Fundstücke vom Rhein werden Teil eines Kunstwerks
Die Büdericher Künstlerin Laura Flöter arbeitet Gegenstände, die sie am Rheinufer gefunden hat, in ihre Werke ein.
Konzentriert, den Blick nach unten gerichtet, läuft Laura Flöter das Rheinufer ab. „Am Sandstrand suche ich angeschwemmte oder liegen gelassene Gegenstände mit Patina. Sie alle haben eine eigene kleine Geschichte. Das fasziniert mich“, erklärt die in Büderich lebende Künstlerin. Sie freut sich über den Fund von verkohltem, patiniertem Holz mit einer ausgeprägten Struktur und weiß sofort, wie das Ganze als Kunstwerk aussehen wird: „Das fasse ich in Acryl.“
Beim derzeitigen, auch durch die warme Witterung in den vergangenen Wochen entstandenen niedrigen Wasserstand des Rheins muss sie genau hinsehen, wo Dinge liegen, die für ihre Kunst geeignet sind und deren Geschichte auf diese Art weitergeschrieben wird: „Bei Hochwasser werden an bestimmten Stellen — wie nahe der Lausward in Düsseldorf — auch Fahrradreifen angeschwemmt.“ Unheimlich aber findet Laura Flöter einen Puppenkopf, der im Schlamm steckte, „irgendwie gruselig“.
Laura Flöter
Überhaupt entdeckt sie auf der Suche nach organischen und anorganischen Elementen auch Gegenstände, die sie lediglich entsorgt: „Ein gläserner Flaschenhals kann wie ein Dolch wirken und auch Stacheldraht oder spitze Eisenstücke und Nägel sind gefährlich.“ Aber Fundstücke, die auf irgendeine Weise geeignet sind, in ihre Kunst einzufließen, fallen ihr bereits aus der Ferne ins Auge. Ein in der Sonne blitzendes Stück Metall, Reste einer Stuhllehne, mit Sand belegte Muscheln oder das Überbleibsel einer Dose aus Weißblech gehören dazu: „Man muss den richtigen Blick haben. Für mich sind das alles Mini-„Lost Places“, die durch diese Alltagsgegenstände die Gegenwartsgeschichte erzählen.“
Die gefundenen Dinge werden im Urzustand belassen: „Sie werden nicht geputzt und trotzdem riechen sie nicht.“ Ob mit Schlamm, Rost oder Wurzelwerk behaftet — die enorme Sammelleidenschaft der Künstlerin macht vor nichts halt: „Aber die Fundstücke, die in meinem großen Materialraum auf ihren Einsatz warten, dürfen nicht zu groß sein.“
Schließlich werden die Materialien zu Kunst verarbeitet, finden sich auf einer großen, auf dem Boden liegenden Leinwand — meist 175 mal 240 Zentimeter — wieder und werden dort hin- und hergeschoben, um „ein stimmiges Gesamtkonzept zu entwickeln.“
Anschließend sorgt eine einfache Strukturpaste für den endgültigen Halt: „Erst dann folgt mit Acryl die farbliche, zurückgenommene Feinkomposition.“
Ausgiebige Spaziergänge am Rhein bilden die Grundlage für immer neue Bildskulpturen: „Ich gehe zu jeder Jahreszeit auf die Suche. Das kann am Ufer in Büderich, Langst-Kierst, Niederkassel oder bei Zons sein.“