Kritik an geplanter Brückensanierung
Der Bund der Steuerzahler nennt das Vorhaben am Latumer See Geldverschwendung.
Es ist ein eher fragwürdiger Erfolg: Mit den Plänen für den Neubau der maroden Fußgängerbrücke um den Latumer See hat es Meerbusch jetzt ins aktuelle Heft des Bundes der Steuerzahler (BdSt) NRW geschafft. Unter dem Titel „Über unsinnige Brücken sollst Du gehen“ prangert der Verein den geplanten Neubau einer „Brücke ohne Funktion“ an. „Wir waren vor Ort, aber der Sinn dieses Bauwerks erschließt sich uns einfach nicht“, sagt BdSt-Sprecherin Janine Bergendahl. „Aus unserer Sicht droht hier Steuergeldverschwendung!“
Franz-Josef Jürgens, Bauausschussmitglied
Tatsache ist: Bei den Beratungen zum städtischen Haushalt haben CDU und Grüne Ende November beantragt, den ursprünglichen Ansatz von 25 000 Euro um eine sogenannte Verpflichtungsermächtigung in Höhe von 50 000 Euro zu ergänzen. Für die Sanierung der „großen“ Brücke am Latumer See stehen damit insgesamt 75 000 Euro zur Verfügung. Studentinnen der Universität Duisburg/Essen — Fachgebiet Baustatik, Baukonstruktion von Professor Jochen Menkenhagen — stellen den Mitgliedern des Bau- und Umweltausschusses heute Abend die ersten Entwürfe vor. Je nach Umsetzbarkeit der Pläne könnten die Arbeiten noch in diesem Jahr beginnen.
„Die Tatsache, dass das Geld bereitgestellt wurde, heißt ja nicht, dass es auch komplett ausgegeben werden muss“, sagt Bauausschussmitglied Franz-Josef Jürgens (CDU). Jürgens ist auch Geschäftsführer des Heimatkreises Lank. „Uns geht es nicht um irgendeinen Luxusbau, sondern darum, dass der Rundweg wieder vervollständigt beziehungsweise in seinen ursprünglichen Zustand versetzt wird. Denn der Latumer See hat als Naherholungsgebiet eine große Bedeutung — nicht nur für Lank, sondern für die ganz Meerbusch.“
Tatsächlich entstand der See durch das Beton- und Kalksandsteinwerk Franz Schmitz, das dort ab 1904 Sand und Kies abbaute und eine Zeit lang größter Arbeitgeber in Lank war. Das Werk wurde Mitte der 1980er Jahre stillgelegt. Damals ging der See ins Eigentum der Stadt Meerbusch über.
Die ließ 1988 die Holzbrücke am südlichen Ende des Sees für damals rund 66 000 Mark (umgerechnet knapp 34 000 Euro) aus Tropenholz errichten. Seit 2014 ist das marode, pilzbefallene Bauwerk, das weder über Wasser, noch über eine große Schlucht, dafür aber über eine kleine bewachse Senke — ein ehemaliges Biotop — führt, aus Verkehrssicherheitsgründen für Fußgänger und Radfahrer gesperrt.
Die Verwaltung hatte damals empfohlen, die Brücke ersatzlos abzureißen und mit den hohen Sanierungskosten argumentiert. Die Brücke habe als Fußweg nur eine „untergeordnete Bedeutung, da sie den rund 1,5 Kilometer langen Rundweg um den See lediglich um rund 120 Meter verkürze, hieß es damals.
Von größerer Bedeutung sei sie eher als Aussichtspunkt. Aussichtsplattformen gebe es aber an drei weiteren Stellen am See.
Auch Daniela Glasmacher von der UWG und Klaus Rettig von der FDP sehen das so. Ihre Fraktionen haben im November gegen den Neubau gestimmt. „Die Brücke erfüllt ihre Funktion schon deshalb nicht, weil sie auf einer Seite nicht auf dem Gehweg, sondern im Gebüsch endet“, sagt Rettig. „Wenn die Treppe zum Überqueren des Bodens genutzt werden soll, bräuchte es auch eine Treppenanlage.“