Beratung für Flüchtlinge: „Bei Arabisch wird es schwierig“

Die Zahl der Flüchtlinge steigt auch in Meerbusch. Die Beratung und Hilfe in den Unterkünften ist oft nicht leicht.

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Meerbusch. Ulrike Bongartz, Gaby Trockel (beide Caritas) und Ute Bishop (Diakonie) sind da, wenn die Bewohner in den Asylbewerberunterkünften an der Cranachstraße in Büderich und Am Heidbergdamm in Lank Hilfe brauchen. Sie beraten in allen Lebensfragen, und ihre Arbeit wird nicht leichter: Die Zahl der Flüchtlinge steigt bundesweit, auch in Meerbusch: 99 Flüchtlinge wurden 2013 aufgenommen, 33 mehr als im Vorjahr.

„Es gibt hohe Beratungszahlen und eine hohe Fluktuation“, sagt Ulrike Bongartz bei der Vorstellung ihrer Arbeit im Sozialausschuss. In der Einzelfallhilfe gebe es „alle Themen, die Sie sich vorstellen können“. Englisch- und Französisch-Kenntnisse wären da, „aber bei Arabisch wird es langsam schwierig“, beschreibt Bongartz alltägliche Probleme.

Die Situation der Flüchtlinge sei kompliziert. Rund 40 Prozent der Menschen wären durch die Flucht traumatisiert oder hätten massive psychische Probleme; junge Männer stünden unter ungeheurem Druck, weil sie arbeiten wollten, um ihre Familien zu unterstützen. Dass Asylbewerber keine Arbeitserlaubnis und kein Recht auf einen Sprachkurs haben, erleichtere die Situation nicht, skizzierte Bongartz.

„An Integrationskursen können Flüchtlinge nicht teilnehmen, andere Angebote gibt es aber nicht. Dabei ist es wichtig, etwas zu tun zu haben.“ Eine medizinische Versorgung wird — so die bundesweite Regelung — nur im Notfall gewährt. Der trat in Meerbusch schon mehrfach ein: Ein Flüchtlingskind kollabierte bei dem Transport in die Unterkunft, ein Asylbewerber starb, nachdem er ins Koma gefallen war.

Außerdem sehr schwierig für die Betroffenen sei die Ungleichbehandlung, die durch politische Vorgaben auf Bundesebene entstünden. So würden die Verfahren von Menschen aus Syrien und Ex-Jugoslawien schnell bearbeitet, während andere aus Pakistan oder Iran mehr als zwölf Monate auf einen Bescheid warteten. „Sie wissen so lange gar nichts.“

Vor Ort versucht das Trio, zu helfen, wo es geht: Angesichts von zurzeit 16 Flüchtlingskindern im Alter bis zu sechs Jahren sei ein Kitaplatz wichtig — auf den Kinder von Asylbewerbern allerdings keinen Anspruch haben und die in Lank zudem Mangelwaren sind. Ein positives Beispiel: Ein Kind bekam einen Kitaplatz in Büderich, worauf die Familie vom Heidbergdamm zur Cranachstraße umziehen konnte.

Ganz hilflos ist die kommunale Politik nicht. Zurzeit gebe es Gespräche mit der Awo Mönchengladbach, die möglicherweise Sprachkurse anbieten könnte, berichtet die Sozialdezernentin Angelika Mielke-Westerlage. Das sei gut, wenn auch ein „Tropfen auf den heißen Stein“, meinte Ute Bishop.

Auch fehlten Alphabetisierungskurse. „Die Flüchtlinge im Asylverfahren sind ohne Sprachkenntnisse beim Einkauf, bei der Kontoeröffnung und bei allem anderen“, sagt Bishop. „Die wollen Deutsch lernen, so früh wie möglich, ganz viel und ganz schnell.“ Ein Patensystem, wie es Helga Dapprich (FDP) anregte, könnte ebenfalls sinnvoll sein.