Kultur in Meerbusch Kulturschaffende hart getroffen
Meerbusch. · Der Lockdown bringt Künstler aus Meerbusch in eine angespannte wirtschaftliche Lage. Die Stadt selbst hat keinen Hilfsfond. Sie informiert aber über Förderprogramme und unterstützt bei der Abwicklung.
Die Türen bleiben verschlossen. Sämtliche kulturellen Veranstaltungen sind vom erneuten Lockdown betroffen, und die gesamte Szene wehrt sich. Es wird bedauert, dass die Schließung der Kulturorte deren Bedeutung nicht gerecht wird. Dass die Kultur keine Lobby hat und mit Freizeit gleichgesetzt wird. Finanzielle Hilfsprogramme puffern die Situation ab. „Die Stadt Meerbusch selbst hat keinen Hilfsfond aufgelegt. Aber wir informieren die Künstlerschaft über die Möglichkeiten und bieten Hilfe bei der Abwicklung an“, sagt Ute Piegeler, Fachbereichsleiterin Kulturbereich.
Stephan Benninghoven, Referent für Wirtschaftsförderung, betont, dass die Bundes- und die NRW-Landesregierung umfangreiche finanzielle Hilfen zur Verfügung stellt: „Eine Übersicht über die Unterstützungsmöglichkeiten für Künstler ist auf der Seite der Wirtschaftsförderung zusammengestellt.“ Darüber hinaus informiert die Wirtschaftsförderung regelmäßig per E-Mail-Newsletter über Hilfen und Förderprogramme durch Bund und Land.
Wichtige Ansprechpartnerin für Meerbuscher Kunstschaffende ist die Kulturbeauftragte Miriam Erkens: „Gleich zu Beginn des Jahres gingen viele Anfragen ein. Einige Künstler hatten vorab das Zuschussprogramm des Bundes für Kleinstunternehmen, Soloselbstständige und Freiberufler beantragt. Ich habe Künstler ebenfalls über alle möglichen Projekte informiert. Aber manche haben nirgends reingepasst.“ Obwohl Erkens beim Ausfüllen der angeforderten Formulare auch Hilfe bietet, sei dieser Vorgang manchen zu aufwendig gewesen.
Mit Blick auf eine Unterstützung seitens der Stadt erinnert die Kulturbeauftragte an die zwei Kunst-Wettbewerbe, die mit Prämien zum Stadtjubiläum ausgeschrieben worden waren. Zu den Gewinnern gehört auch Erika Danes, Vorsitzende des Vereins Meerbuscher Künstler. Sie hat von keinem der allgemeinen Hilfsangebote Gebrauch gemacht und gibt zu bedenken, dass der Künstlerverein Jahr für Jahr von der Stadt unterstützt wird – durch die Bereitstellung der Teloy-Mühle als Austragungsort der Jahresausstellung und einen Euro-Betrag für die Erstellung der Drucksachen: „Diesen Betrag haben wir auch 2020 erhalten – obwohl die Ausstellung nicht stattfinden konnte. Die Summe wurde genutzt, um unsere Homepage neu zu gestalten.“ Grundsätzlich mehr Unterstützung seitens der Stadt hatte sich Marlies Blauth erhofft. Nach mehreren Versuchen, an ein Hilfsprojekt heranzukommen, hat sich die Osterather Künstlerin und Lyrik-Autorin für das NRW-Stärkungspaket „Kunst und Kultur“ im Rahmen der Pandemie entschieden: „Das ist an ein Projekt, aber an keine Kunstsparte gebunden.“ Blauth, die in Dortmund geboren und ihrer Heimat eng verbunden ist, hat ein Projekt ausgewählt, in dem Kohlestaub-Bilder die Protagonisten sind.
Um in diesen Arbeiten auch der jahrhundertelangen Geschichte um den Ruhrbergbau gerecht zu werden, reist Blauth durchs Ruhrgebiet, ist dabei auf Gedichte gestoßen, hat eine der letzten Kohlehandlungen in Dortmund aufgesucht, Erinnerungen an die Kindheit aufgefrischt und sich Kohle-Stücke besorgt: „Die zerreibe ich in verschiedenster Körnung zu Staub und setze sie gestalterisch ein.“ Im Juni wird sie den erforderlichen Sachbericht zum Projekt „Kohlestaub“ dem NRW-Ministerium für Kultur und Wissenschaft vorlegen.
Von den Pandemie-Einschränkungen sind aber auch andere Kulturbereiche betroffen. Anne Burbulla, Leiterin der Städtischen Musikschule Meerbusch, begrüßt, dass die Stadt die Verluste zu mildern versucht: „Zumindest die Honorarkräfte haben die Möglichkeit, durch den Online-Unterricht etwas Einkommen zu erwirtschaften.“ Von derartigen Vorteilen profitiert auch das Ehepaar Dorothee Wohlgemuth und Thomas Blomenkamp. Die Konzertsängerin und der Komponist und Pianist sind selbstständig. Dorothee Wohlgemuth hat einen Lehrauftrag an der Robert-Schuman-Hochschule in Düsseldorf und ist gut vernetzt: „Von der Stadt haben wir keine Hilfe erwartet. Aber wir finden, dass NRW im Vergleich zu anderen Bundesländern im Kulturbereich großzügig ist.“
Für Thomas Blomenkamp sind alle Aufführungen weggefallen: „Da fehlt die Motivation zum Schreiben neuer Kompositionen.“ Er hat eine „kleine Stelle“ an der Musikschule Meerbusch: „Der Online-Unterricht ist eine Chance in der Krise – auch wenn Online-Konzerte selbst keinen Spaß machen.“ Die Musiker betonen den Stellenwert der Kultur und bedauern, dass diese Bedeutung im Augenblick „hinten runterfällt“: „Kultur braucht die Nähe, das Publikum, mit dem sie das Live-Erlebnis teilt. Das alles lässt sich nicht so schnell nicht wiederaufbauen.“