Letzte Ruhe unter Bäumen

In Osterath gibt es jetzt den ersten Friedhain. Angehörige werden so bei der Grabpflege entlastet.

Osterath. Die Nachfrage nach alternativen Bestattungsformen, die keine Grabpflege mehr erforderlich machen, steigt. Diese allgemeine Beobachtung wird unter anderem als Ausdruck einer sich verändernden Gesellschaft interpretiert: Die Kinder ziehen in andere Städte, Menschen werden immer älter und Angehörige von Verstorbenen sind körperlich nicht mehr in der Lage, sich um die regelmäßige Pflege der Gräber zu kümmern.

Die Stadt Meerbusch hat auf diese Entwicklung reagiert und setzt mit der Schaffung von Baumgrabstätten auf dem Friedhof in Osterath einen Beschluss des Umweltausschusses um. Auf einer Fläche von rund 2000 Quadratmetern wurden 17 Laubbäume gepflanzt, Ahorn, Eichen, Buchen, die mit den bestehenden später zu einem Hain — in diesem Fall einem so genannten Friedhain — verschmelzen sollen.

„In einem Abstand von rund 2,50 Meter von jedem Baum entfernt ist dann Platz für bis zu zehn Gräber für ein oder zwei biologisch abbaubare Urnen, die kreisförmig angeordnet werden sollen“, erklärt Grünflächenamtsleiter Michael Betsch. So gebe es Raum für 340 Urnen, eine zweite, ebenso große Fläche stehe bereits als Reserve bereit. Die Pflege der gesamten Anlage übernehme die Stadt.

Blumen, Grablichter und anderer Grabschmuck sei direkt auf den Gräbern jedoch nicht vorgesehen, schränkt der Technische Beigeordnete Just Gérard ein. „Dafür gibt es den zentralen Gedenkplatz, auf dem auch die vorbereiteten Grabplatten aus Granit angeordnet sind.“ Auf jede dieser Platten könnten mehrere Erinnerungstafeln aus Naturstein aufgeschraubt werden. „In der Auswahl der Farbe oder des Inhalts der jeweiligen Gravur ist jeder frei“, so Gérard.

„Wir müssen darauf achten, dass auch ein Friedhof gut ausgelastet ist, denn nur so können die Friedhofsgebühren stabil gehalten werden“, erläutert Michael Betsch.

Der Friedhain, den es zunächst nur in Osterath geben soll, sei Ausdruck des Bestrebens, bei der Grabkultur den Wünschen der Bürger entgegenzukommen.

„Eine Erdbestattungen ist teuer, die moralische Verpflichtung, sich viele Jahre lang um das Grab zu kümmern, ist hoch. Das ist in vielen Fällen einfach nicht mehr zeitgemäß“, erklärt Just Gérard.