Mobilität in Meerbusch Nachhaltige Mobilität stärken

Meerbusch · Bürger haben beim digitalen Workshop der Stadt ihre Wünsche geäußert, wie der Straßenraum anders gestaltet werden kann. Viele wollen künftig mehr Platz für Fuß- und Radwege, aber auch für Bänke und Grün.

Zu den Wünschen der Bürger gehört auch eine verbesserte Ampelschaltung für Radfahrer.

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„Es ist eine große Herausforderung, nicht nur das Auto, sondern den Menschen in den Fokus zu nehmen“, sagte der Technische Dezernent Meerbuschs, Michael Assenmacher, beim Bürgerworkshop zum Thema Mobilität. Er hätte die Teilnehmenden lieber live begrüßt, müsse aber wegen der Coronabeschränkungen auf das digitale Format zurückgreifen. So saß nun jeder, der sich für das Thema interessierte und mitwirken wollte, am Mittwochabend vor dem Bildschirm. Rund 40 Personen nahmen diese Gelegenheit wahr.

„Meerbusch. Mobilität gestalten. Klimaneutral. Innovativ. Gemeinschaftlich“, so lautet der Arbeitstitel des Mobilitätskonzepts, das die Stadt mit Unterstützung der Beraterfirma „Planersocietät“ aus Dortmund erarbeiten will. Für die Stadt hatten sich ein fachlicher Arbeitskreis, ein politischer Lenkungskreis und eine Reihe von Bürgern zusammengesetzt. Letztere waren nun am Zuge. Als Grundlage der Diskussionen sollte die bereits erstellte Bestandsanalyse dienen, die einige durchaus interessante Informationen bereithielt.

So benutzen 51,4 Prozent der Meerbuscher das Auto, auch wenn sie nur eine Entfernung von ein bis drei Kilometern zurücklegen. Bei Strecken über zehn Kilometern nehmen die Bürger zu 81 Prozent ihr Auto. Dabei sind die Meerbuscher sehr gut mit Verkehrsmitteln ausgestattet: Jeder Haushalt besitzt 1,3 Pkw und zwei Fahrräder. ÖPNV-Haltestellen gibt es in ausreichender Zahl, auch wenn sie wie in den Rheingemeinden zu wenig bedient werden.

Daher haben die Meerbuscher die Wahl, welches Verkehrsmittel sie nehmen, so die Fachleute der Planersocietät. Diese sehen die Stadt Meerbusch auf einem guten Weg, doch es gelte, die Potenziale der Stadt noch besser zu nutzen und die nachhaltige Mobilität stärker und bewusster zu fördern. Dies soll mit dem Mobilitätskonzept erreicht werden.

Mehr Raum für Pedelecs
und Lastenräder schaffen

Als zweiter Schritt zu diesem Ziel hin soll ein Leitbild mit konkreten Zielen erarbeitet werden. Die Ideen des digitalen Workshops sollen sich darin wiederfinden. David Madden (Planersocietät) stellte zunächst fünf Trends vor, die das Konzept beeinflussen. So sei ein großer Fahrradboom festzustellen. Mehr Pedelecs und Lastenfahrräder führen dazu, dass mehr Raum für sicheres Radfahren notwendig sei. Zweitens führe die Digitalisierung dazu, dass Mobilität anders organisiert werden könne. Hierbei sei ein großer Nachholbedarf gegenüber anderen Bereichen wie Smart Living oder Home Office festzustellen. Auf jeden Fall müsse der Aspekt des Klimaschutzes im Konzept enthalten sein, ebenso wie eine verbesserte Aufenthaltsqualität im Straßenraum.

Gleichfalls dürfe der Kostenaspekt nicht vernachlässigt werden. „Das Auto ist teurer, als es wahrgenommen wird“, so Madden. Allerdings würde auch der Satz „Nutzen statt besitzen“ an Boden gewinnen. Er wies darauf hin, dass 90 Prozent der Autos nicht fahren, sondern stehen, dass sie nur 46 Minuten am Tag unterwegs seien und dass 20 bis 30 Prozent des Straßenraums für den ruhenden Verkehr verbraucht werde. „Wir müssen die Flächen anders planen“, schlug er vor. Denn der Straßenraum sei nicht vermehrbar. Vielmehr könne man durch eine andere Flächenverteilung viel erreichen. „Es gibt kein Allgemeinrecht auf einen Parkplatz im öffentlichen Raum“, machte er klar.

Ehe nun die Bürger zu Wort kommen konnten, die bereits im angeschlossenen Chatroom mit einigen Beiträgen ihre Ungeduld dokumentierten, stellte Madden weitere Punkte vor, an denen die Bürger ihre Vorschläge festmachen sollten. Wie die Anbindung an die umliegenden Städte, eine Stadtentwicklung entlang der ÖPNV-Trassen, eine intensive und ganzheitliche Fahrradförderung sowie lebenswerte und emissionsfreie Räume. Dann konnten auch die Bürger zur Tat schreiten. Sie wurden digital in drei Gruppen eingeteilt, konnten ihre Ideen in bunte Kästchen eintragen oder mit dem Gruppenleiter diskutieren.

Schnell wurde das digitale Board gefüllt. Autofreie Räume, breitere Fuß- und Radwege, kostenfreier ÖPNV im Stadtgebiet, mehr Bänke, Grün und Spielelemente statt Parkbuchten, mehr E-Lade-Säulen und Zone 30 im ganzen Stadtgebiet wurden beispielsweise notiert. Ganz konkret hieß es: Beleuchtung des Radwegs von Strümp nach Büderich, eine verbesserte Ampelschaltung für Radfahrer – und: Alles müsste noch schneller gehen. Assenmacher kündigte als nächsten Schritt eine weitere Informationsveranstaltung an, wenn es um konkrete Maßnahmen gehe. Dann sollen auch Stadtteilspaziergänge stattfinden, um sich vor Ort von der Möglichkeit einer Umsetzung der Maßnahmen ein Bild zu machen.