550 Jahre besteht die St. Sebastianus-Schützenbruderschaft Lank-Latum, was den Sebastianern am Wochenende einen stimmungsvollen Festakt wert war. Mit dem „Regimentsgruß“ und anderen schmissigen Märschen sorgte der Bundesspielmannszug Lank-Latum zusammen mit dem Orchester der Stadtwerke Krefeld für die nötige Grundstimmung bei den rund 300 Schützen und Ehrengästen im Forum Wasserturm. Wenn die älteste Bürgerintiative des Ortes ruft, dann kommen natürlich auch viele Gratulanten und Vertreter aus den anderen Meerbuscher Schützenvereinen und Bruderschaften. Langst-Kierster, Osterather und Büdericher saßen einträchtig beieinander, als Landrat Hans-Jürgen Petrauschke etwa den steten Wandel unterstrich, den man sich selbst immer nur schwer vorstellen könne.
So mancher stellte sich unwillkürlich die Frage, wie seine Bruderschaft wohl in fünf oder sechs Jahrzehnten aussehen würde. Gleichwohl bleibe der Kern des Miteinanders und des unbeschwerten Feierns auch in schweren Zeiten ein wichtiger Faktor.
Bürgermeister Christian Bommers sekundierte und erklärte, dass ohne Schützen im Gemeinwesen kaum etwas laufe. Im Gepäck hatte der erste Bürger der Stadt daher auch die Ehrenplakette des Landes, die für Schützenvereine gestiftet wurde, die seit mindestens 100 Jahren bestehen. Diese Hürde hätten die Lanker Sebastianer ja dann auch knapp genommen, bemerkte Bommers schmunzelnd. Die Hochmeister-Plakette des Bundes Historischer Deutscher Schützenbruderschaften überreichte der Stellvertretende Bundesschützenmeister Hans-Willi Pergens aus Viersen. Der Dachverband sei stolz auf seine Jubilare und der Gratulant blickte auf seine eigene Schützenvita zurück, um zu betonen, wie wertvoll das Miteinander für einen Ort sei.
Im Rahmen der Festrede beleuchtete Bezirksbundesmeister Mike Kunze die Jubiläen des 20. Jahrhunderts. Immerhin sei es der Bruderschaft gelungen innerhalb eines Jahrhunderts 1902 zuerst das 200-Jährige, dann 1935 das 400-jährige und zuletzt 1975 das 500-jährige Bestehen zu feiern. Immer wieder sei es gelungen, ältere Hinweise auf die Sebastianer zu finden, deren Gründung zuletzt mit der fast einjährigen Belagerung von Neuss in den Jahren 1474 und 1475 durch Herzog Karl den Kühnen in Zusammenhang gebracht wurde. Diese Sichtweise hatte der Lank-Latumer Friedrich Senger in den 1950er Jahren im ganzen Bezirk wirkungsvoll vertreten, weshalb auch Osterath und Willich dieser Tage ihr 550-jähriges Bestehen feierten.
Dass die Gründunglegende nicht historisch belegt werden könne, tat der Festgesellschaft allerdings keinen Abbruch. Schließlich bestehe laut Kunze die Möglichkeit, dass die Bruderschaft tatsächlich schon früher gegründet worden sein könnte, wie viele Beispiele aus der näheren Umgebung belegten. Zudem sei es natürlich wichtiger, die Werte „Glaube, Sitte. Heimat“ in der Gegenwart überzeugend zu leben.
Dass dies nicht immer leicht sei, belegte der Bundesmeister am Schicksal des jüdischen Schützenkameraden Isaak Wyngard im Dritten Reich. Nur dessen Austritt rettete letztlich das Jubelfest 1935 – zugleich das letzte vor dem Krieg. Andererseits sei es den Schützen seither immer wieder hervorragend gelungen, integrierend zu wirken und Gutes im Ort zu bewirken.
Den Abschluss der gelungenen und vielfältigen Veranstaltung machte eine Diashow, die Ehrenbrudermeister Jürgen Santen unter dem Titel „Legenden der Leidenschaft“ zusammengestellt hatte.
Der Bilderreigen aus dem Bruderschaftsarchiv gab einen musikalisch unterlegten Eindruck des letzten Jahrhunderts bewegter Bruderschaftsgeschichte und zeigte wichtige Kontinuitäten auf, welche die Bruderschaft bis heute geprägt hätten.
Im Anschluss klang der Abend im Gasthaus Baumeister aus. Das Königshaus um Uwe Henze sowie der Vorstand um den neugewählten Brudermeister Markus Reiners – erst der fünfte seit dem Wiederbeginn nach dem Krieg – feierte mit seinen Gästen noch bis tief in die Nacht. Man wird halt nicht alle Tage 550 Jahre jung.