Alexandra Malmström: „Dressur ist wie bei der Formel 1“
Die gebürtige Finnin bereitet sich im Kreis auf die Olympischen Spiele in London vor.
Rhein-Kreis Neuss. Alexandra Malmström hat 24 Stunden am Tag nur Pferde im Kopf — zumindest bis Juni 2012. Denn dann finden in London die Olympischen Spiele statt, und die Dressurreiterin wird für Finnland an den Start gehen. „Auf dieses Ziel ist alles ausgerichtet. Und wenn es nicht so gut läuft, gibt es auch noch Rio vier Jahre später. Ich bin ja noch jung“, sagt die 25-Jährige.
Da sie in ihrem Heimatland keine optimalen Trainingsbedingungen vorfindet („Dort sind im Winter minus 35 Grad“) lebt und trainiert Malmström seit August auf der Reitanlage Gut Haller in Büttgen.„Das ist allein schon logistisch von Vorteil, denn von Deutschland aus ist es leichter, zu internationalen Turnieren zu reisen“, erzählt die Sportlerin, die nahezu perfekt Deutsch spricht.
Mit einer umgebauten Mischung aus Lkw, Wohnwagen und Pferdetransporter reist sie ständig durch Europa, um auf Turnieren ihr Ranking zu verbessern. Das aktuelle Ziel: Unter die besten 100 Dressurreiter der Welt zu kommen.
Finnland sei in der Dressur im Kommen, versichert Alexandra Malmström. „Bei den letzten Europameisterschaften in Rotterdam haben wir mit der Mannschaft Platz sieben belegt“, erzählt die aktuelle finnische Meisterin, die bereits 2005 den Titel im Einzel holte. Seit Deutschland seine Ausnahmestellung in der Dressur verloren habe, würden die Karten neu gemischt.
„Hinter den Niederlanden, Großbritannien und Deutschland ist einiges möglich“, sagt die 25-Jährige. Immerhin würden in ihrem Land von den fünf Millionen Einwohnern rund 200 000 Reitsport betreiben. „Und es werden immer mehr“, versichert die Finnin, die normalerweise in der Hauptstadt Helsinki wohnt.
Doch jetzt ist sie in Kaarst zu Hause — und fühlt sich pudelwohl. „Ein Züchter, den ich gut kenne, arbeitet hier in der Nähe, so ist der Kontakt zustande gekommen“, erzählt Malmström, die auch ihre Nummer eins, Waterfront, mitgebracht hat. Dem zwölfjährigen Wallach gebührt fast ihre ganze Aufmerksamkeit.
„Ich reite ihn, seit er sieben Jahre alt ist. Aber Training allein reicht nicht aus, das gesamte Paket muss stimmen“, so die künftige Olympiateilnehmerin. Dazu trage der Tierarzt ebenso seinen Teil bei wie der Schmied oder der Trainer. „Das ist wie bei der Formel 1. Nur einer guter Fahrer zu sein, genügt nicht“, wählt Malmström ein anschauliches Beispiel.
Billig sei ihr Sport natürlich nicht, aber neben ihren Eltern würden der Reitexpertin, die außerdem vier Nachwuchspferde trainiert, ein paar Sponsoren finanziell den Rücken stärken. „Darum kümmert sich aber mein Manager, der auch meinen Bruder betreut. Der ist alpiner Skifahrer und hofft auf die Olympiateilnahme 2014 in Sotschi.“
Wie schnell der Traum von einer Medaille platzen kann, hat Alexandra Malmström im vergangenen Jahr erfahren, als sie sich nach einem Sturz vom Pferd einen Beckenbruch zuzog. „Das war schlimm, aber ich habe gutes Sitzfleisch“, erzählt die 25-Jährige lachend und hofft, dass ihre Mutter nicht erfährt, dass sie zur Abwechslung nach wie vor Springreiten betreibt. „Da hat sie immer tierisch Angst, das mag sie gar nicht“, erzählt die Finnin.
In Kaarst hat Alexandra Malmström bereits einige Freunde gefunden, viel gesehen hat sie außer den Reitstall in Büttgen jedoch nicht. Langeweile kennt sie trotzdem nicht. „Hier gibt es immer was zu tun. Pferde sind einfach mein Leben.“