Haus Hildegundis: Ein Haus mit Ritualen
Tagesstätte der Caritas im Haus Hildegundis wird zehn Jahre alt.
Osterath. Das Haus Hildegundis in Osterath hat vor zehn Jahren den ersten Schritt gemacht: 2002 eröffnete die Caritas die Tagesstätte für Senioren, einen Anlaufpunkt und Aufenthaltsort für pflegebedürftige, oft demente Menschen.
Der Anspruch: Man wollte die Pflegebedürftigen, die noch zuhause lebten, persönlich und professionell betreuen, und damit „an einem oder mehreren Tagen in der Woche die Angehörigen von dieser sehr anstrengenden und anspruchsvollen Aufgabe entlasten“, erklärt die Tagesstättenleiterin Dagmar Asma.
Das Konzept ging auf. 14 Plätze sind vorhanden, 32 Tagesgäste werden zurzeit betreut. Aus Meerbusch, aus Kaarst und von der Neusser Furth werden die Besucher von einem Fahrdienst abgeholt — manche einmal, manche dreimal in der Woche, andere täglich. Die Kosten übernimmt in der Regel die Pflegekasse, manchmal zahlen die Angehörigen eine Differenz.
Vier ausgebildete Pflegekräfte, eine Betreuungshelferin und eine Frau im Freiwilligen Sozialen Jahr kümmern sich zurzeit um die Besucher. Der Tag beginnt mit einem reichhaltigen Frühstück vom Buffet, dann folgt die „Aktuelle Runde“: Pflegekraft Anne Przybyla liest aus der Tageszeitung vor, quer durch den Themengarten: Sport, Schützenfeste, Klatsch aus der Promi-Welt, Wetter und aktuelle Tagespolitik — von der Euro-Krise bis zur Rente.
Oft entwickeln sich daraus Gespräche, viele Gäste berichten aus ihrer eigenen Biografie. „Das kann sehr lebhaft sein“, sagt Dagmar Asma schmunzelnd.
Neben den gemeinsamen Mahlzeiten gibt es jeden Tag eine Besonderheit: Ausflüge, Spaziergänge, Gesang, Musik und Spiele. Ein Freitag ohne Bingo — undenkbar.
Einmal pro Woche wird gemeinsam gekocht, Kuchen gebacken oder Marmelade hergestellt. Einmal im Monat wird ein Gottesdienstbesuch in der Kapelle des Seniorenzentrums angeboten.
Das gemeinsame Beten und Singen der traditionellen Texte und Lieder sei für viele fester Bestandteil des Jahreskreises, auch wenn ein Kirchenbesuch häufig nicht mehr möglich sei.
„Gerade für Menschen mit Demenz ist diese feste Struktur sehr wichtig“, erklärt Lydia Wisner, Leiterin des Seniorenzentrums. „Sie gibt Orientierung und Sicherheit.“
Die Besucher sind zwischen Mitte 60 und Mitte 80 Jahre alt, erläutert Dagmar Asma. Die Voraussetzung für den Besuch der Tagesstätte: „Sie müssen stehfähig sein, und sie müssen sich bei uns wohlfühlen“, sagt Asma. Selbst wenn die Nachfrage höher wäre, sei eine Vergrößerung der Gruppe nicht sinnvoll.
Die Zahl von zwölf Teilnehmern gelte als optimal. „Es ist ein Gruppenangebot, aber mehr als 14 Menschen können die Betreuer nicht gerecht werden“, erläutert Asma. Bei dieser Gruppengröße könnte man mit allen gemeinsam etwas unternehmen, beispielsweise Rollstuhlfahrer auch auf Spaziergänge mitnehmen.
Dass in Lank in Kürze eine weitere Tagespflege eingerichtet werden soll, irritiert Dagmar Asma nicht. „Bis jetzt sind wir einzigartig, und das werden wir bleiben“, sagt sie scherzend. Am 16. Oktober feiern das Team und die Familien den Geburtstag.