Meerbuscher mit Innenstadt unzufrieden

Wirtschaftsförderin Heike Reiß stellt die Ergebnisse einer Umfrage zum Einkaufsverhalten von knapp 200 Meerbuschern vor.

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„Vitale Innenstädte“ war Titel der Befragung, die das Institut für Handelsforschung in Köln (IFH) in 121 Städten, die als Mittelzentrum gelten, gestartet hat. In Meerbusch wurden fast 200 Besucher befragt, ihnen wurden 14 bundesweit einheitliche Fragen sowie vier Meerbusch-spezifische gestellt. Jedes Gespräch dauert etwa eine Viertelstunde. Wirtschaftsförderin Heike Reiß präsentierte jetzt die Ergebnisse im Haupt-, Finanz- und Wirtschaftsförderungsausschuss.

Frau Reiß, was hat sie am meisten in der Auswertung überrascht?

Heike Reiß: Eigentlich nicht so viel, vielmehr hat die Befragung unsere Beobachtungen und eigenen Analysen bestätigt. Gefreut hat uns bei den Meerbusch-spezifischen Fragen, dass 55 Prozent der Befragten die Aktion „Heimat shoppen“ gut finden. Aber 34 Prozent der Befragten sagten auch, dass sie die Aktion nicht kennen, und nur rund die Hälfte findet sie im Ort spürbar.

Welche Schlussfolgerung ziehen Sie daraus?

Reiß: Das ist für uns Motivation, daran weiter zu arbeiten, noch mehr Werbung zu machen. Denn es geht ja genau darum: den örtlichen Handel zu stärken und die Kunden zu ermuntern, nicht im Internet, sondern in den Läden vor Ort einzukaufen. Wir müssen auch den Handel noch mehr motivieren, dies als eigene Aktion zu sehen, für die sie selber auch werben müssen.

Stichwort Internet: Was ist bei der Befragung dazu rausgekommen?

Reiß: Die Hälfte der Befragten gab an, dass es für sie wichtig ist, sich online über Geschäfte zu informieren. 80 Prozent finden wichtig, dass sie in der Stadt WLAN kostenfrei nutzen können. Und fast 50 Prozent möchten online bestellte Waren in den Geschäften abholen.

Wissen Sie, wie viele Kunden überhaupt im Internet etwas bestellen?

Reiß: Knapp 40 Prozent sagen, dass sie gar nicht online bestellen, gute 40 Prozent kaufen zwar im Internet, gehen aber trotzdem genauso oft in die Stadt, und knapp 17 Prozent kaufen immer mehr im Internet und gehen darum weniger in die Ortszentren.

Wer ist denn eigentlich in Meerbusch befragt worden?

Reiß: Die Interviewer haben offenbar mehr Frauen als Männer angetroffen. Sie waren im Schnitt 48 Jahre alt und mit dem Auto unterwegs. Sie gaben an, wöchentlich einkaufen zu gehen. Ihre Note für die Attraktivität der Ortskerne lag bei 2,7.

Wo genau fanden denn die Interviews statt?

Reiß: In Lank-Latum an der Hauptstraße und beim damaligen Kaiser’s Gonellastrasse, in Osterath am Edeka-Markt, an der Schranke und im Ortskern, in Büderich am Deutschen Eck, auf dem Wochenmarkt und auf der Dorfstraße.

Wissen Sie, was genau die Befragten eigentlich am meisten in Meerbusch einkaufen?

Reiß: Lebensmittel stehen mit 83 Prozent ganz oben auf der Liste, gefolgt von Drogeriewaren (74,7), Büchern (59), Büro und Schreibwaren (63) und Optiker-Bedarf (52). Bekleidung, Schuhe, Uhren und sogenannte Consumer Electronics kaufen die Meerbuscher zu großen Teilen in anderen Städten.

Wie finden die Meerbuscher eigentlich die Geschäfte und Ortszentren? Wurden Sie dazu befragt?

Reiß: Ja, natürlich. Besonders gelobt wurden Sicherheit und Sauberkeit und die Parkmöglichkeiten rund um die Geschäfte, bemängelt wurden die Lebendigkeit der Innenstadt, fehlende Sehenswürdigkeiten und die generelle Ausstattung der Innenstadt.

Nutzen die Meerbuscher Kunden eigentlich die Bahn oder fahren sie mehr mit dem Pkw in die Einkaufszentren?

Reiß: Auch hier ist das Ergebnis nicht überraschend: Natürlich wird mehr mit dem Pkw gefahren. Laut der Befragung sind in Meerbusch weniger als sechs Prozent mit Bus und Bahn unterwegs zum Shoppen, dafür fast 60 Prozent mit dem eigenen Auto. Positiv ist aber: Knapp 20 Prozent fahren mit dem Zweirad zum Einkaufen.

Woher kommt die Kundschaft — nur aus Meerbusch?

Reiß: Nein, auch aus anderen Orten: aus dem linksrheinischen Düsseldorf ebenso wie aus Kaarst oder Krefeld. Aber die meisten (zwei Drittel) dann doch schon aus Meerbusch selbst.

Gibt es Lieblings-Ortsteile oder kaufen die Büdericher auch in Lank-Latum ein?

Reiß: 63 Prozent der Befragten gaben an, dass sie auch in anderen Stadtteilen einkaufen, 37 Prozent bleiben ihrem Stadtteil treu.

Wurden sie auch zu einheitlichen Öffnungszeiten befragt?

Reiß: 23 Prozent fänden das gut, aber 48 Prozent, also fast die Hälfte, sind die einheitlichen Öffnungszeiten egal.

Welche Konsequenz nehmen Sie nun aus dieser Befragung mit?

Reiß: Wir werden die Ergebnisse am 27. Juni um 19 Uhr, detailliert in einer gemeinsamen Veranstaltung im Gartencenter Selders mit den Werbegemeinschaften, dem Einzelhandelsverband und der IHK noch mal mit allen Meerbuscher Einzelhändlern diskutieren. Die Aktionstage zum „Heimat shoppen“ am zweiten Wochenende im September werden auch schon vorbereitet, ebenso wie wir uns mit den technischen Voraussetzungen für eine Plattform ähnlich „Online City Wuppertal“ oder „Mönchengladbach bei ebay“ beschäftigen.

Ist Meerbusch also eine „vitale Stadt“?

Reiß: Ja, selbstverständlich ist Meerbusch vital! Und dies funktioniert nur mit den vielfältigen und kreativen Einzelhändlern und der bunten Gastronomie-Landschaft.