Archäologe berichtet von neuen Erkenntnissen

Patrick Jülich hat die Ergebnisse seiner Grabungen am Haus Meer vorgestellt.

Foto: Ulli Dackweiler

Erstmals hat der Archäologe Patrick Jülich die Ergebnisse seiner Grabungen am ehemaligen Kloster und späteren Schloss Haus Meer öffentlich vorgestellt. Entsprechend groß war das Interesse an seinem Vortrag im voll besetzten Pfarrsaal von St. Mauritius. Der Wahl-Kempener mit Wurzeln in Büderich arbeitete im Auftrag des Kölner Unternehmers Roland Agne, der privater Eigentümer des bedeutenden Bau-, Boden- und Gartendenkmals ist.

Patrick Jülich, Archäologe

Der Experte sollte klären, welches archäologische Potenzial auf dem Gelände von Haus Meer schlummert. Die Ergebnisse sind eindeutig: „Wir haben auch nördlich des Schlosses Zeugnisse von Siedlungen gefunden, die bis an die Rheinschlinge heranreichen“, berichtet Jülich. „Das wusste man bislang nicht.“

Jülich ist der Erste, der die Fläche auf ihr archäologisches Potenzial überprüft hat. Bislang hatte eine Mehrheit im Stadtrat Ausgrabungen aus Sorge vor einer Zerstörung der archäologischen Kostbarkeiten stets abgelehnt. Jülich grub die Relikte im Boden nicht vollständig aus, sondern trug lediglich vorsichtig die obersten Schichten ab, um festzustellen, um welche Schätze es sich handelt und ob sie erhalten geblieben sind.

Der Experte gab Einblick in die archäologischen Untersuchungen in und um Haus Meer und eine weit zurückreichende Geschichte, denn nicht erst die Römer siedelten im Bereich des späteren Klosters. Der 47-Jährige berichtete von den Grabungen seit den 60er-Jahren und verglich sie mit den Ergebnissen seiner eigenen Ausgrabungen. Er entdeckte während seiner knapp einmonatigen Tätigkeit eine Bodenverfüllung aus der Bronzezeit. „Die Keramiken stammen aus dem Jahr 1500 vor Christus und sind damit der früheste Beleg.“

Nachweisen kann Jülich anhand von Pfostenbauten mit Strohdach und Vorratsspeicher auch eine metallzeitliche Siedlung an Haus Meer. Und bestätigen kann Jülich Vermutungen, dass die Römer an Haus Meer siedelten. Er fand Keramiken und Ziegel, die anhand eines Stempels als Material aus einer Ziegelei eines römischen Dorfes an der Niers identifiziert wurden. „Das passt zu den Ergebnissen früherer Ausgrabungen“, sagte er. „Wir haben so viel römische Keramik gefunden, dass eine Siedlung sehr wahrscheinlich ist.“

Jülich fand auch Spuren aus der Klosterzeit, unter anderem die Gartenmauern des Klosters und Teile eines Kachelofens. „Die Gebäude waren offensichtlich gut ausgestattet“, erklärte der Archäologe. Die Fachbehörden können anhand dieser Ergebnisse nun entscheiden, in welchem Umfang weitere Ausgrabungen erforderlich sind und in welcher Form eine Bebauung auf diesen Flächen denkmalverträglich möglich ist.