Corona trifft Kunst Künstlerin gestaltet eine Plakatwand
Meerbusch · Meerbuscherin will auf Toleranz und gemeinsame Verantwortung hinweisen.
. Die künstlerische Gestaltung der Plakatwand auf dem Dr. Franz-Schütz-Platz nahe der Dorfstraße wird seit 1993 von politisch-gesellschaftlichen Themen bestimmt. Damals verübten Neonazis einen Mordanschlag in Solingen. Die beiden bereits verstorbenen Meerbuscher Künstler Helmut Martin-Myren und Winfried Schmitz-Linkweiler sind die ursprünglichen Initiatoren dieser Wand als Künstler-Initiative gegen Ausländerfeindlichkeit. Immer wieder machte die von unterschiedlichen Künstlern angepasste Wand mit ihrem Erscheinungsbild auf Missstände in Bezug auf Ausländerfeindlichkeit aufmerksam.
Jetzt aber weist das Erscheinungsbild dieser Wand auf die aktuelle Pandemie hin. Jochen Schmitz-Linkweiler, der die Interessen seines Bruders vertritt, bringt es auf den Punkt: „Die zentrale Aussage des neuen Kunstwerks lautet: Es gibt nur einen gemeinsamen Planeten.“ Die Umsetzung und damit eine künstlerische Deutung der Corona-Zeit hat die Meerbuscher Künstlerin Matre übernommen. Sie möchte mit ihrer Kunst auf Frieden, Akzeptanz, Toleranz und gemeinsame Verantwortung hinweisen.
Der Auslöser, die aktuelle Gestaltung der Wand zu übernehmen, war für Matre die schwierige Situation in dem Flüchtlingslager auf der griechischen Insel Lesbos: „Dort fehlt es an allem – Wasser, Hygiene, medizinischer Versorgung.“
Die Klopapier-Rolle ist zum Symbol der Zeit geworden
Um ihre Botschaft auf die Wand zu bringen, nutzt Matre als künstlerisches Werkzeug hintersinnig eine unserer zivilisatorischen Errungenschaften – die Klopapier-Rolle, die jetzt Mangelware und zum Symbol unserer Zeit geworden ist. Sie färbt die Rollen ein und druckt viele farbige Kreise auf den weißen Untergrund. Scheinbar begrenzt wird die Ausbreitung dieser Gebilde durch Klebestreifen, die kleine Durchlässe aufweisen. „Die Kreise schwirren wie kleine Planeten durch die Welt. Ein Dichtmachen gelingt nicht. Unser Versuch, real oder in den Köpfen Grenzen aufzubauen, kann nicht gelingen. Wir leben alle auf dem selben Planeten“, erklärt Matre ihre Gedanken.
Die Meerbuscherin findet es wichtig, auf künstlerische Weise Stellung zu beziehen: „Als Künstlerin berühren mich Diskriminierung und Ausgrenzung, die überall in der Welt das Leben von Menschen erschweren. Ich beobachte das Geschehen und arbeite weiter an der Künstlerwand. Aber bereits jetzt rät Jochen Schmitz-Linkweiler, genau hinzusehen: „Der Betrachter sollte sich einnehmen lassen von der künstlerischen Deutung dieser besonderen Zeit.“