Besondere Sprachkurse VHS fördert Integration

Die Volkshochschule bietet zwei besondere Sprachkurse für zugewanderte Erwachsene und Jugendliche an.

Das Foto zeigt einige der Teilnehmer des A2-Sprachkurses an der Volkshochschule – unter anderem Rafay Ahmed Bajwa, Balde Mamadou Aliou und Barry Mamadou.

Foto: Anne Harnischmacher/Anne Harnischmache

Seit Anfang April kommen zehn junge Erwachsene vier Mal in der Woche zur Volkshochschule in Meerbusch, um Deutsch zu lernen. Sie alle kommen freiwillig und sind hochmotiviert. Die Grammatik verbessern, an der Aussprache arbeiten und besser schreiben und lesen können – das sind ihre Ziele bis zu den Sommerferein. Dann endet der Kursus. „Ich will unbedingt Deutsch lernen“, sagt Rafay Ahmed Bajwa. „Weil Deutschland meine Zukunft ist.“ Die Besonderheit an diesem Angebot: Die Sprachschüler können bei sehr gutem Einsatz zusätzlich zu ihrem Sprachzeugnis das neu eingeführte „Certificate of Excellence“ von der VHS erhalten.

Zielgruppe sind Erwachsene
und Jugendliche ab 16 Jahren

Hintergrund: Im Februar konnten sich Volkshochschulen und andere Weiterbildungseinrichtungen auf Einladung der Bezirksregierung Düsseldorf für Fördermittel des Landes Nordrhein-Westfalen für zusätzliche Kurse zur Sprachförderung für neu zugewanderte Erwachsene und Jugendliche ab 16 Jahren bewerben. Zielgruppe sind Erwachsene und Jugendliche, die über keine oder erste Deutschkenntnisse verfügen, aber von der Teilnahme an den Integrationskursen des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge ausgeschlossen sind. Das bedeutet, dass es sich um Personen handelt, die noch nicht im Besitz eines Aufenthaltstitels sind, sondern beispielsweise eine Duldung haben. Von den sechs eingereichten Anträgen der VHS Meerbusch wurden bislang vier bewilligt.

Im April sind dann zwei Deutsch-Anfängerkurse der Klassen A1 und A2 gestartet. Die Kurse umfassen 25 beziehungsweise 20 Wochenstunden und enden nach 200 Stunden vor den Sommerferien. Am Ende jedes Kurses findet eine Sprachprüfung statt. Die beiden weiteren genehmigten Kurse beginnen nach den Sommerferien.

Den A2-Kursus leiten die Dozentinnen Sylvia Albrecht-Domke und Anja Bücken. Für die ehemalige Gymnasial-Lehrerin Sylvia Albrecht-Domke ist dieser Kursus ein ganz besonderer: „Ich bin sehr glücklich, hier unterrichten zu dürfen“, sagt sie. „Die Atmosphäre ist sehr menschlich. Alle Teilnehmer sind freundlich, sehr engagiert und eifrig bei der Sache.“

Ziel des Kurses ist es, den jungen Erwachsenen ein lebensnahes und alltagsorientiertes Sprachwissen zu vermitteln, aber auch demokratische Werte mitzuteilen, damit sich die Teilnehmer leichter in die Gesellschaft eingliedern können. Deshalb lernen die Kursteilnehmer beispielsweise, über ihre Arbeit und ihre Freizeit zu reden. Es geht aber auch um NRW- und Meerbusch-Themen. Oder auch um aktuelle Ereignisse in Deutschland, wie etwa das Grundgesetz, das 70 Jahre alt geworden ist.

Einige der Kursteilnehmer gehen parallel zu ihrem Sprachunterricht Mini-Jobs oder Ausbildungen nach. So auch die 22 Jahre alte Anna Babayan aus Russland. Sie lebt mit ihren Eltern seit zwei Jahren in Deutschland und hat vor Kurzem eine Ausbildung zur Fitnesskauffrau bei einer Düsseldorfer Fußballschule begonnen. Die junge Frau hat sich für den Kursus entschieden, um besser schreiben und lesen zu lernen. „Und um korrekter zu sprechen“, sagt Anna Babayan. „Ich arbeite schließlich mit Kindern, und da ist das sehr wichtig.“

Der 28 Jahre alte Barry Mamadou arbeitet als Gärtnerhilfe bei der Stadt Meerbusch. Auch er möchte seine Sprachkenntnisse besonders für die Arbeit verbessern. „An meiner Grammatik muss ich noch arbeiten“, sagt er. Die Schreibübungen machen ihm am meisten Spaß. Besonders interessant fand der den Unterricht zum Grundgesetz, erzählt er.

Rafay Ahmed Bajwa, 20 Jahre alt und aus Pakistan, ist begeistert von der Lernatmosphäre in der VHS. In Pakistan seien normalerweise bis zu 80 Schüler in einem Raum. „Da kann man nicht lernen“, sagt er. „Hier ist es ruhig. Wir können mit den Dozentinnen sprechen und Fragen stellen.“ Er hat derzeit einen Job in einer Fast-Food-Restaurant-Kette. „Ich bin einfach überall vorbeigegangen und habe gefragt“, erzählt er.

Kursteilnehmer Balde Mamadou Aliou (21) macht ein Praktikum in der Bäckerei Hilgers. Die Arbeit dort macht ihm viel Spaß, erzählt er. „Ich möchte gerne hier bleiben, also muss ich auch die Sprache lernen.“

Dozentin Sylvia Albrecht-Domke betont nach den ersten 100 Unterrichtsstunden, dass alle Kursteilnehmer bereits viel besser sprechen und schreiben als noch zu Beginn. Ihr Fazit: „Sie sind sicherer geworden und auch reflektierter. Sie stehen überzeugt hinter dem, was sie sagen.“ Zusätzlich zum Sprachzeugnis können die Teilnehmer auch das neu an der VHS eingeführte „Certificate of Excellence“ erwerben. Dabei werden Kompetenzen wie Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit, Engagement im Unterricht und Eigeninitiative bewertet. Wenn jede Kategorie mit „sehr gut“ bewertet wird, erhält der Teilnehmer das Zertifikat. VHS-Leiterin Beatrice Delassalle-Wischert: „Die meisten sind ganz erpicht darauf, die Bescheinigung zu bekommen.“