Braver Charme und Schätzchen der 50er Jahre
Konrad Beikircher präsentiert einen rührigen und runden Musikabend: „Bayo Bongo“
Lank. Beikircher kocht und schreibt darüber. Auch Opernführer stammen aus seiner Feder und ganz nebenbei küsst den vom Rheinland adoptierten Südtiroler die Muse des Gesangs. In seinem neuen Musikprogramm „Bayo Bongo“ liebäugelt der Opernlibrettist mit den alten Schätzchen aus den 50er Jahren, dem „verkanntesten Jahrzehnt des letzten Jahrhunderts“.
Aufrichtige Zeiten, schwärmt Beikircher, mit aufrichtigen Liedern und hohem Erinnerungsfaktor für alle nachfolgenden Generationen. Denn auch wenn ein Interpretenname wie etwa „Lolita“ nicht bei jedem Zuschauer direkt zündete, den Text des dazugehörigen Gassenhauers („Seemann, lass’ das Träumen“) beherrschen im Forum Wasserturm Besucher aller Altersklassen.
Nachkriegsbewältigung durch Amore mit Bella Italia selbst, dem Einsatz von rotem Lippenstift nach den Jahren der Notstandsarbeiten und begleitende Tango-Träumereien. Beikircher hat sie alle im Gepäck, die Sehnsuchtsträger aus der Vorfernsehzeit vor dem magischen Auge des wuchtigen Loewe-Opta-Radios.
Selbst vor leeren Stühlen hätte Beikircher einen Mordsspaß. Er zitiert, lässt Klassisches durchleuchten, flicht Kabarettistisches ein. Das klingende Wochenschau-Medley des gelehrten Philosophen, Psychologen und Musikwissenschaftlers mit Beethoven-Frisur lässt nichts aus: Erinnerungen an erste Werbe-Jingles, die zu Hits werden, und auch umgekehrte Phänomene, wenn aus „Maria aus Bahia“ ein Lobgesang auf einen Eierlikör wird. Aber auch an ganz persönliche Momente des aufregenden Pariser Liebeslebens erinnert Beikircher, an den waschsoda-sauberen Rock’n’Roll von Peter Kraus, die Hoch-Zeit von Heimatfilm und KuK-Monarchie, Eddie-Constantine-Western und Country Bars, Seifenkistenradios und Klappermäntel.
In allen Fällen stilsicher, begleitet Konrad Beikircher seine Musiker an Akkordeon, Kontrabass und Gitarre mit Steel guitar und Mundharmonika. „Schön war die Zeit“ — treffend wählt der bekennende Antiamerikanist den heimatlichen Heimwehschlager von Freddie Quinn als Ausklang dieses rührigen und runden Abends im Wasserturm.