Bei einem Herzinfarkt zählt jede Sekunde

Zahlreiche Experten referierten beim großen Herzseminar im Mataré-Gymnasium.

Foto: Ulli Dackweiler

Zeit ist der alles entscheidende Faktor. Sie kann Leben retten, denn bei Verdacht auf Herzinfarkt zählt jede Minute. Das dürften die etwa 60 Besucher des Herzseminars im Forum des Mataré-Gymnasiums verinnerlicht haben. Aber sie nehmen von dieser Expertenrunde unter dem Motto „Herz in Gefahr“ noch weitere Ratschläge mit nach Hause. „Angesichts von mehr als 55 000 Herzinfarkt-Toten pro Jahr ist das ein sehr wichtiges Thema“, stellt Schirmherrin und Bürgermeisterin Angelika Mielke-Westerlage fest.

Aufklärung und dadurch mögliche Vorbeugung ist deshalb auch das Ziel, dass die Deutsche Herzstiftung mit den Informationen rund um die Herz-Wochen erreichen will. Über die Bedeutung, Risikofaktoren wie Bewegungsmangel, Übergewicht, Rauchen, Stress und ungesunde Ernährung zu vermindern, sagt die Internistin Barbara Lüthen: „Wer seinen Lebensstil verändert, beugt entscheidend vor.“

Denn die Vorgeschichte zieht sich oft schleichend über einen langen Zeitraum hin. „Auslöser ist die koronare Herzkrankheit. Abgelagerte Plaques verengen die Gefäße, die sich letztendlich komplett verschließen können“, erklärt Dirk Krause, Oberarzt am Lukaskrankenhaus in Neuss. Durch den Verschluss wird ein Teil des Herzmuskels nicht mehr mit dem nötigen Sauerstoff versorgt.

Michael Haude, Chef-Kardiologe am Lukaskrankenhaus

Das Gefäß kann mit einem Ballonkatheter wieder geöffnet und anschließend mit einem Stent gestützt werden. „Aber Erfolg haben wir nur, wenn der Patient spätestens 120 Minuten nach den ersten Symptomen — beispielsweise Schmerzen im Brustkorb, Atemnot — bei uns ist“, betont Hubertus Degen, Leitender Arzt am Lukaskrankenhaus. Es muss also schnell gehen. „Nicht zögern, sofort die 112 anrufen — auch wenn keine Klarheit über die Symptome besteht“, betont Marc Zellerhoff, Ärztlicher Leiter des Rettungsdienstes im Rhein-Kreis Neuss, zum Faktor Zeit.

Zellerhoff und die anderen Experten ermuntern die Angehörigen, bis zum Eintreffen des Notarztes selbst Wiederbelebung durch heftiges Pumpen der Brustgegend durchzuführen. Auch hier spiele die Zeit eine Rolle. Grundsätzlich wurde die Infarktversorgung auch durch Übermittlung der Daten aus dem Rettungswagen an die Klinik verbessert. Trotzdem gibt Michael Haude, Chef-Kardiologe am Lukaskrankenhaus, mit auf den Weg: „Je weniger Zeit verstreicht, desto größer ist die Chance der Rettung oder Heilung.“

Nach den zweistündigen Experten-Ausführungen im Mataré melden sich Zuhörer zu Wort. Auf die geäußerten Bedenken bezüglich der Nebenwirkungen der nach einem Infarkt notwendigen Medikamente antwortet Barbara Lüthen: „Sehen Sie die Tabletten als Ihre Freunde an und denken Sie daran, ihren Lebensstil zu verbessern.“