Heimatshopperin Inge Rose fühlt sich in Nierst zuhause
Die 70-Jährige kauft ihre Brötchen bei ihrem alten Arbeitgeber Bölte.
„Ich bin Heimatshopper, weil meine kurzen Beine die kurzen Wege lieben.“ Mit diesem Spruch wurde Inge Rose (70) aus Nierst zur neuen Heimatshopperin gekürt. Geboren in Naumburg an der Saale, aufgewachsen im ostdeutschen Südharz, unternahm sie 1960 im Alter von zwölf Jahren mit ihren Eltern einen Urlaub in Nierst. Ihre Eltern entschieden sich — auch durch gutes Zureden der Verwandtschaft in Nierst — nicht mehr zurück in die spätere DDR zu fahren. Die Familie blieb.
Rose besuchte noch anderthalb Jahre die damalige Schule an der Stratumer Straße. Ihre erste Arbeit trat sie, wie damals üblich, mit 14 an. Sie lernte den Beruf der Verkäuferin, wechselte ab und zu den Arbeitgeber, blieb dann aber von 1979 bis 2007 bei Bäcker Bölte in Lank. 1968 lernte sie ihren späteren Ehemann Gerd kennen, ein Jahr später wurde geheiratet. Das Paar lebte erst in Uerdingen, zog dann wieder nach Nierst, von dort nach Lank — und vor 31 Jahren für immer nach Nierst. Genau in das Haus, in dem Inge als Mädchen zur Schule gegangen ist und das jetzt im vorderen Teil die Kita Mullewapp beherbergt.
Als sie wusste, dass Nierst ihre Heimat sein würde, entschied sich Inge Rose zum Ehrenamt. Sie engagiert sich in der Katholischen Frauengemeinschaft, war 20 Jahre lang Sitzungspräsidentin beim Frauen-Karneval, organisiert Senioren- und Spielenachmittage mit anderen Helferinnen, kümmert sich um Ausflüge der älteren Nierster, ist einmal in der Woche Vorlesepatin in der Kita Mullewapp, geht durchs Dorf, um für die Sterbekasse zu sammeln und ist außerdem Mitglied im Seniorenbeirat. Dort hat sie auch konkret etwas bewirkt: „Wir haben zwei Bänke in Nierst aufstellen können.“
Vor fünf Jahren wurde ihr in Anerkennung ihrer Verdienste der Ehrenamtstaler der Stadt verliehen. Auch im Bürgerverein macht sie mit, will dort aber keinen großen Posten im Vorstand übernehmen.
Rose ist meist in Nierst. Hier fühlt sie sich zuhause, angekommen. Hier hat sie ihre Kontakte, kennt jeden. „Die Einheimischen sowieso, aber mittlerweile auch die Zugezogenen.“ Sie hat einen Kegelclub in Linn, „mittlerweile kegeln wir nicht mehr, sondern gehen nur noch zusammen essen“. Wenn sie von Ilverich oder Lank kommt, hat sie erst in Nierst das Gefühl von Heimat. „Hier funktioniert noch die Dorfgemeinschaft.“
Und wo geht die neue Heimatshopperin einkaufen? Schräg gegenüber im Hofladen von Familie Paas, aber ab und zu auch in anderen Stadtteilen. Geschenke oder Tee kauft sie in Osterath, Lebensmittel in Lank oder Strümp, ihr Brot beim alten Arbeitgeber Bölte.