Expertin fordert neue Gewerbeflächen
Es herrscht hohe Fluktuation in Meerbusch. 2015 wurden im Vergleich zum Vorjahr prozentual sowohl mehr Gewerbe angemeldet als auch abgemeldet.
In Nordrhein-Westfalen sinkt die Zahl der Gewerbeneuanmeldungen. In Meerbusch gibt es aber einen gegenläufigen Trend: In 2015 gab es 1,7 Prozent mehr Gewerbeanmeldungen als im Vorjahr. Diese Zahl hat jetzt das Statistische Landesamt veröffentlicht. 638 Betriebe sind demnach in Meerbusch im vergangenen Jahr insgesamt angemeldet worden, 467 davon waren Neueinrichtungen. Diese Zahl ist im Vergleich zu den anderen Städten des Rhein-Kreises hoch — nur Neuss hat mit 1118 Neuanmeldungen noch mehr neue Gewerbebetriebe.
Heike Reiß, städtische Wirtschaftsförderin, freut sich über die Entwicklung: „Nach unseren eigenen Erhebungen liegen wir sogar bei 673 Neuanmeldungen in 2015. Es sieht so aus, als ob die Statistiker des Landes den Monat November mit 35 Neuanmeldungen vergessen haben.“ Durchschnittlich gebe es 50 bis 60 neue Gewerbeanmeldungen pro Monat in Meerbusch. Sie verweist auch auf ein weiteres Ranking: Demnach belegt Meerbusch von allen NRW-Städten bei den Neuanmeldungen Platz 41. „Das zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind, sowohl mit dem Beratungsservice für Unternehmen, die sich hier neu ansiedeln, als auch bei der Bestandspflege der Netzwerken“, sagt Reiß.
Neuansiedlungen im vergangenen Jahr waren etwa das Reisebüro Tiggelkamp in Osterath, die „Masche“ in Lank, die mit Wolle handelt, und zwei neue Geschäfte auf der Dorfstraße für Mode und Accessoires. Auf dem Areal Böhler hat sich die Agentur e.s.n. angesiedelt, das Unternehmen „avato“ zu Bertelsmann gehörig hat im in Büderich auf der Marienburger Straße übernommen, digicom auf der Breiten Straße in Osterath. Diese Ansiedlungen geben der Wirtschaftsförderin Rückenwind, doch es gibt auch die Kehrseite der Medaille: Überraschend hoch ist in Meerbusch auch die Zahl der abgemeldeten Betriebe. 608 Unternehmen meldeten 2015 ihr Gewerbe ab, eine Steigerung gegenüber dem Vorjahr von 15,6 Prozent. 445 davon gaben ihren Betrieb sogar auf, das ist eine Steigerung von 17,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Zum Vergleich: Im Rhein-Kreis-Durchschnitt liegt die prozentuale Entwicklung der Abmeldungen bei 5,7 Prozent.
HeikeReiß, Wirtschaftsförderin
Wirtschaftsförderin Heike Reiß sieht die Notwendigkeit, neue Gewerbeflächen zu schaffen. „Wir haben kaum noch größere Flächen, für Neuansiedlungen ist kaum Platz.“ Nur 1,43 Prozent der Flächen in Meerbusch seien Gewerbeflächen. „Das ist im Vergleich mit den anderen Kommunen sehr wenig“, sagt Reiß. Einige Handwerksbetriebe in den Stadtteilen seien schon auf sie zugekommen und hätten darauf hingewiesen, dass sie an ihren Standorten nicht mehr expandieren können, also neue Flächen suchen müssen.
Ein aktuelles Beispiel ist die Firma Simo Natal aus Meerbusch, die ihren Sitz mangels Erweiterungsfläche nach Krefeld verlegt und neue Räume mit 630 Quadratmetern Fläche im Gewerbegebiet am Siemesdyk 64 bezieht. SimoNatal ist Hersteller des BabyDorm-Kopflagerungskissen und hat sich auf die Entwicklung und Herstellung von Lagerungs- und Therapiekissen spezialisiert. „Unser bisheriger Standort in Osterath reicht flächenmäßig nicht mehr aus. Neben dem Lager und Versand müssen auch die Vertriebsräume vergrößert werden“, sagt Geschäftsinhaber Jörg Kroes. Im Jahr 2005 gegründet, erreichte die Firma nach eigenen Angaben im Laufe der Zeit die Marktführerschaft für Kopflagerungskissen und einen deutlichen geschäftlichen Zuwachs. Solche Fälle sind Argumente für eine Erweiterung der Gewerbeflächen.
Heike Reiß betont aber auch: „Wir brauchen nicht fünf neue Gewerbegebiete, sondern sollten uns jeden Schritt gut überlegen.“ 20 Hektar Fläche habe Meerbusch noch als Reserve, andere Flächen seien ebenfalls Entwicklungsareale, aber im städtischen Besitz, etwa auf dem Böhler-Areal. Flächen gebe es auch noch im Strümper Gewerbegebiet Bundenrott. Gefragt seien vor allem Hallen mit Büroräumen.
Ein positives Beispiel ist für Heike Reiß die Entwicklung des Böhler-Areals mit 156 Unternehmen, die dort mittlerweile ansässig sind. Eine ähnliche Entwicklung kann sie sich auch im Interkommunalen Gewerbegebiet Krefeld an der A 44 vorstellen. Der Rat soll in Kürze entscheiden, ob die Stadt Meerbusch die Planung eines Interkommunalen Gewerbegebietes mit Krefeld intensiviert.