Seit 145 Jahren: Chor-Tradition in Osterath

1873 wurde der Osterather VMGV gegründet. 2010 kam der gemischte Chor „Stimmwerk“ dazu.

Der Männer-Gesang-Verein 1873 Osterath (VMGV) hat Geburtstag. „Im Frühjahr vor 145 Jahren begann die Vereinsgeschichte“, erzählen der Ehrenvorsitzende Herbert Fischer und der erste Vorsitzende Klaus Telders. Den Grundstein für diese erfolgreiche Chorgemeinschaft legten die Gründer Lorenz Hauter, Johann Schatz, Heinrich Wankum und Josef Scheffels als Vorsitzender und Chorleiter im Vereinslokal Buscher an der damaligen Crefelder Straße. „Zwei Jahre später zählte der VMGV 29 Sänger.“

Seit 2010 singt „Stimmwerk“, ein gemischter Chor, bei den Männern mit. „Die Damen und Herren bringen neue Ideen in den Verein und setzen sie auch um“, erklärt Herbert Fischer. Er gehört dem Chor seit 1960 an, war gewissermaßen von seiner ersten Stunde bis heute Vize-Chorleiter, hat 40 Jahre Vorstandsarbeit hinter sich und weiß, wie schwer es ist, Nachwuchs für den Gesang zu gewinnen: „Das gesellschaftliche Leben hat sich verändert. Früher haben wir beim Frühschoppen Mitglieder geworben. Das gibt es heute nicht mehr.“

Foto: Chor

Dabei ist der VMGV viel mehr als ein Chor. „Es geht auch um die Geselligkeit. Alle Aktiven sind mit Leib und Seele dabei und jeder Neuzugang wird persönlich an die Hand genommen“, macht Fischer potenziell neuen Mitgliedern Mut. Zu der Laien-Chorgemeinschaft, die sich am Profi-Können messen lassen muss, gehören auch ein 89- und 90-Jähriger: „Sie sind die Fleißigsten bei den Proben“, weiß Klaus Telders.

Er ist seit 26 Jahren dabei, vorbelastet durch Vater Hans, der lange Zeit aktiv mitgesungen hat und heute Ehrenmitglied ist. „Herbert Fischer hat mich überredet“, sagt Telders lachend. Von ihm kommt der Vorschlag, in Schulen vorzusprechen, um für die 80 Sängerinnen und Sänger starke gemischte Chorgemeinschaft unter der Leitung von Sven Morche zu werben. „Das ist der höchste Bestand aktiver Mitglieder der Vereinsgeschichte.“

Einige von ihnen sind seit 2007 wöchentlich im Kindergarten des Katholischen Familienzentrums St. Nikolaus unterwegs, um im Rahmen des Projekts „Felix“ mit den „Felixkehlchen“ zu singen. „Wir wollen erreichen, dass täglich mit den Kindern gesungen wird“, betont Herbert Fischer. Er hält auch mit anderen Chören Kontakt, ist seit 20 Jahren „Schmalspurchorleiter“ des Doppel-Quartetts „Erfklänge Neuss“ und bringt diese elf „starken Sänger“ häufig in die VMGV-Konzerte mit ein. Fischer schwärmt von den Chorreisen und von dem „Meisterchorsingen“ des Chor-Verbands NRW in den Jahren 1955 und 1961: „Das waren Highlights.“

Großen Anteil an der erfolgreich fortgeführten Tradition hat Willy Braeckeler. Der Neusser trug mehr als 40 Jahre die Verantwortung für die musikalische Entwicklung des VMGV. „Sein herausragendes Können zeigte sich vor allem bei gemeinsamen Auftritten mit anderen Braeckeler-Chören in der ausverkaufen Tonhalle Düsseldorf,“ so Herbert Fischer. Er erinnert sich an das Konzert zum 70. Geburtstag des 2006 verstorbenen Chorleiters. „Als er seinen Einsatz geben wollte, kam ein gewaltiger Schlag auf die Pauke plus Trommelwirbel. Anschließend sang das Publikum in der voll besetzten Tonhalle gemeinsam ‚Happy Birthday‘. Braeckeler war vollkommen überrascht, und wir brauchten eine Weile, bis wir tonmäßig übereinstimmten.“ Jetzt aber freuen sich die Sänger erst einmal auf das Jubiläumskonzert zum 145. Geburtstag am 3. März im Forum Wasserturm.