Kunst in Meerbusch „Sonnenstunden“ in der Apsis
Meerbusch · Die Arbeiten von Nicole von Schack-Lutz erinnern an sonnige Momente, die es auch im November gibt. Es sind Lichtblicke und Hoffnungsschimmer zugleich.
Grau, nass und ungemütlich. So präsentiert sich in der Regel der Monat November. Aber auch für die Stimmung in dieser Jahreszeit gilt das Zitat „Die Hoffnung stirbt zuletzt“. Wie das aussehen kann, welche Lichtblicke uns auch in der Natur im vorletzten Monat des Jahres überraschen können, ist jetzt in der Evangelischen Kirche Osterath zu sehen. In der Reihe „Kunst in der Apsis“ zeigt die 1986 in Osterath geborene und noch heute dort lebende Künstlerin Nicole von Schack-Lutz Bilder, die unter dem Titel „Sonnenstunden“ stehen.
Die drei Arbeiten in und um die Apsis im Kirchenraum zeigen die Natur, unter anderem einen Weg durch den Wald, der aus der Dunkelheit hinaus ins Sonnenlicht und damit der Hoffnung entgegenführt. Großartige Farbspiele stellen Sonnenaufgänge und -untergänge da, zeigen, dass auch der November ohne fröhliche Feste im Kirchenjahr Hoffnung bringt. Marlies Blauth, Initiatorin der Reihe „Kunst in der Apsis“, fasst zusammen: „Die letzten sonnigen Momente sind schön und wertvoll. Mit ihrer Wärme und dem besonderen Licht sprechen sie direkt die Seele an.“ Sie schätzt es, dass Nicole von Schack-Lutz mit ihrer Malerei die überwältigende Farbigkeit des Himmels vor allem während der Sonnenuntergänge jeweils dem Augenblick und der Wetterlage entsprechend anders zeigt.
So sind im Gemeinderaum Bilder in unterschiedlicher, aber immer harmonischer, warmer Farbgebung zu sehen. Teils wurde mit Spachtelmasse oder Material-Collagen gearbeitet. Sanfte Blauton-Schattierungen wechseln sich ab mit lichtbeschienen Novemberfarben. Die Formate sind wechselnd. Das mit 1,40 mal 1 Meter größte Bild ist nach einem Foto entstanden, das die Künstlerin aus dem Flugzeug heraus gemacht hat.
Nicole von Schack-Lutz hat ihre Kunst bereits im vergangenen Jahr in der Apsis ausgestellt. Unter dem Titel „Paradiesgärten“ zeigten sie und weitere Künstlerinnen die Attraktivität der Natur, auch Pflanzen und Kräuter. Seit knapp 20 Jahren widmet sich Nicole von Schack-Lutz der Malerei: „Meine Ausbildung hat während einer von der VHS und dem Meerbuscher Kulturkreis (MKK) veranstalteten ‚Sommerakademie“ begonnen. Einer meiner ersten Dozenten war der renommierte Künstler Reimund Franke.“ Jetzt hat Nicole von Schack-Lutz auch das Ziel erreicht, sich solo in der Apsis-Kunst-Reihe präsentieren zu können.
Die 2002 von Marlies Blauth organisierte, sich jeweils den Kirchjahrzeiten anpassende Serie findet große Zustimmung. Pfarrerin Birgit Schniewind sagt: „Die Kunst nimmt nicht selten Einfluss auf die Gestaltung eines Gottesdienstes. Die Bilder bereichern die biblischen Texte oder regen zum Widerspruch an.“ Sie betont, dass die Kunst vielfach eine starke eigene Aussage habe, sie leite den Blick zum Altar: „Kunst ist immer auch eine Herausforderung, sich auf einen zweiten Blick einzulassen.“
Marlies Blauth erklärt: „Bis 2020 hatten wir stattliche Besucherzahlen, Kunst in der Apsis hatte sich etabliert. Leider haben sich die Einschränkungen während der Coronazeit auch bei uns bemerkbar gemacht. Aber jetzt wächst das Interesse wieder. Wir bekommen zahlreiche Bewerbungen von Künstlerinnen und Künstlern, auch außerhalb der Region oder aus dem Ausland. Manchmal funktioniert die ‚Apsis‘ wie ein kleines Netzwerk: Kollegen treffen sich bei uns, lernen einander kennen und planen gemeinsame Projekte. Wenn ich in Meerbusch unterwegs bin, werde ich oft auf die jeweils aktuelle Ausstellung angesprochen – meist begeistert, hin und wieder auch mit kritischer Stimme. Das ist genau das, was wir anregen wollen – Auseinandersetzung, die nicht immer Zustimmung sein muss.“ Und Bertram Müller, Presbyter der Gemeinde, resümiert: „Die Kunst weitet die Kirche, lockt ein Publikum an, das sonst vermutlich nicht kommen würde und weckt darüber hinaus Sympathien für unser Gemeindeleben.“ Die Ausstellung „Sonnenstunden“ wird am Sonntag, 11 Uhr, eröffnet.