Kreativ in Meerbusch Aus zwei Kugeln Holz entstehen die „Lovely Ritas“

Büderich. · Die Lovely Ritas sind Christine Rühes Markenzeichen. Die Figürchen gibt es unter anderem als Kissen, Poster, Grußkarte und T-Shirt.

In ihrem Büdericher Atelier stellt Christine Rühe die Lovely Ritas her. Sie bietet auch Kissen oder Karten an.

Foto: RP/Dominik Schneider

Wie viele ihrer Lovely Ritas sie schon produziert hat, kann Christine Rühe gar nicht sagen. Fest steht aber, dass die kleinen Püppchen aus Holz, sogenannte Beaddolls, fester Bestandteil ihres Lebens sind – vor allem in der Zeit der Pandemie, in der sie ihren eigentlichen Beruf als Köchin in einem Düsseldorfer Hotel nicht ausüben kann.

Umso mehr konzentriert sich die 34-Jährige auf ihre Arbeit in ihrem Atelier an der Oststraße. Dieses hat sie kurz vor dem Corona-Ausbruch eröffnet, inzwischen verbringt sie einen großen Teil ihrer Zeit in dem hellen Raum, in dem ihre Lovely Ritas alles beherrschen: Sie hängen an den Wänden, als Püppchen, Poster und Grußkarten, als Kissen schmücken sie Stühle und Fensterbank, und in diversen anderen Formen sind sie über die Tische verteilt. Zwei bemalte Holzkugeln, eine für den Kopf, eine für den Körper, dazu ein paar Accessoires: Das Prinzip der Beaddolls ist einfach.

Umso größer ist jedoch ihre Vielfalt. An der Wand stehen unter Glas ein paar Ritas, die Rühe für sich selbst gefertigt hat. Da sind Schauspieler und Musiker, die die Meerbuscherin begeistern: Von John Lennon über Mr. T bis zu Jimmy Hendrix und den Figuren aus dem Film Pulp Fiction. Die meisten anderen Figuren stehen zum Verkauf. Es gibt relativ generische Figuren und solche, die zu Themen gehören, etwa Karneval oder Halloween. Die wichtigsten sind aber die, die reale Menschen darstellen. Denn Christine Rühe stellt ihre Lovely Ritas auch als Auftragsarbeiten her.

Auch Musiker wie John Lennon gibt es als Ritas.

Foto: RP/Dominik Schneider

Alle Figuren sind einzigartig und handgefertigt. Für eine individuelle Beaddoll nimmt die Meerbuscher Künstlerin 49,90 Euro, die fertigen gibt es ab 23 Euro. Im Angebot hat sie außerdem Poster, Kissen, T-Shirts, Grußkarten, Dosendeckel und vieles mehr. „Im Grunde kann ich mit allem arbeiten, was rund ist“, so Rühe. Seit Neuestem zieren die Puppen als Motiv auch Alltagsmasken. „Ein Produkt, um das im Moment kein Kreativer herumkommt“, sagt Rühe lachend.

Leben kann sie von den
Verkäufen bislang nicht

Als sie ihr Geschäft mit den kleinen Kunstwerken während der Pandemie vertiefte, kam es zu immer mehr Kooperationen. So arbeitet sie beispielsweise mit einer Berliner Textildesignerin zusammen, die für ihre Kollektion die Puppen mit Stoffmustern eindeckt. Und auch mit einem Büdericher Blumenladen ist Rühe im Geschäft. Für diesen hat sie Flyer im Grußkartenformat entworfen, abgebildet sind ihre Ritas, jeweils im pflanzlichen Gewand der vier Jahreszeiten. Leben kann Rühe von den Verkäufen noch nicht, dennoch will sie an ihrer Kunst festhalten. Auch, wenn die Pandemie vorbei ist.

Rühe hat sich schon immer kreativ betätigt, zwischenzeitlich für ihre Kunst aber neben Beruf und Familie wenig Zeit gefunden. Entstanden ist das Projekt, weil sie Schmuck für den Kinderwagen ihrer Tochter suchte. „Da habe ich mich daran erinnert, dass meine Oma früher Püppchen mit Holzkugeln aus ihrem Nähkasten gebastelt hat“, so die 34-Jährige. Im Bastelgeschäft bestellte sie ihre ersten Kugeln und begann zu basteln. Die ersten Püppchen kamen gut an, Freunde baten darum, sie als Schlüsselanhänger zu bekommen. Bald musste ein Name her: Christine Rühe heißt eigentlich Rita Maria Christine, fand ihren ersten Namen jedoch „nie cool“. „Also habe ich mich entschieden, ihn positiv zu besetzen, und so sind die Lovely Ritas entstanden“, erinnert sie sich.

Etwa anderthalb bis zwei Stunden braucht Rühe für das Basteln, Bemalen, Lackieren und Verzieren einer Beaddoll. Dabei malt sie direkt auf die Holzkugeln, macht die Farbe haltbar und fädelt die Kugeln zusammen mit ein paar Accessoires auf. „Es kommt ganz selten vor, dass ich mal einen Fehler mache und ein Stück versaue“, so Rühe. „Aber ich habe ja auch schon genug von den Ritas gemacht, um einiges an Erfahrung zu haben.“ Die Püppchen dienen danach als Schlüsselanhänger, können an Schrankschlüsseln oder Weihnachtsbäumen angebracht werden.

Seit 2018 bietet sie ihre Arbeiten im Nebenberuf an. An zwei Tagen in der Woche ist ihr Atelier geöffnet, aber auch sonst verbringt sie viel Zeit mit ihren Ritas – und auch die Familie hilft. „Die Kissen näht meine Mutter, und die Töchter helfen beim Stopfen“, sagt die zweifache Mutter. Für sie sind die kleinen Figuren mehr als ihr Markenzeichen: Sie sind ein Teil von ihr, wie sie selbst sagt. Auf einer Postkarte hat sie sich selbst verewigt, und in einem Buch sind die Foto-Vorbilder ihren jeweiligen Puppen gegenübergestellt. „Neue Ideen habe ich eigentlich immer, ich finde Inspiration in allem, was ich im Alltag sehe und erlebe“, so Rühe.

Die Produktpalette
wächst unaufhörlich

Ihr Marketing betreibt die 34-Jährige größtenteils digital, vor allem über die Plattform Instagram. Dort veröffentlicht sie stets neue Modelle, die die Kunden dann bestellen und im Laden abholen können. Außerdem dokumentiert sie ihre Arbeiten und veranstaltet kleine Events, etwa die Schatzsuchen, bei denen sie einzelne Teile versteckt und ihre Fans sie suchen und behalten dürfen.

Christine Rühe genießt die konzentrierte Arbeit, bei der sie aus den Holzkugeln ihre Ritas macht. Aber auch das Drumherum macht ihr großen Spaß: Durch ihre Arbeit lernt sie neue Menschen kennen, knüpft Kontakte zu Meerbuscher Geschäftsleuten und Start-ups aus ganz Deutschland, mit denen sie auf die ein oder andere Weise zusammenarbeitet. „So entsteht immer wieder Neues. Meine Produktpalette wächst unaufhörlich“, so Rühe mit einem Blick durch ihr Atelier. Und sie hat noch mehr Ideen, um ihr Angebot zu erweitern Nur das verbindende Element, ihr Markenzeichen, bleibt: Zwei Kugeln, die Kopf und Körper der Lovely Ritas bilden.