Die Ilvericher Altrheinschlinge entstand vor 7000 Jahren

Heute ist das Naturschutzgebiet ein beliebtes Ausflugziel und gilt als einer der schönsten Orte in der Umgebung.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Vögel zwitschern. Ein Zitronenfalter flattert über den Weg. Hoch über den Köpfen der Spaziergänger zieht ein Rotmilan seine Runden. Im Naturschutzgebiet Ilvericher Altrheinschlinge können Spaziergänger die Seele baumeln lassen. Das Gebiet zwischen Strümp, Ilverich, Haus Meer und dem Rhein ist eines der bedeutendsten Naturschutzgebiete der Region. Das Areal entstand vor etwa 7000 Jahren als Teil des Flussbettes des Rheins und ist die einzige vollständig geschlossene Altarmschlinge in unveränderter Geomorphologie am Niederrhein.

Wer sein Auto in Strümp am Bergfeld stehen lässt und zu Fuß in den Pfad rechts der Straße einbiegt, ist mitten in einer dämmrigen Sumpflandschaft. Kleine Gräben durchziehen das Gebiet. Sie werden aus mehreren Quellen gespeist und geben ihr Wasser in die Strempe ab, die rechts des Weges fließt. Für Kamm-Molche und Erdkröten ist es ein wahres Paradies. Auch Libellen kann man hin und wieder beobachten, wie sie filigran über dem Wasser schweben. Der Blick fällt durch die Bäume auf eine offene Wiesenlandschaft.

Entlang der Strempe (später Kringsgraben) kann man bis fast zum Deich wandern, wo sich der kleine Wasserlauf mit dem Mühlenbach vereinigt und in den Rhein mündet. Ganz in der Nähe befindet sich das vier Hektar große Wiesengrundstück, das der Naturschutzbund (Nabu) Meerbusch vor 25 Jahren in Pflege genommen hat. Das gesamte Gebiet ist von Kopfweiden umgeben. „Hören Sie? Da zwitschert ein Buchfink“, erklärt Helmut Ropertz vom Nabu. Er kennt sich in Fauna und Flora der Ilvericher Altrheinschlinge aus und ist Fachmann für Kopfweiden. „In den Höhlungen der alten Bäume nisten Steinkäuze“, informiert er.

Von den rund 1000 Kopfweiden, die der dort betreut, werden pro Jahr etwa 140 beschnitten. Jeden Samstag von Oktober bis Februar sind die Aktiven ehrenamtlich tätig, eine Arbeit, die kaum jemand wahrnimmt. „Aber wir machen das gerne“, sagt Ropertz. Auch hier fehlt jedoch, wie in vielen Vereinen, der Nachwuchs. Plötzlich tollt ein Hasenpärchen durch die Wiese. „Das sind die üblichen Rangeleien, wer das Weibchen bekommt“, lacht Wolf Meyer-Ricks, Vorsitzender der Meerbuscher Ortsgruppe des Nabu. Er liebt besonders die vielen Libellen- und Falterarten, die auf der Nabu-Wiese heimisch geworden sind. „Da! Ein Aurora. Den habe ich schon lange nicht mehr gesehen“, sagt er. Tagpfauenauge und kleiner Fuchs kämen dagegen öfter vor. „Die freuen sich sogar über Brennnesseln.“

Plötzlich singt die Mönchsgrasmücke. Dieser Singvogel ist besonders jetzt in der Balzzeit gut von anderen zu unterscheiden. „Seine kurzen Strophen aus flötenden Tönen überschlagen sich fast“, wissen die Fachleute. Sie planen, auf der gepachteten Wiese einen zehn Meter hohen Mast für ein Storchennest aufzurichten. „Beim Vogelflug kommen immer wieder Störche am Niederrhein für eine Rast vorbei. Warum sollen sie hier nicht auch heimisch werden?“, so Meyer-Ricks. Fast die gesamte Altrheinschlinge sei ein Feuchtgebiet, das viel Nahrung bietet.

Das aber auch geschützt werden müsse. Deshalb gelten strenge Regeln. „Besonders wichtig ist, dass Spaziergänger die Wege nicht verlassen und ihre Hunde anleinen.“