Ehrenamt Ein Leben für die Feuerwehr

Als Nicole Platen vor sechs Jahren dem Löschzug Osterath der Freiwilligen Feuerwehr beitrat, war sie das erste weibliche Mitglied.

Nicole Platen in ihrer Einsatzuniform auf dem Gelände des Löschzugs Osterath.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Die Nacht war kurz. Erst am Abend ist Nicole Platen mit ihren Kameraden vom Löschzug Osterath von der Skifreizeit im Allgäu heimgekehrt. Nur wenige Stunden später, gegen drei Uhr morgens, hat der Alarm die 18-Jährige zum ersten Mal aus dem Schlaf gerissen. Der Grund: Angebranntes Essen hatte so stark gequalmt, dass der Brandmelder auslöste. Gegen 6.30 Uhr dann der zweite Alarm. Diesmal steckten Personen im Aufzug fest. Dann heißt es für Nicole Jacke, Hose und Schuhe anziehen, Schlüssel und Handy einpacken und los. „Für Waschen oder Schminken ist keine Zeit, höchstens kurz auf die Toilette“, erzählt sie.

Schon seit sechs Jahren
bei der Feuerwehr aktiv

Nun sitzt die Osteratherin im Seminarraum der Wache an der Hochstraße und strahlt; müde ist sie nicht. „Das ist schon okay“, sagt sie. „Es kann sogar vorkommen, dass fünf Einsätze in einer Nacht sind. Aber dafür ist dann auch manchmal wochenlang nichts.“ Schon seit sechs Jahren ist Nicole Platen bei der Freiwilligen Feuerwehr Meerbusch im Löschzug Osterath, als erstes weibliches Mitglied überhaupt. Angefangen hat sie bei der Jugendfeuerwehr, und seit Juli 2019 – da wurde sie 18 Jahre alt – ist sie im aktiven Dienst. Heißt: 24 Stunden, sieben Tage die Woche ist die junge Frau einsatzbereit. Ihr Vater ist ebenfalls im Löschzug Osterath, der Großvater mittlerweile in der Ehrenabteilung. „Die beiden fanden es sofort richtig gut. Aber meine Oma war anfangs ängstlich und skeptisch, ob ich das schaffe. Aber mittlerweile freut sich meine ganze Familie, weil sie sieht, wie viel Spaß mir mein Hobby macht.“

260 Feuerwehrmänner
und elf Feuerwehrfrauen

61 Kameraden gehören zur aktiven Mannschaft des Löschzugs Osterath. Außer Nicole Platen gibt es zwei weitere Frauen, eine ist allerdings nur im Tagesdienst aktiv. „Es wäre schön, wenn mehr Frauen dabei wären und dazu beitragen, die Klischees zu brechen“, sagt Nicklas Kraus vom Löschzug Osterath. „Immer heißt es: Die Feuerwehr ist eine Männerdomäne. Das ist Quatsch - die Nici macht das gut!“

Jonathan Freudenfeld, Sprecher der Freiwilligen Feuerwehren Meerbusch und ebenfalls im Löschzug Osterath, ergänzt: „Wir suchen immer Nachwuchs, gerne weiblich.“ In Osterath sehe es ganz gut aus, aber woanders fehlten Jugendliche, speziell Mädchen. Aktuell gibt es in Meerbusch 260 Feuerwehrmänner und elf Feuerwehrfrauen. „Unsere Erfahrungen mit Frauen bei der Feuerwehr sind sehr gut“, sagt der Unterbrandmeister. „Wir hoffen deshalb, dass sich mehr Mädchen bei der Jugendfeuerwehr anmelden.“ Unterschiede wegen des Geschlechts gebe es nicht. „Männer und Frauen sind bei uns gleichgesetzt.“ Im Gerätehaus an der Hochstraße gibt es zwar eine extra Umkleide mit Toilette für die Frauen. „Aber die Räume waren schon da, wir mussten nichts umbauen, sondern nur umbenennen“, sagt Freudenfeld.

„Ich fühle mich nicht besonders, nur weil ich eine Frau bin“, bestätigt Nicole Platen, die bereits zwei Lehrgänge der Grundausbildung absolviert hat. „Wir haben zusammen viel Spaß, und die Männer respektieren und akzeptieren mich.“ Manchmal komme sie wegen ihrer nur 1,65 Meter Körpergröße nicht an bestimmte Geräte oben im Wagen dran. „Und manche Geräte sind zu schwer für mich. Aber ich bin ehrgeizig und versuche es immer zuerst alleine. Wenn es nicht klappt, dann frage ich.“

Ein gewisses Interesse an Technik sei wichtig, erzählt Nicole, aber auch körperliche Belastbarkeit. Sie selbst macht eine Ausbildung zur Feinwerkmechanikerin und spielt in ihrer Freizeit Badminton. „Es macht mir außerdem Spaß, anderen zu helfen“, sagt sie. Wenn Platen von ihrem Hobby erzählt, seien die meisten dennoch überrascht. „Die wissen oft gar nicht, dass auch Frauen bei der Feuerwehr sein können. Dabei ist das doch völlig normal – oder sollte es zumindest sein“, ergänzt sie. „Ich hoffe, dass ich andere Frauen motivieren kann. Noch sind wir nicht so viele, aber es wäre doch schön, wenn wir demnächst mehr werden.“