Kinder machen den Spielplatz-Test

Die Stadt hat sämtliche Spielplätze mit einem Ampelsystem bewertet. Lara (8) und Marc (7) machen ihren eigenen Check.

Foto: Falk Janning

Die Mitarbeiter der Fachbereiche Grünflächen, Stadtplanung und Jugendamt haben den Spielplatz in Lank an der Eichendorffstraße schon getestet. Wie aber würden diejenigen die Bewertung durchführen, die Spezialisten auf dem Gebiet Spielplatz sind? Der Betreuungsverein OBV Meerbusch stellte für einen Testlauf zwei Sachverständige ab: Lara Taubert (8) und Marc Thelen (7). Die Assistentinnen (und Mütter): Gabi Taubert und Steffi Thelen. Anwohner sind die Familien nicht. Vorgegeben ist die Checkliste der Stadt, fünf Hauptkriterien mit 13 Unterkriterien.

Das Ampelsystem funktioniert so: Hat das Team nichts zu meckern, gibt es einen grünen Punkt. Bei Gelb muss eventueller Änderungsbedarf genauer geprüft werden. Rot bedeutet: Stopp! So geht es nicht weiter. Es gibt so viele Punkte wie Unterkriterien.

Der Spielplatz ist umgeben von Mehrfamilienhäusern. Kann man sich hier sicher fühlen? Lara und Marc nicken. Grüner Punkt.

Bis auf Wohnhäuser gibt es nicht viel in der Nähe: keine Kita, keine Schule, kein Supermarkt: „Ich kombiniere Dinge gerne hintereinander: Einkauf, Eisdiele, Spielplatz“, sagt Steffi Thelen. Gelber Punkt.

„Es gibt einen Sandkasten und einen Erdhügel mit wenig Gras“, sagt Lara. Marc kullert zur Probe den Hang hinunter. Ansonsten gibt es lehmigen Sandboden. Oder sandigen Lehmboden. Gelber Punkt.

Drei grüne Gitterbänke stehen im Schatten von Bäumen. Müll liegt hier nicht herum. „Es fehlen ein Tisch und Bänke“, sagt Gabi Taubert. Ein extra Unterstand ist nicht nötig. Gelber Punkt.

Bei den zwei Eingängen gibt es Führungsgitter: „Da passt kein Rollstuhl durch“, stellt Steffi Thelen fest. Kinderwagen? Würde passen. Der Bürgersteig ist allerdings recht schmal. Roter Punkt.

„Es gibt eine normale und eine ,Baby‘-Schaukel“, sagt Marc. Das Spielgerüst hat einen Turm mit Rutsche, ein Kletternetz, eine Hängebrücke. Zweifel bestehen, ob die Balancierstangen Stangen zum Balancieren sind. Auf der Rutsche stockt man nicht, wegen der Bäume wird die Bahn im Sommer nicht heiß. Im Sandkasten steht ein Häuschen. Es gibt Pferdewippen und eine Doppelwippe: „Die Federung ist angerostet. Fallschutz gibt es nicht“, kritisiert Gabi Taubert. Marc und Lara nehmen das gelassener und wippen: „Haha, Aua, Haha, Ah!“ Hebt Lara ab, lacht sie, senkt sich der Balken, klagt sie. Es gibt einen Container mit Spielzeug: Bobby-Cars, Schaufeln, Bälle. Man klingelt bei der Spielplatz-Patin Nadine Thissen nebenan und fragt nach dem Schlüssel. Marc und Lara sind mit der Auswahl zufrieden: „Nur Reckstangen zum Turnen fehlen.“ Dennoch: grüner Punkt.

Ist der Platz geeignet, Spiele selbst zu entwickeln? Marc sagt: „Im Häuschen kann man Bäcker oder Koch spielen.“ Lara fantasiert: „Der Spielplatz kann ein Dschungel sein, in dem Dracheneier versteckt sind.“ Grüner Punkt.

Es gibt kein Wasserspiel, kein Klangspiel, nur Sand. Marc rinnt den Sand durch seine Hände: „Viel zu hart. Der Sand müsste feiner sein.“ Roter Punkt.

Ist der Spielplatz gesamtstädtisch wichtig? „Super wichtig“, sagt Marc. Gerade für die Anwohner, ergänzen die Mütter. Grüner Punkt.

Das Expertenteam schätzt, dass der Platz der Umwelt eher nützt als schadet. Exakte Messungen — ebenso bei Einzugsradius oder Lärm — werden der Stadt überlassen. Grüner Punkt.

„Der Spielplatz ist wohnungsnah, aber wegen des Standorts kein Anziehungspunkt für andere Lanker“, erklären die Mütter. Gelber Punkt.

Die Umgebung ist verkehrsberuhigt. Die Uerdinger Straße ist rund 100 Meter entfernt, aber so abgeschottet von Bäumen, dass Gabi Taubert und Steffi Thelen die Straße nicht als Gefahrenpunkt einstufen. Gelber Punkt.

Flugzeuge sind nicht zu hören, die Fahrzeuge auf der Uerdinger Straße schon. „Es ist nicht zu laut“, sagt Marc und notiert einen grünen Punkt.

Der Spielplatz erhält insgesamt sechs grüne, fünf gelbe und zwei rote Punkte. Nicht alles ist einwandfrei. Das Spielplatzkonzept der Stadt soll Mitte September im Jugendhilfeausschuss präsentiert werden — mal sehen, ob sich das Urteil der Stadt am Ende auch mit dem der jungen Experten deckt.