Brauerei in Osterath Bier-Kreationen mit Meerbuscher Hopfen

Meerbusch · Seit 2019 brauen Michael Wolter und Andrea Schlarmann. Nun haben sie die erste Hopfenernte aus dem eigenen Garten eingefahren.

Michael Wolter und Andrea Schlarmann schnuppern am selbst geernteten Hopfen.

Foto: RP/Anke Kronemeyer

Eine große Menge Hopfen offenbart sich nicht gerade, wenn man die hellgrünen, intensiv duftenden Dolden aus der Tüte schüttet. 100, 200 Gramm? Maximal. Der Rohstoff ist auch nicht direkt zum professionellen Bierbrauen gedacht, aber trotzdem im Boverter Vorgarten von Michael „Ritchy“ Wolter und seiner Frau Andrea Schlarmann gewachsen.

Meerbuscher Hopfen fürs Meerbuscher Bier eben. Darauf sind die beiden schon ein wenig stolz, haben die Pflanze auch über Monate gehegt und gepflegt. „Wir machen daraus erst mal unser Privatbier“, freut sich Wolter, der in seiner Firma im Bundenrott auch als Messebauer und Verkäufer von Sonnenschutz und Grillgeräten fungiert. Ansonsten kauft er den fürs Brauen nötigen Hopfen halt kiloweise bei einem Spezialisten in Bayern, der diesen Bestandteil fürs Bier in klein gepressten Pellets anliefert. Hopfen bringt dem Bier die nötigen Bitterstoffe, sorgt zudem dafür, dass der Schaum stabil bleibt. Mehr als die eine Pflanze will das bierbrauende Ehepaar auch erst mal nicht pflanzen, hat dafür aber noch viele andere Ideen für neue Biersorten.

Zum Beispiel Bier mit Silvaner, einer weißen Rebsorte. Die Mischung aus dem frisch geernteten Traubensaft und einem hellen Pils lagert bereits in der Brauerei am Bundenrott, 200 Liter alkoholfreien Silvaner-Saft hat Wolter bei einem befreundeten Winzer im rheinhessischen Ingelheim abgeholt und mit 400 Litern von seinem Pils gemischt. In der Weinsprache würde man Cuvee zu dieser Kombination sagen. Bis kurz vor Weihnachten bleiben Saft und Bier im Tank, aber schon jetzt lässt sich erahnen, dass daraus ein erfrischendes Getränk wird. Erfunden haben es die Italiener und „grape ale“ getauft. Grape steht für Traube, Ale für das Bier. Es wurde vor einigen Monaten als Bier-Stilistik anerkannt. Wolter kann sich sein „grape ale“ gut als Aperitif vorstellen, das man aber nicht allein, sondern in Gesellschaft trinken sollte. „Das ist mal wieder ein Bier, über das man ins Gespräch kommt.“

So ähnlich stellt er sich das auch mit seiner nächsten Neu-Schöpfung vor, einem Bier gemischt mit Apfelsaft. Der stammt – wie es sich für einen regionalen Bierbrauer gehört – ebenfalls aus der Nachbarschaft, vom Obsthof Mertens, für den in Willich und Büderich angebaut wird. Wenn der Saft aus der Sorte Elstar gepresst ist, kommt er mit Weizenbier und – das ist die Besonderheit – Champagnerhefe in den Gärtank. Der Effekt: „Dann hat man den Champagnergeschmack ganz vorne.“

Dass er diese Apfelsaft-Bier-Mischung wegen der Markenrechte nicht mit dem Namen Champagne oder Champagner in Verbindung bringen darf, weiß Wolter. „Dann schreibe ich eben Champion aufs Etikett.“ Auf jeden Fall reift dieses edle Bier in der Flasche, aber der Kronkorken bleibt drauf, und die Flasche wird auch nicht von Hand geschüttelt wie der Champagner.