Fida Soubaiti-El-Ali vermittelt Kulturen
Die Flüchtlingsbeauftragte kümmert sich um Flüchtlingskinder an den Grundschulen.
Fida Soubaiti-El-Ali ist die neue Flüchtlings- und Integrationsbeauftragte des OBV Meerbusch. Die aus dem Libanon stammende freiberufliche Musik- und Museumspädagogin hat Kunstgeschichte studiert und promoviert zurzeit an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. In Zukunft wird sie sich um die Betreuung der Flüchtlingskinder an Meerbuscher Grundschulen kümmern.
„Es ist nicht einfach, jemanden zu finden, da wir von ganzwöchiger Betreuung sprechen“, sagt Jürgen Eimer, Vorsitzender des OBV Meerbusch, der diese Arbeit finanziert. „Man muss Pädagogin sein“, ergänzt Fida Soubaiti-El-Ali. Der Kontakt zu ihr kam durch Elisabeth Funke, pädagogische Leiterin des OBV Meerbusch, zustande. Fida Soubaiti-El-Ali lebt seit mehr als zehn Jahren in Büderich. Sie ist Mutter von zwei Kindern, die zur Adam-Riese-Grundschule gehen. „Was Fida Soubaiti-El-Ali mitbringt, sind hervorragende Kompetenzen. Sie spricht arabisch und ist sowohl mit der arabischen als auch mit der deutschen Kultur vertraut. Sie ist ein Beispiel für gelungene Integration“, sagt Elisabeth Funke.
Ihre Kenntnisse der arabischen Sprache und Kultur konnte Soubaiti-El-Ali bereits einsetzen, als sie von Oktober 2015 bis August 2016 in den Notunterkünften in Meerbusch mithalf. Die Turnhallen des Mataré-Gymnasiums und des Städtischen Meerbusch-Gymnasiums wurden geschlossen, jetzt dient die ehemalige Barbara-Gerretz-Schule als Unterkunft. Fida Soubaiti-El-Ali berichtet von ihren Erfahrungen in den Notunterkünften: „Man muss Verständnis für die Erlebnisse der Flüchtlinge haben. Zuhören zu können ist eine wichtige Eigenschaft.“ Ebenso wichtig sei es aber, das Ganze „mit einem dritten Auge“ zu betrachten, das bedeutet, sich emotional zu schützen, um nicht eine „sekundäre Traumatisierung“ zu erleben, ausgelöst durch die Begleitung Betroffener. Der OBV Meerbusch habe durch seine Supervision die psychische Entlastung der Helfer sichergestellt, erklärt Funke. Auf Fortbildungen haben die Helfer gelernt, mit den Flüchtlingen umzugehen und traumatisierte Kinder und Erwachsene zu erkennen und ihnen gezielt zu helfen. „Die Menschen fühlten sich mit einem Ansprechpartner nicht mehr so fremd“, sagt Fida Soubaiti-El-Ali.
Elisabeth Funke, pädagogische Leiterin des OBV Meerbusch
Ihre Arbeit als Flüchtlings- und Integrationsbeauftragte konzentriert sich vor allem auf Kinder und enthält vorrangig eine Vermittlungsfunktion. „Manche Kinder können traumatische Erfahrungen besser verarbeiten als andere. Wir drängen sie nicht, aber hören zu, wenn sie erzählen möchten“, sagt Fida Soubaiti-El-Ali.
Die Flüchtlingskinder sollen in den Alltag integriert werden, rund 20 Kinder werden zurzeit im Offenen Ganztag in Meerbuscher Grundschulen vom OBV betreut, zwölf bis 13 von ihnen in Osterath, so Jürgen Eimer. Diese Kinder sprächen oft noch kein Deutsch, und auch die Erwachsenen könnten nur selten etwas Englisch. Die Kinder seien im Grundschulalter, manche von ihnen aber auch älter. „Durch Krieg und Flucht haben die Kinder lange Zeit keinen Unterricht gehabt, können oft nicht lesen und schreiben“, sagt Elisabeth Funke. „Traumatisierten Kindern fällt es schwerer, eine Sprache zu erlernen.“ Für Eltern wie für die Kinder sei es wichtig, eine Bezugsperson und Ratgeber zu haben. Diese Aufgabe übernimmt Fida Soubaiti-El-Ali. „Sie hat den Vorteil, dass sie durch ihre Arbeit in den Notunterkünften die Schicksale der Menschen kennt“, sagt Elisabeth Funke, „Sie kann kleine, praktische Hinweise geben, über die im schulischen Alltag nicht nachgedacht wird, vor allem mit Hinblick auf die Erlebnisse der Kinder.“
Fida Soubaiti-El-Ali berät Lehrer und Erzieher im Umgang mit den Kindern und will so auch für kulturelle Verständigung zwischen Kindern und Pädagogen sorgen. Aber auch die Kommunikation mit den Eltern sei genauso wichtig. Die 39-Jährige übersetzt Unterlagen der Schulen — sie ist zuständig für die Eichendorff-Schule und den Grundschulverbund Wienenweg — und will Gespräche zwischen Eltern und Lehrern organisieren. Durch Vorträge möchte sie den Mitarbeitern des OBV die islamische Kultur näherbringen, aber auch umgekehrt den Flüchtlingsfamilien die deutsche Kultur verständlich machen.
„Wir sehen die Notwendigkeit für diese Arbeit durch unsere Erfahrungen mit den Flüchtlingen“, so Elisabeth Funke. Vorerst ist die Stelle unbefristet, Fida Soubaiti-El-Ali arbeitet in Teilzeit und kann auch ihre Kenntnisse als Musikpädagogin einbringen.