800 Meerbuscher feiern das Kloster Meer
Vor 850 Jahren wurde die Gründungsurkunde unterschrieben. Gestern gab es anlässlich des Jahrestages eine würdige Zeremonie, an der auch Rainer Maria Kardinal Woelki teilnahm.
Nur wer gestern Vormittag rechtzeitig in die Mauritius-Kirche gekommen war, hatte die Chance auf einen Sitzplatz. Alle anderen der etwa 800 Besucher verfolgten die zweistündige Zeremonie im Stehen und erlebten eine feierliche, aber trotzdem entspannte Ehrung und Erinnerung. Denn vor 850 Jahren — am 21. Februar 1166 — hatte Erzbischof Rainald von Dassel die Urkunde zur Gründung des Klosters Haus Meer unterschrieben. Und genau dieses Jubiläum wird in diesem Jahr mit rund 30 Veranstaltungen gefeiert.
Höhepunkt war das Pontifikalamt, das Rainer Maria Kardinal Woelki gemeinsam mit den Pfarrern Michael Berning (Mauritius/Heilig Geist) und Norbert Viertel (Hildegundis von Meer) zelebrierte. Die evangelische Kirche war ebenfalls vertreten: In seinem Grußwort erinnerte Pfarrer Gerhard Saß an Hildegundis als eine starke, fromme und weltliche Frau, die schon damals die kirchliche Reformbewegung vorangetrieben habe. Dass er als evangelischer Vertreter in einer katholischen Kirche reden durfte, sei lange Zeit „undenkbar“ gewesen.
Vor dem Gottesdienst waren mit einer kleinen Prozession vom Alten Kirchturm bis zur Kirche die Reliquien von Hildegundis durch den Ort getragen worden. Abordnungen der Büdericher Schützenbruderschaften begleiteten die Gruppe.
Im Gottesdienst selbst wurde eine große gestiftete Kerze zu Ehren von Hildegundis gesegnet. Kardinal Woelki ermahnte, dass man sich zwar an die selige Hildegundis und die Zeit damals erinnern möge, aber mit diesen Gedanken auch in die Zukunft gehen sollte. Michael Berning forderte alle in Meerbusch auf, in diesem Jahr das Fest für die ganze Stadt zu feiern.
Bürgermeisterin Angelika Mielke-Westerlage erinnerte daran, dass Geschichte der Boden sei, auf dem alle bauen und stehen. Das Kloster Meer sei religiöser und kultureller Impulsgeber für die frühe Besiedlung der Stadt. Hildegundis könne man durchaus als Stadtpatronin des jungen Meerbusch bezeichnen. Denn ohne das Kloster Meer gäbe es die Stadt so nicht. Bevor sie Kardinal Woelki bat, sich ins Goldene Buch der Stadt einzutragen, dankte die Bürgermeisterin allen Akteuren, die die Veranstaltungen zum Festjahr organisiert haben.
Viele der Gottesdienst-Besucher zog es zum Empfang ins benachbarte Pfarrheim, wo Kaffee, Suppe und Sekt („Berning: Heute ist Sonntag, da ist die Fastenzeit aufgehoben“) warteten — aber auch viele Gesprächspartner für Kardinal Woelki. Eines der Themen: die geplante Abschaffung des katholischen Bekenntniszweigs im Grundschulverbund in Osterath.
Die Fraktion „Die Aktiven“ hatte vor einigen Tagen an Woelki geschrieben, damit er sich für den Erhalt einsetzt. Als Vertreter des Erzbistums Köln ist er zwar für Osterath, das zum Erzbistum Aachen gehört, nicht offiziell zuständig, warnte aber gemeinsam mit Pfarrer Berning davor, den Zweig abzuschaffen. „Wenn er einmal weg ist, ist er weg“, hieß es von beiden. Man müsste Eltern ermuntern, ihre Kinder für den Zweig anzumelden.
Faktisch fehlen fünf Anmeldungen für den Erhalt. Ohne die wird der Rat in seiner Sitzung am Donnerstag beschließen, den Bekenntniszweig abzuschaffen.