Rosenmontag in Büttgen Kamellewerfen kann süchtig machen
Büttgen. · Autorin Elisabeth Keldenich ist das erste Mal auf einem Karnevalswagen mitgefahren.
Am besten geht es mit beiden Händen: In die Rinne greifen, Reiswaffeln, Popcorn, Schokoriegel, bunte Speckbälle, Doppelkekse und Leberwurstscheiben packen und in hohem Bogen in die jubelnde farbenfrohe Menge werfen. Beim Rosenmontagszug in Büttgen auf dem Wagen der „5 Aape“ mitzufahren, ist ein Erlebnis für alle Sinne, das regelrecht süchtig macht – nach fröhlich feiernden Menschen mit guter Laune.
Die Jecken säumen bereits vor Zugbeginn die Straßen. Vor dem Aldegundis-Heim warten die „Pinguine“ Tobias, Andrea und Nicole samt dem acht Monate alten Söhnchen: „Wir finden es schade, dass es hier kein Karnevalstreiben mehr gibt“, meinen sie. Es sei immer schön gewesen, mit den Bewohnern zu feiern – außerdem bot das Zelt Aufwärmmöglichkeit und Ess- und Trinkbares. Ein paar Meter weiter tanzen die „Bekloppten aus Büttgen“ neben einem Kinderwagen, dessen Insassen allesamt Biersorten sind, zudem feiert die Gruppe passend den elften Geburtstag eines Sohnes.
Traditionell ist der Wagen
der „5 Aape“ der letzte im Zug
In Höhe der Hermannistraße sammeln sich Fußgruppen und Wagen, zu Karnevalsmusik. Peter Duksch, der Zweite Vorsitzende der „5 Aape“, überprüft die Aufstellung: „Die Stimmung ist super“, sagt er: Der Wagen der „Aape“ beschließt traditionell den Zug.
Über eine Holztreppe geht es gut vier Meter in die Höhe. Oben herrscht schon eine Karnevalsparty im Kleinen: 15 Personen wirbeln herum, füllen die Rinne mit Wurfmaterial, das in Kisten wartet. So viel? „Das wird alles gebraucht“, erklären Hans-Josef Beylschmidt und Jens Malchow, erfahrene Hasen im Kamelle-Weitwurf. Die Stimmung oben ist prächtig. Zoe (8) und Finn (5), die Kinder von Melanie Wichmann von den „5 Aape“, finden es auf dem Wagen „cool“. Auch Karl Bredt, früherer Organisator des Zugs, und seine Frau Monika genießen den Ausblick und testen schon mal die Schokoriegel.
Inzwischen haben auch Bürgermeisterin Ulrike Nienhaus und ihr Stellvertreter Heinz Kampermann den Wagen erklommen. Beide lieben es, hier mitzufahren: „Es ist toll, Karneval aus anderer Perspektive zu erleben und die Freude in den strahlenden Kinderaugen zu sehen“, erklärt Nienhaus. Für den gebürtigen Kölner Kampermann ist es selbstverständlich, den Karneval der „schönen Gemeinschaft“ der „5 Aape“ zu unterstützen. Um 14.11 Uhr geht es los – arg ruckelnd fährt der vor den Wagen platzierte Traktor an. Sechs „Wagenengel“ laufen nebenher und passen auf, dass niemand zu nahe kommt. Und dann gibt es kein Halten mehr: „Helau“ schallt es in einem fort von unten hinauf und oben herab. Die vielen Kisten leeren sich in Minutenschnelle. Die zweistündige Fahrt vergeht wie im Flug. Eigentlich schade.