Maßnahmen gegen Coronavirus Rhein-Kreis Neuss kauft Schutzmasken und unterstützt Coronavirus-Teststelle

Neuss · Im Rhein-Kreis soll doch eine zentrale Anlaufstelle eingerichtet werden, in der Menschen auf eine Infektion mit dem Coronavirus getestet werden können. Die Stadt hat die Koordination übernommen.

Zur Entlastung der Kinder- und Hausärzte im Rhein-Kreis gibt das Gesundheitsamt jetzt 2500 Atemschutzmasken an die niedergelassenen Ärzte ab. Das ist Teil von Sofortmaßnahmen, die mit der Kassenärztlichen Vereinigung verabredet wurden. Größte Neuerung: Neuss bekommt ein Test- und Beratungszentrum.

Foto: dpa/Karl-Josef Hildenbrand

Die Kindertagesstätte Weberstraße 88 wurde am Donnerstag für den Rest der Woche und die Großtagespflege „Villa Bambini“ in Allerheiligen auf unbestimmte Zeit geschlossen. Entscheidungen wie diese zeigen: Die Coronavirus-Erkrankung greift in Neuss weiter um sich und zwingt zum Handeln. Wie, das berichtete Bürgermeister Reiner Breuer am Donnerstag dem Hauptausschuss. In einem aktuellen Lagebild informierte er auch über weit fortgeschrittene Vorbereitungen zur Einrichtung eines Diagnose-Zentrums, von ihm „Test-Center-Corona“ (TTC) genannt. Die Koordination dieser zentralen Anlaufstelle, wo die Abstriche für Tests auf das Coronavirus genommen werden, übernehme die Stadt, betont Breuer: „Wir warten nicht auf den Landrat.“

Hans-Jürgen Petrauschke hatte die Einrichtung einer solchen Anlaufstelle nämlich bislang nicht für notwendig gehalten, sie aber zu einem späteren Zeitpunkt nicht ausgeschlossen. Der kam offenbar schneller als erwartet. Noch am Mittwochabend ließ Petrauschke verbreiten, dass die Kreisverwaltung mit der Kassenärztlichen Vereinigung Sofortmaßnahmen wie die Ausgabe von 2500 Atemschutzmasken zur Unterstützung der Haus- und Kinderärzte verabredet hat. Zudem sicherte Petrauschke Dr. Gerd Steiner, dem Vorsitzenden der Kassenärztlichen Vereinigung und Sprecher der niedergelassenen Ärzte im Rhein-Kreis, Hilfe beim Aufbau einer gemeinsamen Teststelle zu. Details wurden am Donnerstag mit DRK, Krankenhäusern und Facharztzentren verhandelt. Steiner sprach von „einer guten Lösung“.

Petrauschke, der sich über das Engagement freut, wies allerdings auch auf viele noch zu klärende Fragen hin. Die Terminvergabe müsste sicher zentral gesteuert werden, nannte er ein Beispiel, etwa über die Hotline des Kreisgesundheitsamtes. Er verglich die Teststelle mit dem Modell, das ein Ärztenetzwerk schon in Dormagen etabliert hat, ließ aber offen, ob weitere Test- und Beratungszentren im Kreisgebiet notwendig werden, zum Beispiel in Grevenbroich. Als möglicher Standort für die nun projektierte Einrichtung in Neuss ist die derzeit leerstehende Flüchtlingsunterkunft am Nordpark im Gespräch. Für diese Option spricht, dass sie sofort verfügbar und in der Nähe des Johanna-Etienne-Krankenhauses gelegen ist.

Organisatorisch betreut werden soll das Zentrum vom DRK

Den Krankenhäusern sei es wichtig gewesen, sagt Breuer, dass das TTC nicht auf einem Klinik-Campus etabliert wird. Für Sozialdezernent Ralf Hörsken ist die Unterkunft enorm wichtig, wenn die Flüchtlingszahlen aufgrund der Entscheidungen der Türkei wieder steigen sollten. Doch für Breuer schließen sich beide Zwecke nicht gegenseitig aus.

Organisatorisch betreut werden soll das TTC vom Deutschen Roten Kreuz – ohne dass der Rettungsdienst darunter leide, sagte Petrauschke. Die Testentnahme selber soll allein Sache der Ärzte sein. Um das medizinische Personal zu gewinnen, will Steiner nun seine niedergelassenen Ärztekollegen anschreiben. Bei der Stadt hätten sich aber auch schon pensionierte Mediziner gemeldet und ihre Mitarbeit angeboten, sagt Breuer. Kernziele der Stadt sind nach Darstellung Breuers die Eindämmung einer weiteren Ausbreitung des Virus und die Aufrechterhaltung einer funktionsfähigen Verwaltung und Infrastruktur zur Versorgung der Bürger. Um schnell handlungsfähig zu sein, wurde schon in der Vorwoche im Rathaus ein Stab für außergewöhnliche Ereignisse als Koordinierungsstelle etabliert. Dass schon jetzt viele Neusser unter häusliche Quarantäne gestellt oder zur Reduktion ihrer Außenkontakte aufgefordert wurden, sei nun mal Fakt. Die Verwaltung bitte aber die Betroffenen um Verständnis für diese, so Breuer, „heftigen Maßnahmen“.