Tennis/BW Neuss: Zwei deutsche Hoffnungsträger
Die Newcomer Tobias Kamke und Julian Reister sollen Blau-Weiß Neuss nach vorne bringen.
Neuss. Im Vorjahr hat der TC Blau-Weiß Neuss erst am letzten Spieltag den Klassenerhalt in der Tennis-Bundesliga gesichert. Das soll in der am Freitag mit dem Auswärtsspiel in Halle beginnenden Saison ganz anders werden.
Zwei Namen stehen für den von Teammanager Marc Raffel erhofften Aufschwung: Tobias Kamke und Julian Reister erleben gerade ein kleines Tennis-Märchen. Die beiden Deutschen sorgten sowohl beim Grand-Slam-Turnier in Paris als auch auf dem heiligen Rasen in Wimbledon für Furore.
Im Vorjahr spielten die Freunde noch zusammen in der 2. Liga, ein kurzes Gespräch am Hamburger Flughafen genügte und Raffel hatte die beiden überzeugt, in Neuss ihr Glück zu versuchen. "Zu diesem Zeitpunkt war ihre Entwicklung noch gar nicht abzusehen", blickt Raffel, der mit der Verpflichtung einmal mehr ein gutes Näschen bewiesen hat, zurück.
Ihre Leistungs-Explosion in den vergangenen Wochen machen beide nicht zuletzt an Trainer Ralph Grambow fest, den sie sich auf der Tour teilen. "Ich merke, wie ich mich jede Woche ein wenig in meinem Spiel verbessere", sagt Kamke, der in Wimbledon die dritte Runde erreichte. "Wir haben enormes Selbstvertrauen getankt. Ich bin überzeugt, dass wird diese Form auch in der Bundesliga bestätigen können", fügt Reister, der in Paris in der dritten Runde gegen Roger Federer spielen dufte, hinzu.
Ihr nahezu paralleler Aufstieg überrascht die Neusser, die zusammen auch ein gutes Doppel bilden, selbst ein wenig, denn sie sind ganz unterschiedliche Spielertypen: Kamke ist der "Hitter", der mit knallharten Grundlinienschlägen zu punkten versucht, Reister sieht sich eher als Allrounder, der mit seinem variablen Spiel die Gegner zermürbt.
Kamke und Reister werden an diesem Wochenende beide Spiele für Neuss bestreiten. Dritter im Bunde ist der Niederländer Robin Haase, der zuletzt ebenfalls ein aufsehenerregendes Comeback feierte, als er Rafael Nadal in Wimbledon in den fünften Satz zwang. Wahrscheinliche Nummer eins ist der Portugiese Rui Marchado. Der ehemalige Bremerhavener fiel Raffel im Vorjahr auf, als er in Neuss gegen Potito Starace einen Matchball vergab und das Spiel ganz knapp verlor.
Der heutige Gegner Halle ist für Raffel einer der Titelfavoriten. Der Teammanager rechnet mit Victor Troicki, Florent Serra, Jarkko Nieminen und eventuell Nicolas Kiefer. Noch höher als Halle stuft er jedoch Aachen ein, das mit einer nahezu komplett deutschen Mannschaft (unter anderem Philipp Kohlschreiber, Philipp Petzschner, Florian Mayer, Daniel Brands) antreten. Aber auch die Neusser wollen in der Meisterschaft vorne ein Wörtchen mitreden. Raffel: "Ich würde lügen, wenn ich sage, mit Rang sieben wären wir zufrieden."
Dass die Liga nur mit neun Teams an den Start geht, liegt am Rückzug von Etuf Essen. "Die haben finanziell ihre Hausaufgaben nicht gemacht", so Raffel.