Ein Karnevalszug als lauter Protestmarsch

Nach fünf Jahren Pause zogen die Jecken jetzt wieder durch Schweinheim. Die Wiederauflage des Veedelszochs war auch ein Protest gegen das geplante interkommunale Gewerbegebiet.

Foto: Dackweiler

Fünf Jahre lang war Pause, am Sonntag haben sie sich wieder in Bewegung gesetzt: Acht Wagen, ein Dreigestirn und hunderte Jecken — 500 Meter die Straße runter und wieder rauf, bis das Wurfmaterial aus war. Meerbuschs geheimster Karnevalszug durch Schweinheim zieht wieder, und dafür gibt es einen Grund: Protest.

„Eigentlich sollte der Karnevalszug ja immer alle zwei Jahre im Wechsel mit dem Schützenfest stattfinden“, erklärt Thomas Telders, die Jungfrau im Schweinheimer Dreigestirn um Prinz Jochen Weingartz und Bauer Georg Bahners. Zuletzt sei das, was als Nachbarschaftsfest auf Privatgelände anfing und auch heute offiziell noch ist, aber aus allen Nähten geplatzt. Zählten die Schweinheimer 2004 noch 80 Besucher, waren es 2007 bereits 300 und 2012 mehr als 1000. Der kleine Veedelszoch im Osterather Norden galt als Geheimtipp, die Leute kamen, ohne dass Werbung gemacht wurde. Irgendwann waren es zu viele. „In den vergangenen Jahren haben wir deshalb ausgesetzt“, sagt Telders. „Jetzt wollen wir die Menschen aber wieder mobilisieren — gegen das geplante interkommunale Gewerbegebiet vor unserer Haustür, denn das macht uns Angst.“

Circa 15 alte Bauernhöfe, eine selbstgebaute Kapelle, am Horizont die A 44 und ansonsten ganz viel Grün, Ruhe und Idyll — das ist Schweinheim heute. „Wenn das interkommunale Gewerbegebiet kommt, wird sich das ändern“, sagt Thomas Telders. Im Internet, unter www.gewerbemonster.de, und mit öffentlichkeitswirksamen Aktionen machen er und seine Mitstreiter deshalb gegen die Pläne mobil.

Mit einer Stimme Mehrheit hat der Meerbuscher Stadtrat im vergangenen Jahr in einer Grundsatzentscheidung festgelegt, der Planung eines interkommunalen Gewerbegebietes an der A 44 zuzustimmen. Monatelang wurde darum gestritten. 121 Hektar soll das Areal insgesamt groß werden, 51 Hektar davon auf Krefelder Gebiet, 70 Hektar auf Meerbuscher Flächen.

70 Hektar entsprechen 99 Fußballfeldern. Das Gebiet soll gemeinsam mit der Stadt Krefeld und der Industrie- und Handelskammer entwickelt werden. Ein südlicher Riegel mit wohnverträglichem Gewerbe soll garantieren, dass die Anwohner von Lärm verschont bleiben. Für die Schweinheimer, sagt Thomas Telders, sei aber die Größe entscheidend. „Aus unserer Sicht ist der Bedarf für so eine Fläche überhaupt nicht da.“

Bürgermeisterin Angelika Mielke-Westerlage sieht das anders, betont aber, im interkommunalen Gewerbegebiet sollten weder große Logistiker noch produzierendes Gewerbe mit rauchenden Schloten angesiedelt werden. Vorgesehen, sagt sie, sei unter anderem ein hoher Anteil an Büros und Dienstleistungen analog des Business-Parks Mollsfeld. Die Verwaltung sei beauftragt, das zu prüfen. Auf Grundlage dieser Ergebnisse müsse die Politik sich dann abschließend entscheiden, ob ein gemeinsames Gebiet mit Krefeld realisiert wird oder ob die Stadt eine kleinere, rund 28 Hektar große Fläche alleine entwickelt.