Eine Schneiderin aus Büderich setzt sich für Kinder ein

Gülsüm Yalcinöz gründete 2008 den Neusser Verein „Hoffnungsstern“.

Foto: Ulli Dackweiler

Wenn Gülsüm Yalcinöz über ihr Leben, den ehrenamtlichen Einsatz und ihr Engagement als Einzelvormund spricht, sprühen ihre Augen. Sie sitzt in der Änderungsschneiderei „Atelier Savas“ an der Witzfeldstraße in Büderich neben Nähmaschine und Garnrollen, umgeben von Kleidungsstücken, die Kunden — „sie kennen mich alle als Frau Savas“ — zum Ändern gebracht haben. „1988 habe ich angefangen zu nähen, habe es mir selbst beigebracht und 1990 meinen ersten Laden eröffnet“, sagt sie.

Zu diesem Zeitpunkt lebte sie bereits 17 Jahre in Deutschland. 1969 in der Türkei geboren, verbrachte sie die ersten vier Jahre bei den Großeltern. Die Eltern lebten in Neuss, wo Gülsüm Yalcinöz aufwuchs. „Die lebensverändernden Ereignisse während der letzten Hauptschul-Jahre im häuslichen Umfeld sind die Wurzeln meiner heutigen ehrenamtlichen Tätigkeit“, sagt sie.

Nachdem sie mit 15 Jahren den Kontakt zu den Eltern abgebrochen hatte, folgten Heimaufenthalte und später der Umzug zu ihrem Lebensgefährten. 1988 und 1991 wurden ihre Söhne geboren.

In der Zwischenzeit aber ist viel passiert. 2008 gründete sie mit Kamil Altay in Neuss den Verein „Hoffnungsstern e.V. — für schutzbedürftige Weltkinder“. Heute ist die stellvertretende Vorsitzende auch darum bemüht, in Heimen oder Pflegefamilien lebende Kinder mit Migrationshintergrund zusammenzuführen: „Das ist schwierig. Manche Eltern sind vermisst oder verstorben. Viele Menschen wissen um diese hilfsbedürftigen Kinder, tun jedoch zu wenig.“ Die 46-Jährige möchte Pflegefamilien gewinnen. Ihre eigenen Erfahrungen in der Jugend bilden die Grundlage für die sogenannten Hilfe-plangespräche, die sie mit Familien in ganz NRW führt.

Und selbstverständlich spendiert sie ihren 16-jährigen Mündeln auch ein Eis und mehr: „Ich habe gemerkt, wie wichtig eine Vormundschaft ist. Meine drei Jungs haben in letzter Zeit tolle Fortschritte gemacht.“ Sie leben in Düsseldorf, kommen oft nach Meerbusch, und am Wochenende wird bei Mama Gül — so nennen sie die Jungs — Deutsch gelernt oder etwas unternommen: „Es ist ein bereicherndes Gefühl, bei dem Weg in eine gute Zukunft zu helfen.“