Radfahren in Meerbusch Vom Schandfleck zum Kunstwerk

Büderich. · Profi-Sprayer haben den Bau am Böhler Radweg kreativ gestaltet. Die Stadt hofft, dass die Wände dadurch künftig nicht mehr beschmiert werden.

Louis Ackermann und Anne Lippek gestalten das Trafo-Häuschen am Radweg Böhler.

Foto: Endermann, Andreas (end)

„Ziemlich bunt.“ So beschreibt Maler und Graffitikünstler Louis Ackermann den ehemaligen Zustand des Trafo-Häuschens am Böhler Radweg zwischen Büderich und Oberkassel. Dana Frey, Leiterin Stabsstelle Umwelt und Klimaschutz bei der Stadt Meerbusch, ist da weniger diplomatisch in ihrer Wortwahl: „Das Häuschen war total vollgeschmiert, ein richtiger Schandfleck.“

Dana Frey ist für Gestaltung des 1,4 Kilometer langen Radwegs, der in Büderich beginnt und entlang der Stadtbahntrasse bis zum Areal Böhler führt, zuständig. Zu den Plänen unter dem Motto „Landschaft-Industrie-Kultur“ gehören energiesparende Laternen mit Sensor, Infostelen und Schilder sowie Bänke und eine Wildblumenweise.

Außerdem hatte Dana Frey die Idee, die rund 20 Quadratmeter Wandfläche des Trafo-Häuschens von Profis sprayen zu lassen. „In Kempen habe ich etwas ähnliches gesehen. Die Kollegen dort haben berichtet, dass die Wände seitdem nicht mehr beschmiert werden“, so Frey. Über eine Lehrerin des Städtischen Meerbusch-Gymnasiums entstand der Kontakt zu den Düsseldorfer Sprayern, die dort beispielsweise die Kneipe Pitcher gestaltet haben. „Die Zusammenarbeit verlief total unkompliziert, und über die Motive waren wir uns schnell einig.“

Innerhalb von zwei Tagen und mit mehr als 30 Farbdosen haben Ackermann und seine Kollegin, die Malermeisterin und Graffitikünstlerin Anne Lippek, das Haus mit ihrer Kunst verschönert. Die knapp drei Meter breite Wand, die vom Radweg aus sichtbar ist, zeigt eine überlebensgroße Libelle und Disteln in Grüntönen. Die Wand, die der Bahnstrecke zugewandt ist, eine Industriekulisse in Grautönen. Lippek, die das Industriemotiv gestaltet hat, erklärt: „Die Wand zeigt das Areal Böhler, allerdings mit künstlerischer Freiheit ausgearbeitet.“

Die Grundidee hinter der Gestaltung: Fährt man auf dem Radweg und fasst das Naturmotiv ins Auge, so blickt man auch dahinter ins Grüne und auf Felder. Sitzt man hingegen in der Bahn und schaut raus, dann verschwimmt das Industrie-Graffiti auf dem Trafo-Häuschen mit dem tatsächlichen Böhler-Bau.

Viele Radler äußern sich
positiv über neue Gestaltung

Während ihrer zweitägigen Arbeit bei schönstem Spätsommerwetter haben die Graffitikünstler schon jede Menge Reaktionen auf ihre Kunst bekommen. „Der Radweg wird gut angenommen, hier war wirklich viel los“, erzählt Louis Ackermann. „Wir haben viel Lob
bekommen.“

Und Anne Lippek ergänzt: „Es waren sogar schon Radfahrer dabei, die gezielt das Häuschen gesucht haben, weil sie gehört haben, dass wir hier
arbeiten.“

Bevor die Sprayer loslegen konnten, hat die Rheinbahn ihr Trafo-Haus extra gesäubert und mit einer speziellen Beschichtung versehen. „Wir haben die Wände dann nochmals grundiert, mit Kreide die Umrisse skizziert und losgelegt“, so Lippek. „Alles lief nach Plan.“ Zuletzt wurde das offizielle Logo der Stadt auf die Wand gesprüht, natürlich im korrekten Farbton mit dem RAL-Farbcode 5002 - besser bekannt als Ultramarin.