NRW Gestermann-Bilder an Museum gespendet

Meerbusch · Der Kern der Arbeit des Büdericher Malers bestand in Aquarellen von Industrie- und Fabrikanlagen. Tochter Ingrid Kuntze verwaltet den Nachlass.

(mgö) Die Aquarelle von Fabriken und Industrielandschaften, die der 1989 verstorbene Hans Paul Gestermann zwischen 1950 und 1960 gemalt hat, haben als künstlerische Zeitzeugen heute Seltenheitswert. Das zählt doppelt bei einem Künstler, der seine Leidenschaft zum Malen als studierter und weitgereister Wirtschaftswissenschaftler vorrangig in der Freizeit ausüben konnte. Seine Tochter Ingrid Kuntze sorgt dafür, dass Gestermanns Kunst nicht vergessen wird.

Die in Osterath lebende Gründerin und ehemalige Leiterin der Städtischen Musikschule brachte die Kunst des Vaters immer wieder in die Öffentlichkeit – mit Ausstellungen wie 2003 in der Teloy-Mühle als Retrospektive, 2010 im Alten Küsterhaus und 2015 im LVR-Industriemuseum Oberhausen. Gestermann malte Landschaften und Stillleben, Mittelpunkt seines Schaffens aber waren Technik und Ästhetik der Industrie. An seinen Ansichten von Fabriken, Hochöfen, Häfen, Kränen, Zechen, Stahlwerken und anderen Industrie- oder Brückenanlagen ist das LVR-Industriemuseum in Oberhausen interessiert.

„Ich habe einige Werke in den Kofferraum gepackt und sie dort vorgezeigt“, erzählt Kuntze. Jetzt gehen gut 30 gerahmte Bilder als Schenkung in den Besitz des Museums über. „Die Bilder sind auf jeden Fall im Museum gut aufgehoben und werden irgendwann wieder dort in der Galerie zu sehen sein. Ich bin sehr froh, dass die Arbeiten meines Vaters in guten Händen sind“, sagt Kuntze.

Das Verhältnis zum Vater
war nicht besonders eng

Sie erzählt, dass sie den Vater als kleines Kind – die Familie wohnte in Büderich – auf einer seiner Fahrten als Handelsvertreter begleitete: „Die Leinwand hatte er stets im Kofferraum. Er setzte sich mitten in die Landschaft und malte.“ Ihr Verhältnis zum Vater war nicht besonders eng. Zwar interessierte sich Ingrid Kuntze schon früh für seine literarisch-philosophische Vorliebe, aber wichtiger war ihr die Musik, das Erlernen von Instrumenten wie Blockflöte, Klavier und Cello. Der Vater zog sich zurück ins Atelier und richtig nahe gekommen ist sie ihm erst nach seinem Tod. Heute ist er für die Tochter zum „Brückenschläger“ geworden.

Hans Paul Gestermann hat immer wieder zwischen seinem Beruf, der Familie und seiner Leidenschaft für die Kunst Brücken schlagen müssen. Mit diesem Hintergrund hat Ingrid Kuntze Leben und künstlerisches Werk in einem ganz persönlichen Buch unter Mitarbeit ihrer Tochter und Fotografin Inken zusammengefasst: „Es soll für meine Kinder und Enkelkinder ein Brückenschlag in die Vergangenheit
sein.“