Flugstaub erhöht Krankheitsrisiko
Im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens berichteten Experten über gesundheitliche Folgeschäden durch vermehrten Flugverkehr.
Die vergangene Woche hat Meerbuschs Bürgermeisterin Angelika Mielke-Westerlage noch ein Stück weit mehr die Augen geöffnet — dafür, wie belastend das Leben in der Einflugschneise des Düsseldorfer Flughafens mit ziemlicher Sicherheit tatsächlich ist. Am Montagnachmittag ist die Erörterung im Planfeststellungsverfahren für die Kapazitätserweiterung des Airports zu Ende gegangen.
Über sechs Tage hinweg haben sich betroffene Bürger, Vertreter, Beistände und Gutachter, Bürgerinitiativen, Kommunen, Behörden und der Flughafen in mehr als 600 Wortmeldungen mit dem Expansionsantrag auseinandergesetzt. Heinrich Westerlage hat Meerbusch als Leiter des Service Recht bei dem Mammut-Termin auf dem Düsseldorfer Messegelände vertreten. Das, was er zu berichten hat, stimmt die Verwaltungschefin mehr als nachdenklich.
„Mich hat besonders betroffen gemacht, wie erheblich die durch den Flugverkehr ausgestoßenen Luftschadstoffe unsere Gesundheit gefährden“, sagt Mielke-Westerlage. „Die Berichte der Fachgutachter dazu waren erschreckend. Gerade die ultrafeinen, giftigen Stäube in den Abgasen der Jets finden jetzt hoffentlich mehr Beachtung.“ Die Gifte in der Luft überschritten schon jetzt die Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation WHO erheblich. Hinzu komme der Lärm in den Tagesrandzeiten zwischen 4 und 8 Uhr sowie zwischen 22 und 23 Uhr. „Diese Belastungen sind bekanntermaßen mitverantwortliche Auslöser für Herz- Kreislauferkrankungen“, sagt die Bürgermeisterin.
Umweltmedizinerin Barbara Hoffmann von der Düsseldorfer Heinrich-Heine-Universität, die für die Gegner der Flughafenerweiterung eine Stellungnahme zu gesundheitlichen Effekten von Fluglärm und Feinstaub verfasst hat, spricht auch von Schlafstörungen, Bluthochdruck, erhöhtem Schlaganfallrisiko, verminderter Hirnleistung bei Kindern, Depressionen, schweren Lungenerkrankungen, Diabetes mellitus Typ 2. Was die Luftschadstoffe betrifft, sei die Belastung bereits heute erheblich, sagt die Expertin. Studien belegten eine erhöhte Belastung mit sogenannten ultrafeinen Partikeln im Umfeld von Flughäfen.
Für Christoph Lange, Vorsitzender des Vereins „Bürger gegen Fluglärm“, sind diese Erkenntnisse keine Überraschung. „Alle Gutachten, egal, ob sie sich auf Lärm oder auf Schadstoffe beziehen, sind vom Flughafen künstlich nach unten gerechnet worden“, sagt er. Tatsächlich basierten sie auf einem Drittel der tatsächlichen Belastung. „Unsere Erkenntnis aus der Erörterung lautet deshalb: Eine Ablehnung des Erweiterungsantrags reicht nicht aus. Die gesundheitlichen Belastungen sind heute schon zu hoch und müssen reduziert werden, punkt. Erst danach lässt sich, wenn überhaupt, über eine morderate Erweiterung sprechen.“