An der Realschule gehört Kochen jetzt zum Unterricht
Zu Beginn des zweiten Halbjahres ist die Städtische Realschule in Osterath mit dem Konzept „Gesunde Schule“ gestartet.
Mixer, Pürierstab, Bananen und Milch liegen in der Schulküche der Städtischen Realschule bereit. Doch bevor es los geht, müssen sich Joel, Gian-Luca, Pascal und Alex eine Schürze anziehen und die Hände waschen. Die Sechstklässler nehmen am Projekt „Gesunde Schule“ teil, das mit Beginn des zweiten Halbjahres gestartet ist. Jeweils die Hälfte einer Klasse soll einmal pro Woche lernen, welche Nahrungsmittel gesund sind und wie man daraus ein leckeres Essen oder ein Getränk fabriziert. Die andere Hälfte der Klasse erhält eine Stunde „Sport extra“, bei der Motorik trainiert wird.
„Die Ernährungsbildung nimmt bei uns einen immer höheren Stellenwert ein, weil Leistungsfähigkeit und Konzentration stark durch Ernährung beeinflusst werden“, so Schulleiter Burkhard Wahner. Kinder, die ohne Frühstück oder Pausenbrot zur Schule kommen, sind keine Seltenheit. Schon vor einigen Jahren gab es einen wöchentlichen „Green Day“ an der Schule, bei der Eltern in der Pause gesunde Snacks wie frisches Obst, Fruchtjoghurt oder Kräuterquark anboten. Doch nun sollen die Kinder selber ran. Nach dem Händewaschen begeben sie sich in „ihre“ Küchenzeile. Erstes Problem: der Mixer. Wo kommt der Pürierstab rein? Wie stellt man den Mixer an? Mit Hilfe von Lehrerin Alexandra Bönisch ist das Problem schnell gelöst. Danach geht alles fix. Bananenstücke, Milch dazu — nach kurzem Rühren ist der Bananenshake fertig. Beim ersten Produkt solle es noch einfach zugehen, so Bönisch.
Demnächst können die Kinder mitbestimmen, was sie zubereiten wollen. Da mag so manche Vorliebe oder Abneigung eine Rolle spielen. „Ich mag keine Rosinen“, sagt Agnes. Und bei Flavia ist Fisch unbeliebt. Grundsätzlich scheinen sich die Schüler in der Küche auszukennen. Joel hat schon öftes selber gekocht, Gian-Luca schwört auf Nudeln. Melissas Vorliebe ist das Backen,. Doch nicht allen Kindern scheint die Hausarbeit vertraut zu sein. „Es ist abenteuerlich, wie manche das Küchenmesser halten“, hat Wahner bemerkt. In Klasse neun steht seit geraumer Zeit Hauswirtschaft auf dem Lehrplan. Ganz oben auf der Hitliste befindet sich dort die vegetarische Pita mit einem Salat.
„Neben dem eigentlichen Zubereiten von Speisen geht es uns darum, dass die Kinder etwas über ausgewogene Ernährung erfahren“, sagt Lehrerin Julia Albrecht. Deshalb gebe es einen theoretischen Teil. Und nach dem Kochen wird gemeinsam gegessen, an einem ordentlich gedeckten Tisch. „Auch das ist heute nicht mehr selbstverständlich“, weiß der Schulleiter. Er freut sich, dass demnächst im Schulgarten das Gemüse selber geerntet werden kann. Während also die eine Hälfte der Klasse in der Küche aktiv ist, toben sich die anderen in der Sporthalle aus. Astrid Becher, Motopädagogin im schulischen Bereich, und Jutta Packenius, die Sportförderunterricht an der Uni studiert hat, legen Wert darauf, den Gleichgewichtssinn zu schulen. „Heute läuft kaum noch ein Kind barfuß herum oder klettert auf Bäume. Der Gleichgewichtssinn wird kaum noch trainiert“, sagen sie. Doch fehlender Gleichgewichtssinn lenke vom Lernen ab und störe damit die Konzentration.