Schulstart in Meerbusch Schüler appelieren an Autofahrer
Lank-Latum · Schüler der Pastor-Jacobs-Schule in Lank haben am Freitagmorgen Autos auf der Kaiserswerther Straße angehalten. Mit der „Aktion Tempo“ wollten sie die Kraftfahrer dazu aufrufen, Rücksicht zu nehmen.
Theo aus der 2c atmet nochmal tief ein, reckt sein Kinn ein wenig nach oben und tritt an die Beifahrertür des schwarzen Mustangs. Dessen Fahrer hat die Scheibe runtergelassen und wartet. „Ich bin Theo, und das hier ist mein Schulweg. Deshalb fahr bitte immer vorsichtig“, sagt der Junge. Er überreicht dem Mann eine Packung Paiertaschentücher und ein Ausmalbild. „Damit du dich immer an mich erinnerst. Und Danke, dass du mir zugehört hast.“ Der Fahrer sagt lächelnd: „Ich werde mich dran halten.“ Stolz schaut Theo zu seiner „Partnerin“ Victoria Wolf, die den Daumen nach oben reckt: „Toll gemacht, Theo!“
Die Polizistin vom Verkehrsdienst Meerbusch ist eine von elf Beamten, die Freitag ab acht Uhr in Lank mit den Zweitklässlern der Pastor-Jacobs-Schule Autofahrer ansprachen und zu mehr Rücksichtnahme aufriefen. „Die Kinder haben gar keine Hemmungen, die Erwachsenen anzusprechen. Und natürlich reagieren die Autofahrer ganz anders, wenn sie von den Kindern so nett gebeten werden“, sagt sie. Auch dabei sind drei Polizeistudenten, die ihre erste Praktikumsphase absolvieren. „Wir hatten eine Woche Verkehrsdienst“, erzählt Marius Schumacher. „So etwas wie heute ist besonders schön, weil da mal niemand sauer auf uns ist.“
Verkehrssicherheitsberater Polizeihauptkommissar Ralf Kamphausen hat die „Aktion Tempo“ organisiert und ist begeistert, dass er zum Schulstart von so vielen Kollegen unterstützt wird. Gerade die Kaiserswerther Straße sei als Schulweg gefährlich, weil dort die zulässige Höchstgeschwindigkeit von 50 auf 30 Stundenkilometer wechselt. Victoria Wolf bestätigt: „Wir haben eben eine Dame angesprochen, die gar nicht wusste, ab wo Tempo 30 gilt.“ Entsprechend sind auch an diesem Morgen viele Autofahrer zu schnell unterwegs.
Bestraft wird keiner, anhalten müssen alle. Die Kinder werden von den Motorradpolizisten Dietmar Engels und Bernd Rulands unterstützt, die die Autos einige Meter vor der Schülergruppe „rausziehen“. Engels, der zur Kradgruppe Neuss gehört, berichtet: „Bislang war niemand unfreundlich.“ Doris van Holt, Klassenlehrerin der 2c, freut sich, dass ihre 26 Kinder so begeistert bei der Sache sind. „Alle waren motiviert und haben sich wahnsinnig gefreut, dass sie Autos anhalten dürfen“, sagt sie. „Und als sie heute Morgen sahen, dass so viele Polizisten mitmachen, war die Aufregung noch größer.“ Später soll noch ein Foto mit den Polizisten und deren Fahrzeugen gemacht werden.
Solche Verkehrsaktionen seien enorm wichtig, betont die Pädagogin. „Bei uns gehen beispielsweise viele Kinder zu Fuß zur Schule, und die Autos sind oft zu schnell unterwegs.“ Bei einigen Eltern sei daher die Sorge groß, dass dem Kind auf dem Schulweg etwas passiert. Deshalb würden sie es mit dem Auto zur Schule fahren. Van Holt: „Manche möchten ihre Kinder am liebsten bis auf den Schulhof fahren. Aber wir appellieren immer wieder an die Eltern, das Elterntaxi stehen zu lassen.“ Zum Glück seien viele sehr einsichtig. „Aber einige lassen es dann leider doch nicht sein.“