Freizeit in Meerbusch Rheincamping-Team zieht Bilanz
Langst-Kierst · Nachdem die Betreiber des Campingplatzes in Langst-Kierst 2020 ihr bestes Jahr seit dem Start in 2008 hatten, ziehen sie nun ihre bislang schlechteste Bilanz. Besonders das Hochwasser Mitte Juli hat große Schäden angerichtet.
Corona, das Hochwasser im Juli, und in der vergangenen Woche auch noch eine Windhose, die über den Campingplatz am Rheinufer in Langst-Kierst fegte und einigen Schaden anrichtete. „Diese Saison ist die schlechteste, die wir bislang erlebt haben“, sagt Rainer Breitbach, der die beliebte Anlage im 13. Jahr gemeinsam mit Markus Brix betreibt. „Aber wir sind dankbar, dass wir kein Personal entlassen und niemanden in Kurzarbeit schicken mussten. Für eben solche Krisenzeiten haben wir uns einen finanziellen Puffer aufgebaut.“
Beide Männer haben jahrelang in der gehoben Hotellerie gearbeitet und zuletzt sogar erfolgreich selbst ein Hotel im Chiemgau betrieben, bevor sie 2008 den Campingplatz am Fähranleger übernommen und auf Vordermann gebracht haben. Sie kennen die extremen Schwankungen, denen die Tourismusbranche unterliegt. Deshalb sind sie auch nicht wirklich überrascht, dass ihr bislang schlechtestes Jahr unmittelbar auf ihr bestes folgt. „2020 waren wir ausgebucht und konnten uns vor Anfragen kaum retten, weil in der Corona-Pandemie so viele Menschen das Campen neu für sich entdeckt haben“, erinnert sich Breitbach, während er bei einem der letzten Dauercamper den Stromzähler abliest.
Die diesjährige Saison hingegen war schwierig. Zwar konnten die Dauercamper – wie sonst auch – ab 1. April wiederkommen. Aber weil die Inzidenzzahlen im Kreis im Frühjahr sehr ungewiss waren, ließen die Campingplatzbetreiber die Touristen erst Ende Mai wieder auf den Platz. Die Zwischenzeit nutzen Brix, Breitbach und ihr Partner Gonzalo Zapata, um die Anlage zu optimieren: 26 neue Businessplätze sind entstanden, dazu vier neue Premiumplätze. „Im Juni hatten wir dann gut zu tun“, so Breitbach. „Obwohl viele Camper doch noch verunsichert waren.“ Mitte Juli kam dann das Hochwasser.
Markus Brix, der hauptsächlich für Organisation und Büro zuständig ist, dokumentiert seit Jahren akribisch die Pegelstände des Rheins. „Außerdem stehen wir in ständigem Kontakt mit der Hochwasserschutzzentrale in Köln.“ Deren Daten haben die Männer schließlich dazu bewogen, den Platz bereits am Dienstag, zwei Tage vor dem schlimmen Unwetter, zu evakuieren. „Nicht alle 480 Camper haben das gleich einsehen wollen. In zwei Fällen mussten wir sogar von unserem Hausrecht Gebrauch machen“, erzählt Breitbach. Hinterher hätten sich dann eben diese Camper bei ihnen bedankt, dass sie ihnen möglicherweise das Leben gerettet hätten.
Menschen sind bei Starkregen nicht zu Schaden gekommen
Denn Menschen sind bei dem Starkregen in Langst-Kierst glücklicherweise nicht zu Schaden gekommen. Aber durch das Unwetter – der Platz war danach noch lange gesperrt – sind den Betreibern die besten Tage der Saison verloren gegangen; viele Dauercamper seien auch nach dem Aufräumen nicht wieder gekommen, weil sie so geschockt waren. „Aber wir wollen nicht klagen“, betont Breitbach. „Andere Menschen haben durch die Katastrophe wirklich alles verloren, und da gehören wir nicht zu.“
Seit dem 4. Oktober ist die wechselhafte Saison 2021 nun offiziell beendet. Die letzten Dauercamper haben aber noch bis 12. Oktober Zeit, ihre Bleibe komplett abzubauen. Aber die meisten sind sowieso schon weg, der Platz ist fast leer. An diesem Morgen verabschiedet sich ein Mann aus Krefeld mit den Worten: „Schöne Weihnachten, guten Rutsch, wir sehen uns dann Ostern wieder.“ Etwa 150 Plätze für Dauercamper und ebenso viele für Touristen gibt es auf der Wiese am Rheinufer. Viele treue Dauercamper sind für das Team von Rheincamping wie gute Bekannte. „Erst im vergangenen Jahr hat eine Dame aus Altersgründen ihren Platz nach 70 Jahren aufgegeben – so lange gibt es die Anlage hier schon“, erzählt Breitbach. Aber auch Camper auf Zeit buchen unter normalen Bedingungen gerne ihren Urlaub in Meerbusch. „Wir haben sogar Neuseeländer zu Gast, aber auch Australier, Kanadier und Amerikaner“, sagt Markus Brix.
Er führt penibel Buch, um so bei Bedarf sämtliche Kontakte nachverfolgen zu können. Sein Büro wird nun ebenso wie die Sanitärcontainer, die Strandbar und sämtliche anderen Anlagen und Möbel bis zum Frühjahr eingelagert. „Bis 20. Oktober wollen wir fertig sein“, sagt Rainer Breitbach. Die Arbeitstage beginnen deshalb früh, meist schon gegen sieben Uhr morgens. Vier LKW-Container werden in den nächsten Tagen befüllt und abtransportiert. Breitbach: „Wenn wir fertig sind, werden wir rund 180 Tonnen bewegt und alles eingepackt haben – von der Kuchengabel bis zum Sonnenschirm.“
Danach geht es für die drei Männer über Bayern nach Marbella, wo sie seit Jahren den Winter verbringen. Die Stadt an der Costa del Sol nennen sie ihr Zuhause. „Mitte November wollen wir dort sein“, sagt Breitbach. Was sie von dieser Saison mitnehmen werden? Auf jeden Fall nicht nur schlechte Erinnerungen. „Wir haben in diesem Jahr auch eine enorme Hilfsbereitschaft von unseren Gästen, aber auch von vielen Meerbuschern erlebt, gerade nach dem Hochwasser“, betont Breitbach. „Das war für uns eine besondere Erfahrung.“