt das gemeinsame Training von behinderten und nicht-behinderten Kindern seit Monaten flach, weshalb das „Tandem-Rennen“ kurzfristig abgesagt wurde. „Wir bedauern das sehr“, sagt Lars Witte, „und werden alles daran setzen, das Training schnellstmöglich wieder aufzunehmen.“