Politik in Meerbusch Mehr Frauen im neuen Stadtrat
Meerbusch. · Die Grünen haben beim Aufstellen ihrer Ratsliste darauf geachtet, dass die Plätze zu gleichen Teilen mit Frauen und Männern besetzt sind.
Jünger und weiblicher. So sollte der Rat der Stadt Meerbusch künftig sein. Das hatten die Vertreter der verschiedenen Fraktionen schon vor der Kommunalwahl im September angekündigt. Was der neue Meerbuscher Stadtrat auf jeden Fall ist: Er ist größer. 60 Ratsmitglieder plus Vertreter der Verwaltung sitzen künftig in dem Gremium beisammen, das am Dienstag, 24. November, zu seiner konstituierenden Sitzung zusammenkommt.
Zu Beginn der abgelaufenen Ratsperiode im Jahr 2014 nahm der Rat der Stadt Meerbusch seine Arbeit mit gerade mal 48 Mitgliedern auf. Zum Ende der Wahlperiode waren es dann 52. Selbst Angelika Mielke-Westerlage, die fünf Jahrzehnte in der Verwaltung tätig und bis November als Bürgermeisterin im Amt war, staunt über diese Größenordnung: „Damit ist der aktuelle Meerbuscher Stadtrat sogar größer als die Gremien in den Nachbarstädten Neuss und Krefeld“, bemerkte sie kurz vor dem Abschied vom Amt.
Für Bürgermeister Christian Bommers bedeutet dies unter anderem, dass er in der Corona-Krise besondere Vorkehrungen treffen muss. So findet die konstituierende Sitzung am Dienstag nicht wie üblich im Foyer des Städtischen Meerbusch-Gymnasiums in Strümp statt, sondern in einer Turnhalle, und zwar in der Forstenberghalle in Lank.
Dann wird auch Sarah Winter dabei sein. Die 37-Jährige sitzt für Bündnis 90/Grüne im Stadtrat – und das bereits zum dritten Mal. „Ab 2004 bis 2014 war ich in zwei Wahlperioden Ratsmitglied der Grünen“, erzählt die Niersterin. „Zu Beginn, mit Anfang 20, war ich die Jüngste unter meist älteren Männern.“ Unangenehme Situationen habe sie damals nie erlebt, betont sie.
Dennoch sei es für sie als junge Frau in der Kommunalpolitik nicht immer einfach gewesen. „Oft hieß es, bestimmte Dinge könne ich noch nicht wissen, dafür sei ich nicht lange genug dabei.“ Und als sie dann noch mit ihrem neugeborenen Baby an den Ausschusssitzungen teilnahm, sei das bei einigen Kollegen auf Unverständnis gestoßen. Mittlerweile sind Sarah Winters Söhne neun und elf Jahre alt.
Und der Frauenanteil im Rat der Stadt Meerbusch liegt inzwischen bei rund 33 Prozent. In der vergangenen Ratsperiode (2014-2020) waren es rund 27 Prozent. Dass nun 20 von 60 Ratsmitgliedern weiblich sind (vorher 14 von 52), begrüßt die Wieder-Einsteigerin. „Es ist sehr schwierig, junge Frauen für Kommunalpolitik zu begeistern“, sagt Sarah Winter.
Ihre Fraktion stellt gleich sieben der insgesamt 20 Frauen im neuen Rat. Die Grünen (14 Sitze) haben als einzige Partei in Meerbusch eine Frauenquote und damit so viele Männer wie Frauen im Rat. „Es ist wichtig und richtig, dass wir die Quote haben“, sagt Winter. „Auch unsere Ausschüsse werden wir deshalb mit jeweils zwei Männern und zwei Frauen besetzen.“ Sarah Winter ist nun gespannt, ob es im Rat wegen des gestiegenen Frauenanteils eine andere Diskussionskultur geben wird. „Mehr Frauen - das macht schon was aus“, meint sie. Trotzdem soll die Sachpolitik klar im Vordergrund stehen. „Es geht immer um die jeweils beste Lösung für die Stadt und die Bürger. Da spielen weder Geschlecht noch Parteizugehörigkeit die Hauptrolle.“ Dennoch könne sie sich vorstellen, „dass die Frauen sich beispielsweise Mut zusprechen und mehr Frauen ermuntern, in der Politik mitzumischen“.
Die Rolle als jüngstes Ratsmitglied nimmt im neuen Rat erneut eine Frau ein, die ist allerdings CDU-Mitglied: Die Studentin Berna Giousouf wurde 1998 geboren und holte bei der Kommunalwahl den Wahlbezirk Lötterfeld.
Insgesamt hat die CDU 25 Sitze im Rat, darunter sind sieben Frauen. Im alten Rat waren es bei 24 CDU-Ratsmitgliedern sechs Frauen.
Hinzu kam mit Angelika Mielke-Westerlage eine CDU-Bürgermeisterin. Bei der SPD gehen von insgesamt neun Sitzen drei an Frauen. Ursprünglich wären es vier gewesen, aber zwei Frauen verzichteten auf ihr Mandat, und ein Mann rückte nach. Im alten Rat hatte die SPD einen Sitz mehr (10), der Frauenanteil war aber derselbe. Bei der FDP-Fraktion ist der Frauenanteil so gering wie in der abgelaufenen Ratsperiode: Sechs Ratssitze teilen sich eine Frau und fünf Männer.
Die UWG/Freie Wähler haben mit aktuell drei Sitzen einen Sitz weniger als im alten Rat. Damals waren die vier Sitze in gleichen Teilen auf Männer und Frauen verteilt. Diesmal haben die Frauen mit zwei Sitzen „die Mehrheit“. Die Partei, die Linke und die AfD haben im neuen Rat jeweils einen Sitz. Deren Vertreter sind allesamt männlich.
Das Fazit: Verglichen mit der Gesamtbevölkerung in Meerbusch sind Frauen im Rat immer noch unterrepräsentiert. Denn Stand 2018 leben in der Stadt sogar knapp mehr Frauen als Männer, nämlich rund 52 Prozent.