Projekt „Kunst in der Apsis“ Die oft misshandelte und zerstörte „Mutter Natur“ in der Kunst
Bei „Kunst in der Apsis“ thematisiert der Maler Fern Mehring den Umgang des Menschen mit seiner Umwelt.
Hinter den Aquarellen mit Motiven aus der Natur verbergen sich in der Sommerausstellung des Projekts „Kunst in der Apsis“ beachtliche
Denkanstöße.
Dabei geht es dem Dortmunder Künstler Fern Mehring um Umgang und Verhältnis des Menschen zur Natur. „Wir brauchen sie – und trotzdem misshandeln und zerstören wir sie“, so der Fotograf, der 1946 im luxemburgischen Petingen geboren ist.
Unter dem Titel „Mutter Natur“ zeigt er Aquarelle, die die Schönheit von Flora und Fauna darstellen und teils indirekt und teils sehr deutlich veranschaulichen, was der negative Umgang mit der Natur bewirkt. Da wächst beispielsweise ein einzelner Grashalm eingepresst empor. „Es könnte der letzte sein“, so der Künstler. Aber gleichzeitig lädt er zur persönlichen Lesart ein. Vielleicht sieht der Betrachter in der Darstellung auch einen Neuanfang: „Schließlich wissen wir, dass sich die Natur vieles zurückholt.“
Die Passepartouts sind
im Ausschnitt verrutscht
In Diskurs mit sich selbst zu treten ist eines der Anliegen, die Fern Mehring mit seinen Aquarellen zum Ausdruck bringen möchte. Der Aufruf zum Mitdenken und Nachfühlen äußert sich auch in der asymmetrischen Rahmung. Die für jedes einzelne Format selbstgeschnittenen Passepartouts sind nicht wie gewohnt mittig angebracht. Mehring lässt sie nach unten rutschen oder schiebt sie zur Seite. Damit werden seine Natur-Darstellungen mit umgeknickten Halmen oder Stielen und verlaufenden Farben der Blüten aus dem Zentrum verdrängt. In der Apsis selbst leuchten zwei Fantasieblumen vor einem abgetönten Hintergrund. „Dunkle Schönheit“ nennt sie Fern Mehring. Die Farben leuchten ähnlich wie bei einer Gewitterstimmung: „Schwarz bringt jede Farbe zum Leuchten.“ Bei diesem Bild ohne Glasverkleidung kommt die Qualität der Farbe intensiv zum Ausdruck, und zudem können die Betrachter direkt Kontakt aufnehmen.
Fern Mehring, der an der Folkwang Universität Essen Fotodesign und in Brüssel Malerei studierte, nutzt keine realistischen Vorlagen, verwendet seine Erinnerungen, um die Natur in Szene und damit wieder in den Mittelpunkt zu setzen. „Die Darstellungen sind ambivalent. Sie können beides sein – Vernichtung oder Hoffnungsschimmer“, sagt Marlies Blauth, Initiatorin des Projekts „Kunst in der Apsis“. So bleibt die Interpretation des Betrachters gefragt. Das gilt auch für die Arbeiten in unterschiedlichen Formaten, die im Gemeinderaum zu sehen sind. Monotypien und Aquarelle sowie teils in Kreide und Aquarellstift erstellte Arbeiten stehen für eine fröhlich-unbeschwerte Sommerausstellung mit mahnenden Aspekten.
Vernissage: 14. Juli, 11.15 Uhr. Einführung: Jutta Höfel, Wuppertal. Bis 29. September, werktags 9 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung unter 02159/50442. Evangelische Kirche Osterath, Alte Poststraße 15. mgö