Die gefährlichste Kreuzung der Stadt
555 Unfälle haben sich im vergangenen Jahr in Meerbusch ereignet. 33 Unfälle allein sind an derselben Stelle passiert.
62 Unfälle mehr als im Vorjahr — allein diese Zahl lässt aufhorchen. Für Kurt Koenemann, Polizeichef von Meerbusch, ist die Zahl nicht wirklich überraschend. „Zum einen gibt es ganz generell mehr Verkehr, zum anderen sind immer mehr Autofahrer nicht richtig aufmerksam.“ Allein die Handy-Nutzung am Steuer sei mit Sicherheit — auch wenn man es nicht immer nachweisen könne — häufig Ursache für Unfälle. Für ihn ist aber wichtig: „Die Zahl der Unfälle ist zwar gestiegen, aber die Zahl der Verletzten ist zurückgegangen.“ Denn im Jahr 2015 wurden noch 189 Menschen bei Unfällen verletzt, im vergangenen Jahr waren es 171 und damit zehn Prozent weniger. Und: Es wurde niemand tödlich verletzt — im Jahr 2015 hatte es noch einen Toten gegeben. Der Unfallfahrer, der mit seinem Wagen auf einer Landstraße gegen einen Baum geprallt und danach gestorben war, hatte diesen Unfall in Suizid-Absicht verübt und taucht darum nicht in der Statistik der tödlich Verletzten auf.
Kurt Koenemann, Polizeichef
Beim Blick auf Unfallhäufungspunkte fallen Kurt Koenemann in Meerbusch zwei Kreuzungen auf. Die erste ist die Ecke Xantener Straße/Schlossstraße. Dort ereigneten sich drei Unfälle mit Verletzten sowie sieben weitere, bei denen aber niemand verletzt wurde. „Klassische Linksabbiegerunfälle“, so Koenemann. Die einen hätten nicht lang genug gewartet, die anderen die Geschwindigkeit nicht angepasst. Ergebnis: Zusammenstöße mit dem Gegenverkehr.
Zweiter Unfallschwerpunkt: die Schlossstraße/Ecke Osterather Straße, nur ein paar Meter entfernt. Dort nahmen die Polizisten im vergangenen Jahr 33 Unfälle auf: sieben mit Verletzten, 26, bei denen niemand verletzt wurde. Koenemann kennt die Situation vor Ort: „Dort ist eine Fahrradfurt verschwenkt zur Straße, und meistens sind Radfahrer die Opfer bei diesen Unfällen.“ Für ihn eine klare Sache: „Da muss was getan werden.“
Darum wurde diese Kreuzung auch schon der Unfallkommission gemeldet. Koenemanns Vorschlag: Ein Stopp-Schild statt des Vorfahrtsschilds aufstellen, die Haltelinie ändern und eventuell sogar die Fahrradfurt auf die Osterather Straße verlegen. „Außerdem sollte das Tempo von 70 auf 50 Stundenkilometer reduziert werden“, so Koenemann. Wann die Ideen diskutiert und umgesetzt werden? Das wisse er nicht — die Kommission mit Vertretern von StraßenNRW, Polizei und Stadt tage nur einmal im Jahr. Ansonsten zeigt die Statistik mit Blick über alle Meerbuscher Stadtteile keine besonderen Unfallhäufungen — mit einer Ausnahme in Büderich: Die L137, die Moerser und Düsseldorfer Straße, berge oft Gefahrenpotential. „Allein die Situation mit dem einseitigen Radweg, der in beide Richtungen befahren werden soll, sorgt für viel Konflikte“, so Koenemann. Radfahrer halten sich nicht immer an die Regeln, fahren manchmal auf dem Gehweg und behindern Fußgänger. Das werde regelmäßig von den Polizeibeamten kontrolliert und geahndet und koste zehn bis 15 Euro. „Wer als Radfahrer mit dem Handy telefoniert, zahlt übrigens 30 Euro“, so Koenemann.
Die Moerser/Düsseldorfer Straße ist darüber hinaus auch an einer weiteren Ecke Unfallschwerpunkt: An der Kreuzung mit Necklenbroicher- und Dorfstraße hat es im letzten Jahr acht Mal gekracht — sieben Menschen wurden leicht, zwei schwer verletzt. „Diese Kreuzung müssen wir uns auch noch angucken.“ Ein Kreisverkehr sei ja schon mal angedacht. „Aber der braucht immer viel Platz.“
Die meisten Unfall-Verletzten sind in Meerbusch 65 Jahre und älter. „Das liegt an der Demografie“, so der Polizeichef. Die Zahlen bei den unter 17-Jährigen seien vergleichsweise niedrig: So wurden 31 aus dieser Altersklasse bei Unfällen verletzt, aber 35 bei denen im Rentenalter. „Darunter sind viele Radfahrer“, listet der Wachleiter auf. Entsprechende Präventionskurse seien zwar angeboten, aber nicht angenommen worden. Ein Thema für die Zukunft: Die Nutzer von elektrisch betriebenen Rädern (Pedelecs) steigt — ebenso die Zahl der Unfälle damit. „Viele Ältere kommen damit in Notsituationen nicht zurecht, können plötzlich nicht mehr bremsen.“