Diese Einzelhändler bewahren Tradition
Die Bäckerei Bölte und das Modehaus Imdahl gab es bereits, als die Stadt Meerbusch noch gar nicht existierte.
Wenn die Deutschen im Ausland sind, vermissen sie vor allen Dingen die vielen Brotsorten aus ihrer Heimat. 50 verschiedene Brote und rund 30 unterschiedliche Brötchensorten hat beispielsweise die Lanker Bäckerei Bölte in ihrem Sortiment. Doch das war nicht immer so. „Als ich ein kleiner Junge war und meine Eltern Karl und Theresia das Geschäft führten, gab es nur fünf Brotsorten: Roggenmisch-, Weizenmisch-, Weiß- und Schwarzbrot, dazu am Wochenende Rosinenstuten,“ erzählt Wilhelm Bölte. Dazu gab es normale, Mohn- und Sesambrötchen. Das Geschäft hatte Bölte Senior 1953 von den Geschwistern Giesen übernommen, die bereits alt eingesessen waren.
Damals in den 50er Jahren befand sich das Ladenlokal an der Mühlenstraße, die Backstube an der Hauptstraße. Heute ist es umgekehrt. Im Bereich der Mühlenstraße wird gebacken, an der Fußgängerzone verkauft. Im Keller befindet sich wie früher das Lager und heute auch eine eigene Mühle. Bölte backt noch komplett selbst, Backmischungen kommen nicht ins Haus. Gut 30 Prozent der Backwaren sind Vollkornbrote. Und der Bäckermeister experimentiert, um neue Trends aufzunehmen. So hat er ein Brot mit Chia, der Ölsaat aus Südamerika mit besonders viel Omega-3-Fettsäuren, entwickelt, das sich gut backen lässt und beim Schneiden nicht zerbröselt. Diese Vielfalt hat ihren Preis. Für Bölte beginnt der Tag um 2 Uhr, während sein Vater noch bis 4 Uhr schlafen konnte. Dann rührt und knetet er und bereitet so viele Backwaren vor, wie er verkaufen kann. Bölte: „Am Abend sind maximal zehn Prozent noch in den Regalen. Weggeworfen wird nichts. Reste bekommen meine Pferde.“
Imdahl ist einer der Namen, die in Lank nach Heimat klingen. Schuldirektor, Metzger und Textilkaufmann, das sind drei Generationen, die das Dorf prägten. Mode Imdahl eröffnete 1925 das erste Geschäft in dem Gebäude auf der Hauptstraße, wo sich heute ein Schreibwarengeschäft befindet. Allerdings war das Sortiment ganz anders und der Laden hieß „Weiß- und Wollwaren Maria Imdahl“. Inhaberin war die Tante des heutigen Besitzers Heinrich Imdahl und sie bot vor allen Dingen „Chosen“ an: Unterwäsche, Strümpfe, Kittelschürzen und Frotteetücher, eben die Dinge, die man damals auf dem Land brauchte.
„Als Kind habe ich immer hinter der Theke gesessen und die Tante und ihre Kunden beobachtet“, erinnert sich Imdahl heute. Mit 13 Jahren habe er sie schon zum Einkauf nach Neuss und Köln begleitet und die Schaufenster dekoriert. Das war in der schlechten Zeit nach der Währungsreform 1948 und zwar am zweiten Standort, wo heute die Post ist. Auch als der heute 80-Jährige, der in Düsseldorf in einem Stoffgeschäft an der Schadowstraße gelernt hat, 1956 den Laden übernahm, bot er zunächst Unterwäsche, Pullover und Strümpfe an. Doch die Zeit wandelte sich und mit ihr Geschäft und Sortiment. 1963 baute Heinrich Imdahl am heutige Standort neu und schuf Platz für Damen- und Herrenmode auf zwei Etagen. Unterstützt vom langjährigen Mitarbeiter Leo Stevens bietet er heute ein „großstädtisches Sortiment an, also hochwertige Qualität und gute Marken“. Auch bei seinen Mitarbeitern setzt der Senior auf Kontinuität. Schon die Mutter von Verkäuferin Claudia Merger hat bei Imdahl gelernt. kir