Schulsozialarbeit ist wichtig Die Schulsozialarbeiterin kümmert sich um jedes einzelne Kind

Von ihrer Tätigkeit profitieren Schüler, Eltern und Lehrer. Zwei gibt es in Meerbusch. Doch für weitere Stellen fehlt das Geld.

Schulsozialarbeiterin Britta Tümmers (r.) ist seit 2018 an der Martinus-Schule tätig. Schulleiterin Anne Weddeling-Wolff (l.) schätzt ihre Arbeit.

Foto: Viktor Marinov

Britta Tümmers ist lieber vorsichtig. Sie hat für das Gespräch Notizen vorbereitet, macht lange Pausen, wählt ihre Worte mit Bedacht. Tümmers ist Schulsozialarbeiterin, eine von zwei in Meerbusch, die aus dem Bildungs- und Teilhabepaket finanziert werden. Sie weiß, dass ihr Beruf in Meerbusch gerade diskutiert wird. In Parteien, Ausschüssen, der Schulpflegschaft, von Lehrern, Eltern und Schülern. Dabei sind sich alle Beteiligten einig, dass es mehr Schulsozialarbeiter braucht. Vor allem bei den politischen Diskussionen geht es aber darum, woher das Geld für die Stellen kommen soll. Seltener wird hingegen darüber gesprochen, was den Beruf eigentlich ausmacht.

Seit Oktober 2018 ist Britta Tümmers Schulsozialarbeiterin in der Martinus-Schule. Wenn ein Schüler in ihr Büro kommt, bleibt das Gesagte unter ihnen. Die Treffen sind vertraulich, sonst funktioniert das Reden über Probleme nicht. Oft geht es dabei um Streit, manchmal um soziale Ausgrenzung, in seltenen Fällen auch um Mobbing. Neben der Vertraulichkeit gibt es ein anderes wesentliches Element – Freiwilligkeit. Man spricht mit Tümmers nur dann, wenn man es selbst will. Das tun übrigens nicht nur Schüler, sondern auch Lehrer und Eltern. Das, sagt Schulleiterin Anne Weddeling-Wolff, zeichne den Beruf der Schulsozialarbeiter besonders aus. Davon profitiere die Martinus-Schule.

Die Schulsozialarbeiterin
gibt auch Unterricht

„Die Eltern nehmen Frau Tümmers als jemanden wahr, der eine andere Perspektive einbringt“, sagt sie. Wenn Eltern mit Lehrern oder Schulleitern sprechen, gehe es oft um Leistung. Das hemme manchmal das Gespräch. Doch will eine Schulleiterin eigentlich nicht immer über die Probleme der Schüler Bescheid wissen? Nein, sagt Weddeling-Wolff. Frau Tümmers sei eine Vertrauensperson für Kinder und Lehrer, und dazu bestens vernetzt mit anderen Schulsozialarbeitern und weiteren Experten. „Das ist ein gesundes Gerüst. Wir müssen nicht alles mitbekommen, damit es funktioniert“, sagt die Schulleiterin.

Die Gespräche sind nur ein Teil des Alltags der Schulsozialarbeiterin. Sie macht auch Unterricht, wenn das Fach einen Namen hätte, hieße es wohl „Sozialer Umgang miteinander“ oder so ähnlich. Unterricht ist allerdings ein Begriff, der zu der Arbeit von Tümmers nicht so richtig passen will. „Ich halte sehr viel von den spielerischen Übungen. Wenn man immer ermahnt, lernen Kinder nicht“, sagt sie.

Bei Problemen besteht meist unmittelbarer Handlungsbedarf

Es gibt ein Spiel, das Tümmers gern mit den Schülern spielt. Es geht so: Zwei Reihen von Schülern stehen sich gegenüber. Sie gehen dann aufeinander zu und entscheiden selbst, wie weit sie gehen können. „Manche Kinder verteidigen dann ganz schnell ihre Blase und sagen ‚Stopp’“, sagt die studierte Sozialpädagogin. Dadurch lernten die Schüler, dass es Grenzen gibt – die bei jedem unterschiedlich sein können. „Sie nehmen daduch ihr eigenes Handeln bewusst wahr.“

Sprechstunden, Spiele zum Sozialverhalten, eine eigene AG, Kennenlernen in den ersten Klassen: Die Liste der Aufgaben von Britta Tümmers ist lang. Dazu komme noch, dass in ihrem Beruf Probleme meistens dringend seien, sagt Weddeling-Wolff. Schüler und Eltern schauen nicht in den Terminkalender von Frau Tümmers nach, wenn sie ein Anliegen haben. „Bei Problemen muss sie sofort handeln – das ist eine Herausforderung“, sagt die Schulleiterin.

Das Angebot kommt gut an, darin sind sich Tümmers und Weddeling-Wolff einig. „Mein Gefühl ist, dass sich die Kinder freuen, wenn sie mich sehen“, sagt Tümmers. Sie wüssten, dass dann kein klassischer Unterricht auf sie zukomme, sondern ihre spielerische Methode. Hinzu kommt wohl, dass Tümmers sich Zeit nimmt, für jedes einzelne Kind. Das ist anders als im Unterricht. „Es ist jemand für sie da, denkt mit, hört zu“, sagt Weddeling-Wolff. „Das genießen die Kinder sehr.“

340 Schüler gibt es an der Martinus-Schule. Es ist wohl nicht immer einfach, sich als Schulsozialarbeiterin für jedes einzelne Kind Zeit zu nehmen. Zumal wenn man, wie Britta Tümmers, keine ganze Stelle hat. Fragt man die Schulleiterin, ob eine Schulsozialarbeiterin den Bedarf deckt, bleibt sie diplomatisch. „Man nimmt ja immer mehr“, sagt sie. Aber so, wie es jetzt sei, funktioniere es gut.