Enkelin veräußert Kunst des toten Opas
Daria van der Weyden ist die Enkelin des 2001 gestorbenen Künstlers Helmut Martin-Myren.
Überall stehen Kisten, die Wände sind voller Bilder, von der Decke hängt eine hölzerne Mobilé —Lampe und mitten im Raum steht eine riesige Patrone aus Holz. „Und das ist nur ein Teil des Nachlasses meines Großvaters“, sagt Daria van der Weyden. Ihr Großvater war Helmut Martin-Myren, Aktionskünstler und einer der bedeutendsten Kulturvertreter Meerbuschs. Im Februar 2001 ist er im Alter von 66 Jahren plötzlich verstorben. „Und er hat unfassbar viele Werke hinterlassen“, sagt seine Enkelin. Die rund 15 Mitglieder ihrer Familie, ihre Mutter, Onkel und Tanten, Cousins und Cousinen, hätten Stücke in ihre Haushalte übernommen. Sie selbst habe allein zehn Bilder ihres Großvaters an den Wänden hängen. „Aber als Aktionskünstler hat er riesige Bilder und Objekte geschaffen — die passen in unsere Privathaushalte gar nicht rein“, sagt Daria van der Weyden.
Deshalb habe die Familie eine Lagerhalle angemietet und Helmut Martin-Myrens Arbeiten darin untergebracht. „Rund 130 Bilder bewahren wir dort auf. Von ganz kleinen, etwa DINA-4-großen Formaten bis zu Zwei-Meter-Werken. Dazu noch Skulpturen ganz unterschiedlicher Größen. Aber eigentlich sind die Werke viel zu schade, um einfach nur gelagert zu werden. Die Sachen werden ja nicht besser, und dafür wurden sie ja auch nicht gemacht“, sagt die junge Frau, die mit ihrem Mann in Kaarst lebt. Jahrelang habe die Familie diskutiert, was mit dem Künstler-Nachlass passieren sollte. „Sich davon zu trennen, fiel niemandem leicht. Es hängen ja auch Erinnerungen daran. Doch schließlich haben wir uns entschieden, die Werke abzugeben.“
Nun sucht Daria van der Weyden nach Interessenten, denen die Kunst ihres Großvaters etwas bedeutet. „Fast alle seine Werke sind aus Holz. Er war gelernter Tischler, und das Material hat ihn fasziniert“, erklärt sie. Gleich nach der Ausbildung habe ihr Großvater begonnen, mit Intarsienarbeiten zu experimentieren. Die größte hängt übrigens heute im Monheimer Rathaus. Sie misst 4,50 Meter und brachte ihm einen Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde. Zu seinen größten Werken gehört auch die Patronenkugel, die mitten in der Lagerhalle steht. „Sie ist 5,50 Meter groß und auch damit hat er es ins Guinness-Buch der Rekorde geschafft: als längste Patrone der Welt. Sie lässt sich öffnen. Mein Großvater hat sie für eine Aktion mit dem Titel ,50 Jahre danach’ gemacht, die in den 90er Jahren in allen Hauptstädten der deutschen Bundesländer zu sehen war. Aus der Patrone sind damals weiße Tauben emporgestiegen“, erzählt Daria van der Weyden. Ihr Großvater sei ein engagierter Friedensaktivist gewesen und habe viele seiner Werke unter dieses Thema gestellt.
Die hölzerne Mobilé-Lampe, die heute an der Hallen-Decke hängt, sei allerdings ohne Symbolik und einfach nur ein Schmuckstück. Sie habe früher bei ihren Großeltern im Wohnzimmer geleuchtet. „Eine sehr imposante Deckenleuchte von rund zwei mal anderthalb Metern Größe — leider passt sie nicht in unsere Wohnung“, erklärt Daria van der Weyden.