Ausverkauf im Auktionshaus

Nach 40 Geschäftsjahren laden die Rosthals zur letzten Versteigerung ein.

Foto: Marc Ingel

Büderich. 1969 kauften und renovierten Helga und Karl-Heinrich Rosthal zunächst das Wohnhaus an der Kanzlei 3, unmittelbar vor der alten Dahmen-Mühle. Gegenüber an der Moerser Straße, wo heute der Kopierladen ist, zeigten sie in ihrer Galerie „Der Pfau“ Arbeiten junger Künstler. Eine Novität in dem Dorf, „aber es funktionierte. Der Bedarf war da“, erzählt Oliver, der Sohn. Als nächstes wurden die alten Speicherräume für Korn und Mehl in Appartments unterteilt und vermietet, „damit Geld reinkam“. Zeitweise lebten auch Künstler dort, wie Heide Weichberger, die vor Ort Keramiken schuf, die sie im Pfau ausstellte. „Da war immer etwas los“, sagt Rosthal junior, „regelmäßig knallten die Sektkorken.“

Foto: Marc Ingel

Nach und nach entdeckten die Eltern ihre Liebe zu antiken Dingen und älterer Kunst. Sie nahmen Waren an und kauften ein. Vater und Sohn klapperten in einem Lkw die Trödelmärkte ab. Mit kleinen Scheinen in der Tasche machten sie sich samstags um 4 Uhr auf den Weg und kamen sonntagabends mit vollbeladenem Wagen zurück.

Möbel wurden in der Tischlerei restauriert, aufpoliert und ins Auktionshaus gestellt — die entkernte und umgebaute alte Mühle. Die erste Auktion 1972 war eine riesiger Erfolg: Autos parkten kreuz und quer, und die Feuerwehr rückte am zweiten Tag mit der Gulaschkanone an und versorgte die Besucher. Die Gegenleistung, zu einem anderen Zeitpunkt: Sie durfte das Auktionshaus für eine Einsatzübung nutzen — ein nicht scherbenfreies Ereignis, erinnert sich Oliver Rosthal schmunzelnd.

Fast 390 Auktionen haben seine Eltern organisiert, bis Karl-Heinz Rosthal Anfang 2012 starb. Ein Schock, der Familie und Firma einige Zeit lähmte. Erst nach und nach begannen die Aufräumarbeiten. Der Bestand musste geklärt, Kommissionsware zurückgegeben, viele rechtliche Fragen geklärt werden. „Ich habe wäschekörbeweise Briefe bearbeitet“, sagt Oliver Rosthal. Eine anderthalbjährige Sisyphos-Arbeit.

Rettung naht, als er an einem Sonntag in Bremen die offene Tür eines Auktionshauses bemerkt — eine Geschäftsabwicklung, organisiert vom Historia-Auktionshaus. In dessen Hände legen auch die Rosthals die Abwicklung ihres Hauses. Ein Glücksfall“, sagt Oliver Rosthal. „Die Dienstleistung, ein Auktionshaus aufzulösen findet man nicht in den Gelben Seiten.“

Seit September haben die Historia-Experten den Bestand in Büderich gesichtet, sortiert, etikettiert — insgesamt rund 5000 Positionen gebildet, die jetzt im Internet und Katalog präsentiert werden. Bis Sonntag stehen die Türen an der Kanzlei 3 zur Besichtigung der unzähligen Gemälde und Möbel, Schmuckstücke und Teppiche offen. Am 30. Januar beginnt die Schluss-Auktion.